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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0153
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DIALOGI

149

begeren, auch wol vonnoten, dann mans gemainlich erfindet, das sy durch den tauff
allain fürschub irer büberey süchen. Frid: Unsere gemainschafft in Christo ist daz
hymelreich, das gehoret allain den gleubigen, die sein von hertzen begeren. Darumb
man niemand zü der Christlichen gemainschaft und den hailigen Sacramenten mit
gebott oder straffen wider seinen willen treyben solle, Ja auch niemand, der sein schon
begeret, darzü annemen, da man nitt verhoffen mag, das er des von hertzen begere.
Sinnp: Wenn aber die obren diejenigen, so sich in gmainschaft Christi begeben, wol
und ehrlich halten und die es nit thün, übel und schmahlich, wie yetz bey uns die juden
gehalten werden, Mainstu nicht, das sollichs manchen bewege, das er sich auch unsers
glaubens anneme, wann es im schon nicht umbs hertz ist? Frid: Das geschicht in
anderem güten auch, das sich die bosen offt der straff und des nutzes halb eüsserlich
viler frümkait und erbarkait annemen, da es in auch nit umbs hertz ist. | [R 4 b] j Das
müß man Gott befelhen. Der menschlichen Oberkait ist doch auch nicht mehr dann das
eüsser zu richten befolhen, ob sy wol alles, das ir ymmer moglich, dahin richten solle,
das sy den iren das hertz zü allem güten gewinne und von allem argen abwende. Dann
sy ire underthonen als ain vatter seine kinder zü irer gewissen und gantzen wolfart, die
in hertzlicher frümbkait staht, ziehen und fürderen solle.
Flart: Nun, wie gebüret sich dann, das wir die Juden, Türcken und Hayden halten?
Sollen wir sy nicht in irem aberglauben und falschen Gotsdienst bey uns gedulden?
Frid: Wir haben hievon Kaiserliche gesetz; hielten wir die, hette ich nitt zweyfel, es
solte Christlich sein. Sinnp: Was gesetz haben wir hievon?
648Frid: Co[dex] de sacri[ficiis] pag[anis et templis]649 gebeütet der Kaiser, das alle
Gotzentempel an allen orten im reych verschlossen sein sollen und niemand mehr den
Gotzen opferen und wer das übertrette, mit dem schwerdt gestraffet und sein güt dem
Kaiserlichen fisco zügeaignet werden. Deßgleichen vermogen auch die nachgenden
gesetz in disem titel. Den Juden haben die Kaiser wol ire Synagogen zügelassen, dabey
aber inen bey verlierung ires güts und unwiderrüflicher verschickung ins ellend
verboten, die Christen in iren irrthumb zü verfüren oder unseren Christlichen glauben
zü schmahen, Cofdex] de Iudaeis et coel[icolis] L[ex] Iudaeos et L[ex] Iudaei650. Also
haben die Kaiser auch beden, den Juden und Hayden, alle ehrliche ampter und verwah
tung über die Christen abgestricket651, wie wir das haben Co[dex] de Haerfeticis] et
Man[ichaeis et Samaritis] L[ex] Quicumque652. Auß disem sichstu, das die Christlichen
Kaiser die ungleubigen, so von anfang im unglauben gewesen, in alleweg nachgilti-
ger653 dann die gleubigen und darzü auch schmahlich gehalten haben und inen nitt
gestattet, den Christlichen glauben zü verletzen oder die Christen davon abzuziehen,
654Den Hayden auch nit, ire Gotzendienst zü üben. Den Juden haben sy, weyl die doch
etlichermassen Gott nach seinem gesatz dienen, ire Synagogen und Fest nachgeben.
648. Der christlichen Kaiser gesete^, wie man die ungleubigen halten soll. [Marg.].
649. Corpus Iuris Civilis, Cod. I, 11,1.
650. Corpus Iuris Civilis, Cod. I, 8,11.16.
651. Weggenommen, verboten.
652. Corpus Iuris Civilis, Cod. I, 5,8.
653. Minderwertiger, geringer.
654. Die ungeleübigen sollen bey den Christlichen obren ires ungelaubens entgelten. [Marg.].
 
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