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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0061
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2. Kirchenordnung [um 1531]

Vonn ainmundigkeit der ler zuhanndthaben
So nun ainer also angenommen und zum predig
ampt berufft wurd, dem soll erstlich auffgelegt wer-
den, das er nichts predigen oder leren soll, das der
hailigen biblischen schrifft unnd den drew simbolis,
Apostolico, Niceno, Athanasii29, zuwider und ent-
gegen sey, damit die bischoff und diener das volck
ainhelliglich weissen und leren (wie dann der heilig
David sagt, psal. 68 [12-13], der Her werde vil scha-
ren der evangelistenn schicken, unnd die kunig der
herscharen, das sind die apostel, werden ains sein),
auff das die gemaind nit durch vil gezenck und man-
cherley fremder leer und fragen umbgetriben und
zertrent werden, welchs dann Paulus an vil orten
will verhiet haben, als furderlich zun Ephesern am
4. [14], das wir uns nit lassen von ainem yeden wind
der leer hin und her wehen, unnd auch Hebre. 13 [9].
So aber etwan ainer von den dienern der kirchen
oder auß der gemaind were, der etwas newer leer fur
sich hette, die er vermaint, in hailiger schrifft ge-
gründt sein, soll im keins wegs gestattet werden, die
selbigen weder heimlich noch offentlich außzugies-
sen, sonder zuvor für die eltesten gebracht werden.
Die sollen sich dann mitsampt den predicanten mit
im ob sollicher leer besprechen und ersuchen, ob sol-
licher sein gründ vest sey unnd in der schrifft be-
stehn muge. Dan Johannes in seiner epistel, 1. cap.
430, lert uns, das wir | 12| nit ainem yedem geist glau-
ben sollen, sonder wir sollen die geister probieren, ob
si auß Got seyen, und Paulus, 1. Tess. 5 [19], will die
geister unveracht und unaußgelescht haben, doch
das man alles probiere und allein das gut behalt,
dann ob man wol die geister nit auslöschen sol, so
sollen sich doch die geister auch under der gemaind
richten lassen, 1. Corint. 14 [32].
Damit aber ain yder prediger, pfarher, helffer
oder schulmaister seins ampts desto flissiger warten
müge, soll er sich seiner verordneten narung und be-

d Gestrichen: Den predicanten aber in gemaindt soll auff-
gelegt unnd bevolhen werden, das sy alle jar zu vier ma-
len den cathechismum den kindern und jungen neben
und ausserhalb iren gewonlichen predigen und zit pre-
digen und furhalten, wie es dann Gott auch bevolhen
hat.

soldung benügen lassen und keinem gestattet wer-
den, ainich weltlich geschäfft, als handtwerck oder
gewerb, zu uben und bruchen, lut des spruchs Pauli,
2. Timo. 2 [4]: Niemandes streitet und flicht31 sich in
der narung geschäfft, auff das er gefalle dem, der in
zum streitter auffgenommen hat. Darzu soll im auch
bevolchen werden oder auffgelegt, das er nach sei-
nem vermügen umb bücher trachte, wie auch Pau-
lus, 2. Timo. am letzten [4,13], nach seinen büchern
schickt, darzu flissig anhalt mit studieren und lesen,
wie Paulus, 1. Timo. 4 [13.16], ermanetd. 113 |
So aber ainer unflissig were unnd seines ampts
nit trulich wartete oder sich sunnst ergerlich hielt
in seinem leben und wandel, soll er erstlich darumb
gestrafft werden und vermanet, und wa kein bösse-
rung da gespurt noch zuversichtlich were, gantz
und gar geurlaubet werden. Dan es muß ye gesche-
chen nach dem spruch Davids am 108. psalmen
[Ps 109,8], das der ungerecht verstossen werd und
sein ampt oder bisthumb ain annderer entpfach, wie
es auch dan die apostel bruchten, das Judas war hin-
gangen an sein ort, und der Her sollichs auch
trewt32 durch die propheten Hoseam am 4. [1-19]
unnd Ezeche. am 34. [1-31], das er die gotlossen hir-
ten und priester welle verstossen und seines ampts
berauben.
Dieweyl aber die jhenigen, so das predigampt
tragen, die laster straffen und antasten müssen, der-
halben in dan vil findtschafft unnd widerwillen bey
den zuhörern und angetasten erwächst, so soll man
nit aines klag annemen oder gelten lassen, es sey dan
so gar offenbar unnd mit gnugsamer unnd glaubwir-
der kundschafft bewisen, wie dann Paulus seinen
Timotheum leret, 1. Timo. 5 [19], unnd spricht:
Wider ainen eltesten aber nemm kein klag auff, aus-
ser zweyer oder dreyer zeugen.
Dargegen soellen auch die zuchthern und elte-
sten ob den getrewen, flissigen dienern halten und
wachen, das sy nit geschmecht, gelestert und ge-

29 Apostolisches, nizänisches und athanasianisches Glau-
bensbekenntnis, BSLK S. 21-30.
30 1Joh 4,1.
31 Verwickelt.
32 Androht.

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