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Bucer, Martin; Stupperich, Robert [Editor]; Neuser, Wilhelm H. [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Strohm, Christoph [Editor]
Martin Bucers Deutsche Schriften (Band 6,2): Zum Ius reformationis: Obrigkeitsschriften aus dem Jahre 1535 ... — Gütersloh, 1984

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https://doi.org/10.11588/diglit.29832#0243
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F. SYNODUS HABITA

239

gemein gebet vnd Gottes wort versaumen wolte, ja auch etlicher massen verhinderen.
Als dann geschicht, wan man mit einem langen gezötter 45 inn die kirch einher zihet
vnder der zeit, so man prediget oder gemein gebet vnd Gottes lob übet. Derhalben die
prediger das volck mit dem Gottes wort von solcher onweisen 46 nemen vnd dahin
5 weisen sollen, das, wer dem anderen aus christlicher liebe zum tauff vnder den zeiten
der gemeinen empter dienen wölle, sich inn der kirchen anfangs der empter versamle
vnd dann zur zeit des tauffs herbei drette 47 vnd demnach das kind heim geleiten helffe.
Also wirt dem besseren recht ausgewartet 48 vnd das geringer doch auch nicht nachge-
lassen.
10 14. Wann dann der h. tauffe den kindern auff solche zeit des gemeinen ampts
begeret worden, so sollen die pfarrer die materj der predig, so sie vorhaben, etwas
kürtzen 49 vnd vom h. Tauffe erinnerung thün, also das solich erinnerung 50 mit der
anderen predig die stund erst fülle 51 . Weil auch die erinnerung des h. Tauffs inn sich
hat, die gantz christlich lere, so mögen 1 die prediger dem volck nichs nutzlichers
15 eintreiben, dann eben die geheimnüs des h. Tauffs vnd aus der selbigen die leut jmer
besser berichten von der sünden, von warer erkantnüs vnd rewe der sünden, von der
erlösung durch den tod vnd aufferstendtnüs Christj, von der gaben des h. geists vnd
des newen lebens, von der gemeinschafft vnd zucht der kirchen. Vonn welchen stük-
ken die | 767 j leute zwar, das man sie offt vnd vil erinnere“ vnd vermane, wie das leider
20 ann jrem leben zu fil eigentlich gesehen wirt, hoch bedörffen.
15. Wann dann die erinnerung von dem h. Tauffe vff das ende der predig beschehen
vnd die predig damit beschlossen, so solle auch das gebet fur die kinder vnd die sie
bringen vnder dem anderen gemeinen gebet geschehen, wie die formen solichs gebets
inn gemeiner kirchenordnung fürgeschriben sind 52 .
25 16. Wa dann das h. Abentmal nit zu halten sein wirt, so solle der pfarrer, nach dem das
volck auch inn der stille bei sich selb gebetten 53 , auff das gemein gebet von jm vorgespro-
chen, das Euangelion von kindlin auch vff der Cantzlen fürlesen 54 . Vnd darauff heissen,
die kindlin zum Tisch des Herren tragen mit vertröstung, das der Herre auch sie im h.
tauffe inn sein reich gnediglich auffnemen vnd zur seligen widergeburt segnen wölle.
30 Vnd solle der h. Tauff darumb auff dem tisch des Herren gehalten werden, damit alle
handlung von der gemeinde desto baß 55 gesehen vnd verstanden werde.
t) add. über der Zeile.
u) korr. v. B.
45. Gezötter (gezoter): Gefolge.
46. Bedenkliche Gepflogenheiten, Unfug.
47. Trete.
48. Das Wichtigste kommt voll zur Geltung, wird voll gewährleistet.
49. Materj der predig verkürt'gen cum bapti^andum. [Marg.].
50. Ermahnung, Instruktion.
51. Hieraus wäre zu schließen, daß die Predigt normalerweise eine Stunde dauerte.
52. Vgl. F. Hubert, Strassburger liturg. Ordnungen, S. 44ff.
53. Jn der stille lassen betten. [Marg.].
54. Mk 10,13 —16.
55. Besser.
 
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