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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0189
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DIALOGI

185

warlich on ansehen [ Z 4 a j der person alle gotslesterung abstellen. Und weyl der groß
gewalt und das fürneme ansehen das arg allweg erger und ergerlicher machet, gebüret
sichs, den falschen Gottesdienst der gewaltigeren und hoheren styfften zum fordersten
abzuthün. Willtu aber Kai. Maje. gehorchen in dem, so sy yetz auff das falsch angeben
; und gotloß anhalten der pfaffen in worten begeret, müßten wir warlich der geringsten
Begeinen 905 in iren falschen gottsdienst nichts tragen 906 . Unrecht ist unrecht, es thüe es,
wer da wolle, und allweg sovil unrechter, sovil es grossere thünd. So solle bevorab 907 in
der straff des falschen gotsdiensts kain person, auch nit kind, weyb, vater oder müter
angesehen werden, Deut. 13 [7].
10 908 Frid: Ach, lieben brüder, es ist nichts, das man sich an hoheren styften mehr
ungehorsame scheühete, sonder sovil sy mächtiger seind, sovil mehr fürchtet man iren
gewait, auch etwan verlust des gewinns. Am rechten glauben fehlet es und an der
gehorsame gegen Got. Wa hieran nit mangel wäre, künde man wol wissen: ye grosser
gewalt und vermogen, ye mehr befreyung der welt, das sovil mehr dem reych Christi
1; schmach geschehe und grossere ergernuß bey den ainfältigen angerichtet wurde.
909 Sinnp: Nun, wie wolt ir aber denen oberen thün, die in Stetten und anderstwa sich
vor dem gewalt der genandten gaistlichen und ires anhangs sovil entsetzen, das sy inen
ire mißbreüch nit dürffen abstellen, versehen 910 doch, das die iren, so sy anders selb
wollen, Christliche leer und Cerimonien haben?
20 Frid: Was solten wir inen thün? Man soll die schwachen im glauben nitt hinwerf-
fen 911 . Man soll sy aber auch getrewlich ermanen, was ir ampt vermoge und das auß
solcher offenlicher und trutzlicher verachtung und verspottung Gottes, wie die layder
in dem verkerten Gottesdienst der genandten gaistlichen geübet wirt, aller unrath an
leib und seel gewißlich zü erwarten ist, wie das alle Propheten zeügen.
25 Sinnp: Wie, wenn aber in ainer oberkait Gotsforchtige und güthertzige leüt wären,
die von wegen des gegengewalts nitt vermochten, die falsche leer und verkereten
Gotsdienst abzu- | [Z 4 b] | schaffen, wie sy doch gern wolten? 912 Frid: Nit vermoch-
ten? Dem gleübigen seind alle ding moglich 913 , die ymmermehr Got gefellig und güt seind.
Darzü gibt Gott auch seine mittel und ordenliche, schleünige weg, das nichts mit
3° aufrhür oder emporung geschehen dorfe. Das kan aber doch auch wol geschehen, das
von sünd wegen des volcks Gott den oberen in der that, de facto, das vermogen nitt
gibt des, das sy sunst von rechts wegen zu thün füg und recht haben. Als so er ainem
vatter, der seine kind neeren und ziehen solle, das vermogen laßt entnommen werden,
das er sy nit neeren oder ziehen kan. Mose solt die kinder Israel ins land Canaan füren,
905. Beginen: fromme Frauen, die ohne bindendes Gelübde und ohne Ordenszugehörigkeit
ein gemeinsames Leben führen. In der Geschichte wurden sie oft der Ketzerei verdächtigt. Vgl.
RGG 1, Sp. 959.
906. (Ihr) nichts (an Veränderung) in ihren falschen Gottesdienst hineintragen.
907. Vor allem, zuallererst.
908. Warumb den hohen stiften vor anderen verschont iverde. [Marg.].
909. Von den schwach geleübigen oberen. [Marg.].
910. Bemühen sich.
911. Vgl. Ro 14,1.
912. Von ainer Oberkait, die gegengewaldts halben mitt der that nitt vermage, was sj solte. [Marg.].
913. Mk 9,23.
 
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