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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0066
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Reutlingen

Damit auch sollich spann nit verschlagen65 und
sich etwas irthumb oder ansprach66 vor der kir-
chen67 er- |25| heebe, so soll man hinfuro kein ee
einsegnen und geben, sy sey dann am suntag darvor,
so die gantz kirch versamlet ist, zu der morgenpre-
dig offentlich verkundt worden, damit sollichs
menglich gewar, und so ainich fäl, spenn oder irrung
da were, sollichs anzeigen müge. So aber sich ye
spän zutriegen, soll man die selbigen an die verwal-
ter der christlichen gemain bringen, die sollen als-
dann sy nach lüt der heyligen biblischen geschrifft
und kaisserlichen rechten entschaiden und vertra-
gen.
Item, so sich span erhieben zwischen zwai ehe-
gemachel, das sy sich zuschaiden begerten, es were,
das aines ab dem anndern klagte, eebruchs oder
annder mangel halb, so die ehe schaiden mugen, als
da aines das ander vom glauben zwinge oder der un-
glaubig nit bleyben oder sunst von natur oder durch
menschen hannd untüchtig zur ee were oder sich
ains dem anndern wider seinen willen entzieche und
hinweg lieff, sollen uber sollichs die Eerichter allweg
lut der heiligen geschrifft erkennen und beschaid ge-
ben.

65 Umschlägt, verschlimmert.
66 Forderung, Anklage, DRW I, Sp. 730f.
67 Gemeinde.

Disse obgemelte ordnungen seyen zu Gott und or-
denlichem regiment der kirchen kurtzlich auß heili-
ger schrifft zusamen zogen, welche auch hernach, wa
es die nodturfft der kirchen erhaischte und es Gott
besser anzogte und geben mocht, gemeret und ge-
mindert werden, wie es die zit |26| unnd besserung
ainer christenlichen gemain erforderte. Dann was
also in der Kirchen verordnet würdt, soll nit stehn
unnd unzerbrechlich sein, sunder alles zur besserung
und bawung gericht sein68. Und sollen die ordnun-
gen, sover es nit wider Gottes wort ist, der kirchen,
und die kirch nit den ordnungen weichen und nie-
mandts gewissen darmit beschwert werden, wa nit
Gottes wort da statt und die ordnung in heiliger
schrifft zuhalten gebotten wirdt. Dann wir hoffen,
er werd dermal eines seiner kirchen auch frid geben,
durch welches vil frommer, geschickter, christlicher
menner zuhauff kommen, und was in der kristenli-
chen kirchen zuverordnen nutz und gut sein wirdt,
sich auß heiliger schrifft miteinander entschliessen,
durch welchs vil gebessert und verordnet möchte
werden zu auffnung69 und fürgang beder, christ-
licher leer unnd lebens.
Darzu hellff uns Gott, amen.

68 1Kor 14,26.
69 Aufrichtung, Förderung.

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