i7S
OBRIGKEITSSCHRIFTEN
went. Ist die 64. Epistel des 9. büchs852. In der 54-853 rüffet er mit gleichem ernst an den
Künig Theodorichen™ wider die Symoney und andere laster der Priester. Und gibt dise
ursach dar: »Dann ewerem reych«, spricht er, | [Y 3 b] | »nutzete es in alleweg, wa-
durch straf ewerer Majestat gebesseret wurde, das an den orten wider Gott gehandlet
wirdt.« Dergleichen schreibt er an andere oberen auch.
854So dann dem volck gefarlich ist, und füret die rach Gottes über gantze land und
reich, wenn die oberen den geringeren sünden der Priester züsehen und die nicht durch
zeytige straff855, wie dann der h. Gregorius in dem auß grund der schrifft redt, was
wurde nun bringen, wenn man wolte züsehen, das die genanten gaistlichen mit sol-
chem trutz wider die bekandte warhait ir so gar verkerts und gantz abgottisch wesen in
der leer und den Kirchenübungen ymmerfurt treyben solten? Falsche leer und verker-
ter Gottesdienst seind ye das, darüber Got am schwaresten zürnet. Hart: Ja, wolten
wirs sehen, der zorn Gottes lasset sich gereyd856 bey uns scheinbarlich sehen. 857Dann
weyl die genanten gaistlichen also offenlich und mit solchem pracht und ansehen anstat
der waren leere und des ainigen rechten Gotsdiensts ire verkerete leere und Cerimonien
üben, machen und erhalten sy inen allweg ainen grossen anhang fürnämer und wolge-
achter leüt, die halten sich dann bey solchem falschen gotsdienst auch ansichtig und
dürstig als die bey dem gotsdienst standen, der in der welt noch die ehr und den nutz
zum hochsten hatt. Dagegen aber ist den recht gottsäligen, wie oben gesagt858, auch
nichts häftigers angelegen dann die ware leere und die rechte Christliche Kirchenübun-
gen. Hiemit erwechset ain solliches streiten, kempfen und trachten yedes thails, wie
dem anderen sein Gotesdienst nidergelegt werde. Tragen sich dann auß disem vil
sachen zü, deren sich die alten verstendigen liebhaber burgerlicher wolfart hoch
entsetzet hetten. 859Geschicht also durch dise jämerliche spaltung der religion, das nitt
allain die gotsäligkait, sonder auch die burgerliche ainigkait und wolfart in hochste
gefärlichait gesetzet wirt. Dann under den allergaistlichsten allweg gar vil flaischlicher
seind, die inen vilmehr lassen angelegen sein, wie sy den biß860 behalten, dann wie das
reich unsers Herren Jesu aufgange. In dem schlagen sich dann auch zü bose aufrürische
gemütter, die auß dem, das man also der religion halb, welche bey allen rechtgeschaff-
nen Policeyen | [Y 4 a] | das hochst ist, so gefehrlich getrennet ist, verhoffen gantze
zerstorung der policey, bey deren sy dann vermainen, irem verderbten wesen oder
sunst Teüfelhäfftigen begirden mehr rath zü fmden.
861Welche dann in diser sachen nit streitig seind und auch nach kainer enderung der
m) Tdeodorichen.
852. Vgl. Indictio 4. Iun. 11,46; MGH Epistolae 2, S. 318h; Reg. Pont. Rom. Nr. 1837.
853. Vgl. Indictio 4. Iun. 11,47; MGH Epistolae 2, S. 319h; Reg. Pont. Rom. Nr. 1838.
854. Collectio. [Marg.].
855. Zu ergänzen: ahnden.
856. Bereits, jetzt schon.
857. Ansichtiger anhang der genanten gaystlichen. [Marg.].
858. s. oben S. 113 ff.
859. Was auß der spaltung der religion erwachse. [Marg.].
860. Den Bissen, d. h. die Einkünfte, die Stelle, die Pfründe behalten.
861. Wa% üppige flaischliche menschen inen auß diser spaltung nemen. [Marg.].
OBRIGKEITSSCHRIFTEN
went. Ist die 64. Epistel des 9. büchs852. In der 54-853 rüffet er mit gleichem ernst an den
Künig Theodorichen™ wider die Symoney und andere laster der Priester. Und gibt dise
ursach dar: »Dann ewerem reych«, spricht er, | [Y 3 b] | »nutzete es in alleweg, wa-
durch straf ewerer Majestat gebesseret wurde, das an den orten wider Gott gehandlet
wirdt.« Dergleichen schreibt er an andere oberen auch.
854So dann dem volck gefarlich ist, und füret die rach Gottes über gantze land und
reich, wenn die oberen den geringeren sünden der Priester züsehen und die nicht durch
zeytige straff855, wie dann der h. Gregorius in dem auß grund der schrifft redt, was
wurde nun bringen, wenn man wolte züsehen, das die genanten gaistlichen mit sol-
chem trutz wider die bekandte warhait ir so gar verkerts und gantz abgottisch wesen in
der leer und den Kirchenübungen ymmerfurt treyben solten? Falsche leer und verker-
ter Gottesdienst seind ye das, darüber Got am schwaresten zürnet. Hart: Ja, wolten
wirs sehen, der zorn Gottes lasset sich gereyd856 bey uns scheinbarlich sehen. 857Dann
weyl die genanten gaistlichen also offenlich und mit solchem pracht und ansehen anstat
der waren leere und des ainigen rechten Gotsdiensts ire verkerete leere und Cerimonien
üben, machen und erhalten sy inen allweg ainen grossen anhang fürnämer und wolge-
achter leüt, die halten sich dann bey solchem falschen gotsdienst auch ansichtig und
dürstig als die bey dem gotsdienst standen, der in der welt noch die ehr und den nutz
zum hochsten hatt. Dagegen aber ist den recht gottsäligen, wie oben gesagt858, auch
nichts häftigers angelegen dann die ware leere und die rechte Christliche Kirchenübun-
gen. Hiemit erwechset ain solliches streiten, kempfen und trachten yedes thails, wie
dem anderen sein Gotesdienst nidergelegt werde. Tragen sich dann auß disem vil
sachen zü, deren sich die alten verstendigen liebhaber burgerlicher wolfart hoch
entsetzet hetten. 859Geschicht also durch dise jämerliche spaltung der religion, das nitt
allain die gotsäligkait, sonder auch die burgerliche ainigkait und wolfart in hochste
gefärlichait gesetzet wirt. Dann under den allergaistlichsten allweg gar vil flaischlicher
seind, die inen vilmehr lassen angelegen sein, wie sy den biß860 behalten, dann wie das
reich unsers Herren Jesu aufgange. In dem schlagen sich dann auch zü bose aufrürische
gemütter, die auß dem, das man also der religion halb, welche bey allen rechtgeschaff-
nen Policeyen | [Y 4 a] | das hochst ist, so gefehrlich getrennet ist, verhoffen gantze
zerstorung der policey, bey deren sy dann vermainen, irem verderbten wesen oder
sunst Teüfelhäfftigen begirden mehr rath zü fmden.
861Welche dann in diser sachen nit streitig seind und auch nach kainer enderung der
m) Tdeodorichen.
852. Vgl. Indictio 4. Iun. 11,46; MGH Epistolae 2, S. 318h; Reg. Pont. Rom. Nr. 1837.
853. Vgl. Indictio 4. Iun. 11,47; MGH Epistolae 2, S. 319h; Reg. Pont. Rom. Nr. 1838.
854. Collectio. [Marg.].
855. Zu ergänzen: ahnden.
856. Bereits, jetzt schon.
857. Ansichtiger anhang der genanten gaystlichen. [Marg.].
858. s. oben S. 113 ff.
859. Was auß der spaltung der religion erwachse. [Marg.].
860. Den Bissen, d. h. die Einkünfte, die Stelle, die Pfründe behalten.
861. Wa% üppige flaischliche menschen inen auß diser spaltung nemen. [Marg.].