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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Hrsg.]; Neuser, Wilhelm H. [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Strohm, Christoph [Hrsg.]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0178
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OBRIGKEITSSCHRIFTEN

Sihe, hab ich nicht yetz mehrmalen gesagt, das die pfaffen zu kainem argen gefreyet
seind? Sy seind aber des gerichts und der erkandtnuß der weltlichen gefreyet 821 .
Frid: In offentlichen und bekandtlichen gottslesterungen und verkerungen aller
gotsaligkait? Sinnp: Darfür halten die pfaffen ir thün nicht, und wirt darfür nicht
gehalten von den fürnemesten oberkaiten, die in gantzer Christenhait seind. 5
Frid: Es müß aber yeder Christ, mein Sinnprecht, seines glaubens leben und yeder
seinen befelch also außrichten, wie ers waißt vor Gott zü verantworten. Derohalb, wa
die oberkaiten auß dem wort Gottes geleret seind, was grewel, gotslesterung und
verergerung 822 der armen in den Bapstlichen Cerimonien seind, müssen sy warlich irem
ampt nach Gottes willen und der erkandtnuß, die inen Got verlyhen, gnügthün und 10
solche grewel, gotslesterung und ergernuß zum fürderlichesten abschaffen, wafür
es joch ander halten, wir seind Christi, und alle ding seind zü seinem dienst unser,
i.Cor. 3 [21]. Da müß man j Y ia j mehr Gott dann aller welt gehorchen 823 . Unrecht
mag ain Christ mit gütem gewissen wol leiden, aber nit thün oder das befolhen güt
lassen 824 . 15
825 Wenn der Fferr Jesus nun wirt sein gericht halten und die erscheynen, so auf erden
oberkaiten gefüret und wol gewisset haben, das sy sollen alle gottslesterung und
ergernuß bey den iren abstellen, auch wol erkennet, was gottslesterung und ergernus-
sen gewesen seind und die aber lassen bleyben umb der menschen wilien, was wirt der
Herr zü solchen sagen? Mainest nit, er werde sprechen: Ir hapt wol ewer ampt durch 20
meine diener empfangen, Kaiser, Künig und andere Herren und meine amptleüt, aber
doch entlich von mir. S26 Mir ist vom vatter aller gewalt im himel und erden gegebend 21 Mein
seind auch die schaflin, über die ir geregieret haben, und das sy mir allain lebten, hab
tch für sy mem blüt vergossen. Euch hab ich inen zü underhyrten gesetzet 828 , das ir sy
zü güter wayd, rechter leer und Kirchenübungen und was zü gottsaligem leben ymmer 25
fürderen mag, füreten und vor aller ergernuß bewareten. Warumb habt irs underlas-
sen? Warumb seynd ir flüchtige miedtling worden 829 ? Warumb habt ir mein gehayß nit
mehr bey euch gelten lassen dann der welt? Habt ir euch dann mein vor der argen
Ehbrecherischen welt verleügnet, so will ich mich auch ewer verleügnen vor Got, meinem
himelischen vatter, und allen seinen hailigen Englen 830 . Wie wirdt das lauten? 30
Hart: Ich müß auch darzü reden. Ir sagt, lieber Sinnprecht, vil von der maß des
gewalts, den die underen oberen haben und von dem außnemen der pfaffen. 831 Es wirt
das vogtampt, schülmaisterampt und andere ampter auch durch ain oberkait befolhen.
821. Gemeint ist die Immunität der Kleriker, die sich besonders in der geistlichen Gerichts-
barkeit verkörpert.
822. Verderben.
823. Vgl. Apg 5,29.
824. Unterlassen.
825. Da^jiingst gericht. [Marg.].
826. Aller gewalt ist Christi. [Marg.].
827. Mt 28,18.
828. Vgl. Apg 20,28.
829. Vgl. Jo 10,13.
830. Mt 10,33.
831. Gleichniß vom vogtampt. [Marg.].
 
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