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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0148
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

yemand darüber trutzen617 wolte, das sy alsdann erst mit gewalt und straff solchem
trutzen weren. Dawider haben sy aber geschriben, das man laider bißher im brauch
gehabt hat, die leüt gleich on verhor und bericht zü verbrennen, wenn sy die Pfaffen
allain als Ketzer der oberkait überantwortet haben. D. Luther und die seinen haben
allweg das wollen leeren, das der unglaub on das wort mitt dem schwert nit mag
abgetriben werden oder der ware glaub gepflantzet. Dann das schwert nit mehr dienen
kan, dann das es hinneme, was das gehor des worts aussen hindert, und zum gehore
anfüren. Der glaub müß auß dem gehor kommen gotlichs worts618.
Sinnp: Wolan, ich will deine drey hauptursachen sampt allem bericht und antworten
auf die einreden fleissig bedencken und Gott umb den rechten verstand anrüffen, das
thüen ir zween mit mir, so wirdt uns der Herr seine warhait in allem | R ia | volkom-
men erofnen. Hart: Lieber Sinnprecht, gib dennocht zeügknuß der warhait. Ist dir in
diser fragen gnüg geschehen oder nit? Sinnp: 619Lieber brüder, warumb wolt ich mich
aber scheühen, die warhait zü bekennen? Gott sey lob, ich erkenne nun das wol, daß
das ampt der oberkait ain hailig, gottlich ampt ist, auch im straffen des argen, welches
die Christen füren mogen und Christo, dem Herren, darin zü allem wolgefallen dienen.
So waiß ich auch wol, das alle Christen alles ir thün und vermogen dahin richten und
üben sollen, das die leüt Christum, unseren Herren, recht erkennen und im allain
geleben und das sy allerding620 nichts sollen gedencken zü üben oder fürzünemen,
darin sy nit wissen im zü mehrung seins reichs zü dienen. Item, so müß ich bekennen,
das die obren der vorigen und yetzigen zeiten, die sich der Religion mit ernst angenom-
men, damitt nit geringen nutz und fürdernuß zur gotsaligkait geschafft haben, wie du
das genügsam hast dargethon. Derhalben ichs auch darfürhalte, das ja alle obren
schuldig seind, das sy inen zum hochsten lassen angelegen sein, wie das reych unsers
Herren Jesu Christi bey den iren gefürdert werde und mitt hochsten trewen versehen,
das den iren das rain ware Evangelii und der rechte ware Gotsdienst getrewlich gepre-
digt und sy durch alle mügliche mittel darzü angefüret werden, Und dagegen alle
falsche leer und Gotsdienst mit hochstem ernst verhütet, und wa des ye etwas aufkom-
met, demselbigen mit aller strenge begegnet werde.
Doch das in dem, wie du selb yetz gesagt hast, der freündtlich bericht durchs wort
gnügsam fürgange, alle ding auch auff Gottes gnad und gaist und nit auff flaischlichen
arm gesetzt werden; Und, wie du hievor hast berichtet, in dem auch fleissig gesehen
werde, wa ain ainfältigs irren und unverschalckets621 unwissen ist, das man mitt sol-
chem gemach thüe und gnüg habe zü verhütten, das es anderen nicht schade. Mich hatt
entsetzet, das ir so häfftig tringen auff das gesatz Mose, welchs so ain erschrocklichs
und grausames würgen, verbrennen und verhergen fordert aller, die vom rechten
Gottesdienst abfallen. Wie ir aber bekennen, solchs sey ain leere, in deren wir | [R ib] |
sehen, mit was ernst wider die falsche leere und Gottesdienst solle gehandlet werden,
Doch müsse die liebe alles richten und gebrauchen zum hayl der menschen und wol
617. Sich widersetzen, aufbegehren.
618. Ygl. Ro 10,17.
619. Summari: [Marg.].
620. In jeder Hinsicht.
621. Unverschuldetes, unschuldiges; Lexer 2, Sp. 643 (s. v. schalken).
 
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