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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0108
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Ulm

durch er berüert ampt verrer nicht verwaltten
möcht, beladen wird, soll ain erbar rhat jeder zeit an
der selben statt andero seines gefallens erwöhlen und
nemmen, damit inn angeregter ordnung nicht man-
gel erschein.
Von handlung der herren, so an die zwölff
zubringen ist
2. Wo sich auch sachen und handlung zutrüegen, das
die drey, so jederzeit inn dem ambt sein, der andern,
ir mitzugeordneten, nottürfftig weren oder würden,
sollen sy dieselben zu ihnen berüeffen und fürter
miteinander, wie des almusens notturfft allwegen
erfordert, zum besten und getrewlichisten handlen.
Von abstellung des bettels
3. Auf das alles soll aller offenlicher bettel hie zu
Ulm dermassen abgestelt sein, das alle die jhenen,
sy seyen haimisch oder frembd, so des almusens be-
dürfftig sein, dasselbig inn der statt, vor der statt,
vor undp under den thoren, inn oder vor der kirchen,
den württs- oder andern heusern weder bey tag oder
bey nacht nicht nemmen, suchen oder haischen sol-
len.
Von den spenden, so vormahls inn der statt
geben worden sein
4. Und damit aber angeregter offenlicher bettel de-
ster stattlicher verhüett und fürkhommen werde,
hat ein erbar rhat (dieweil Gott, der herr, der inn
das verborgen sieht, das eusserlich ansehen der men-
schen nicht, sonder allein das hertz, die warheyt und
den gaist, wie Johannis am 4. steth6, haben will) all
offenlich spenden zugeben abgestrickht und verord-
net, das alle die spenden, so bißher von ains erbarn
rhats und seiner burger wegen hie zu Ulm außgeben
sein, fürohin den |467r | verordneten herrn (die fürt-

o C: anderseits
p B, C, D: oder.
Fehlt in A. Ergänzt aus B.

ter den armen umb Gottes willen ihrer ordnung
nach zugeben und außzuthailen) zugestelt und die
armen, nothwendigen menschen von dem und an-
derm almusen nachvolgender underschid qunder-
halten werden. Und sol alsoq zu mehr abstellung of-
fenlichs bettels niemandt alhie zu Ulm khain almu-
sen, wie das genant ist, ohn wissen und willen der
verordneten herren inn khainem hauß hollen. Doch
mag ein jeder ainem armen mann wol ettwas schick-
hen oder die selben, wann ihne verlust7, ohn entgel-
ten diser ordnung zu gast laden. Wo aber frembd
bilger oder bettler alher khämen, mit denen soll es
spittals halben wie mit altterher gehalten, doch aber
ihnen, wie gehort, khain offenlicher bettel gestatt
werden.
Von handlung der drey herren inn dem allmussen
5. Demnach so sollen die drey verordneten, so je-
derzeit inn dem ambt sein werden, alle montag nach
mittag, wann es zwölffe schlecht, inn das darzu ver-
ordnete heußlin sambt ihrem knecht zusammen
khommen und der armen biß es zway schlecht ge-
trewlich wartten, die inn ihrem anligen güettlich hö-
ren und darinnen ihrem gutbedunckhen und der ar-
men notturfft nach handeln, wie sy jederzeit gut an-
sehen und aines jeden armuth ervordern wirdet, und
inn dem allem je allen menschlichen und möglichen
fleiß für- und ankheren, damit die arglüstigkheit
ettlicher geschwinden8 bettler abgestrickht, gleich-
ait gehalten und das hailig almußen den armen,
nothwendigen menschen mit bestem fleiß gegeben,
mitgethailt und gevärlichait der arglüstigen abge-
stelt werde. Wann nu die drey verordneten herren
den montag vorgelauter weise also miteinander
handlen und ambten, erfunden sy dann, das von nö-
then sein wolt, ander mehr tag inn derselben wochen
zusitzen, des sollen sy sich miteinander auch ver-
gleichen und aber, wie ihnen vertrawt, zum versten-
digisten handlen.

6 Joh 4,23-24; vgl. Mt 6,2-4.
7 Wenn ihm der Sinn danach steht.
8 Listigen, tückischen.
 
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