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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0159
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DIALOGI

155

gig bleyben und sich scheühen, mit den rechtgleubigen in allen gotlichen dingen ware
gemainschafft zü halten. Wol findet man vil, die mitt worten und ausserem gepreng685
in sachen der religion vornen daran sein wollen, die gar nichts taugen. Das aber under
den war gotsforchtigen weisen und verstendigen zur regierung sein solten, die gotli-
; cher sachen so verstendig waren, das sy auß der leere des hailigen Evangelii nit solten
vernemen künden, in was schwaren mißbrauch alle Kirchenübungen kommen sein
und wie die nach dem wort des Herren zü reformieren und in rechten brauch zü brin-
gen seind, das kan ich warlich nitt verstehn.
| [S 4 b] | 686Wer ist doch in gottlichen sachen so ainfaltig, der anders auch nach
10 Gott frage, der nitt erkennen solte, das die, so das Christlich leben andere leeren, in
demselbigen auch selb fürtreffen sollen und mit der warhait kains lasters mügen
beklaget werden? Und so die schrift ainen, der ains weibs man ist687, wa er die anderen
tugenden diß ampts hat, zum Bischoflichen ampt und Kirchendienst nitt verwürffet,
leeret aber, das die kain thail am reich Gottes haben und das wir mit solchen nitt essen
15 sollen, die büler, geitzige, lesterer und mit anderen lasteren behencket seind688, wer
künde doch von allen, die Gott warlich vor augen haben, nicht leichtlich vernemen,
daß das Gottgefelliger und der gemain fruchtbarer sein müsse, von denen das hailig
Evangelion horen und die hailigen Sacramenten empfahen, die von der ordenlichen
oberkait darzü verordnet, des gotlichen worts verstendig und ains züchtigen erbaren
20 wandels seind und aber in der Ehe, dann das man sich der gemainen Pfaffen und ires
thüns halten wolte, wider den mehreren tayl der oberkait und der gemain. Welche
Pfaffen im wissen gottlichs thüns und lebens also seind, das layder alle welt über sy
klagen müsse. Haltet sich doch laider die sach bey dem gemaynen hauffen der Bäpstli-
chen Pfaffhait also, das sy nitt allain nach gotlichem, natürlichem und Kayserlichem,
2; sonder auch Bäpstlichen rechten in disem ampt nit mügen geduldet werden.
Wer wolte dann von kinderen Gottes auch des unwissens sein, das er nitt alsbald
erkennen solte, das nach der so offenbaren leere Pauli alles singen, lesen und betten in
der gemain solte mit rechter andacht und in der sprachen, die die gemayn verstehn
mag, geschehen, damit es alles zü gemainer besserung der gotsäligkait verrichtet
30 wurde689. Und das Gott schwärlich geschmähet wirdt mitt dem gemaynen singen und
lesen der Pfaffen, das in vilen stucken abergleubisch und wider das wort Gottes ist, und
dann alles der mehrer thayl allain umbs brauchsi willen on verstand und hertz geübet
wirdt.
Sinnp: Lieber, es halten sich aber unsere newen Pfaffen zun offtermal, das die
35 oberkait deren thün ir nit kan gefallen lassen. Frid: Ich rede aber hie von der oberkait,
die mitt rechtem | T ia | ernst versicht, das sy ware Christliche und recht taugliche

j) bauchs.
685. Zeremoniell, Pomp.
686. wer der warhait will, sicht bald, %u welcher gemain er sich halten solle. [Marg.].
687. Vgl. 1 Tim 3,2.
688. Vgl. 1 Kor 5,11.
689. Vgl. 1 Kor 14,5 ff.
 
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