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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0176
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172

OBRIGKEITSSCHRIFTEN

wir dennocht auch niendert, das weder bey den Juden noch hernacher bey den alten
Christen ye die Stett oder Herren, so under den Künigen und Kaiseren gewesen,
falschen Gotsdienst thätlich haben abgeschaffet, sonder lesen, das sollichs bey den
Juden die Künig und bey den Christen die Kaiser gethon haben? Und bey dem hailigen
Ambrosio804 lesen wir, das er etlichen, die den Juden ain Synagog verbrennet hatten,
des bey dem Kaiser mußte verzeyhung erwerben.
805Frid: Die gewält und oberkaiten, wie die allenthalben seind, also seind die von
Got geordnet806, zeüget der hailig Paulus. Die Künig bey den Juden und hernacher die
Kaiser bey den Christen haben ain Monarchi gehebt und durch ire amptleüt allenthalb
regieret und haben dazümal kain Stett oder Herren für sich selb regiment oder gewalt
gehabt, satzungen und ordnungen zu machen, wie das Gott den Stenden des hailigen
Reychs in Teütscher Nation verlyhen hatt.
807Sinnp: Durch wen hat uns aber Gott diß verlyhen? Empfahen nit die stend ire
Regalia vom Kaiser?808 Frid: Ja, von wem ist aber der gewalt urspringklich? Sinnp:
Man wayß wol, da.s aller gewalt von Gott ist809. Noch wirt bey uns der ordenlich gewalt
den stenden des Reyches durch Kai. Maj. zügesteliet. Frid: Recht, dabey bleibe. Durch
Kai. Maj. wirt der gewalt den stenden des Reychs zügestellet. So sag nun, was gewalts
wirt durch Kai. Maj. den stenden des Reichs zügestellet? Ists nit Merum Imperium?810
Ists nitt gewalt, gesetz und Statuten zu machen und das gantz leben der iren nach
gotlichem, natürlichem, Kaiserlichem und aigen Stattrechten zü regieren?
Sinnp: Ja, der iren und mit der maß, die inen der Kayser gibt. Die pfaffen seind aber
nitt die iren. So nimmet der Kayser die religion auß in der maß des gewalts, den er den
stenden züstellet. Frid: Lieber Sinnprecht, vor hab ich gesagt, das die Kai. Maje. den
stenden des hailigen Reichs gewalt gibt zu regieren in ainem bestimmeten kraiß und
benanten zwing und bann811, | [X 4a] | und was darin arges fürgeht, haben die obren
yedes orts zu straffen. So hat nye kain Kaiser falschen Gotsdienst und verbannete leer
außgenommen, das die ordenlichen oberen dieselbigen nit abschaffen sollen.
812Sinnp: Kai. Maje. hatt aber die erkandtnuß, was falsche leere und Gotsdienst seye,
außgenommen und im jüngsten Augspurgischen abschyd813 weyters eben die leere und
Cerimonien, die ir wolt thätlich abthün. Frid: Sollich außnemen ist nit beschehen, als er
die Regalia gegeben hat, und hat Kai. Maje. nie gewolt yemand seine freyhaiten und
gerechtigkaiten minderen, sonder mehren814. Züdem, wie vor gesagt815, hatt Gott

804. Vgl. Ep. 40 und 41. MSL 16, Sp. 1103.1113.
805. Etwan ist es ain anders mitt den Kaiseren gwesen dann jet^. [Marg.].
806. Vgl. Ro 13,1.
807. Wie die stende des reichs iren gewalt von got durch RAfserliche] dAJjestat] haben. [Marg.].
808. S. oben S. 81, Anm. 184.
809. Vgl. Ro 13,1.
810. s. oben, S. 41, Anm. 5.
811. s. oben S. 168, Anm. 776.
812. Wie die religion von A«/[serlicher] TUfjestat] vorbehalten seje. [Marg.].
813. 1530. Vgl. K. Ed. Foerstemann (Hg.): Urkundenbuch zur Geschichte des Reichstags zu
Augsburg im Jahre 1530. Nach den Originalen und nach gleichzeitigen Handschriften. 2 Bde.
Halle, Waisenhaus 1833—1835.
814. Durch die Wahlkapitulation (3. Juli 1519); vgl. RTA 1, Nr. 387, S. 864—876 (besonders
 
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