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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0120
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Ulm

lich fundament legen, das er der strengen yebung
nitt mer bedörffte, Sonder möcht in ain vat- | ter
anfahen zu seinem handtwerck oder handel ziehen.
Doch müßt man aim solchen des tags ain stund oder
zwu vergünnen, Letzgen25 zuhören, damit er in ye-
bung deß Lateins blib und mit den andern zwaien
furfür. Solliche wurden mit der zeyt aus Webern,
Schneydern, Schustern etc., das sy Bischoff, das ist
wächter und hirten, geben möchten über die gemain
Gottes. Fürnämlich aber solten sich also halten mit
iren kindern die jhenigen, so mit zeitlichem gut so
reichlich begabt seind, das sy ire kinder sunst nun
zum müssigen junckherrn stand ziehen und darzu
Christen wöllen sein. Welche, ob sy schon in künff-
tigs weder zuleeren noch zu predigen begerten, So
wurden sy doch zu andern ämptern deß gmainen

nutz deßter gschickter, Auch ain Statt deßter Eer-
licher, In gericht und Räthen deßter weyser, Da-
selbst die eer Gots, gemainen nutz und frid und alle
gerechtigkait zufürdern und handt haben. Und
möchten also bayde, Reych unnd Arm, Glück, Eer
und wolfart an iren kindern erleben vor Gott und
der welt, So wir also mitt inen das reych Gottes von
ersten suchten. Das verleich Er uns in dem und al-
len andern sachen, Amen.
Zu Ulm Anno etc. 1528 Mense decembri
Psalmus 119 [9]: Wamitt wirdt ain jüngling raynigen
seinen weg?
Wenn er sich halt, O Herr, nach deinen worten].

cKurtze form deß Catechismi Oder Kinder Berichtc

Frag: Bist dud ain Christ?
Ant.: Ja, ich bin ainer.
Frag: Warbeye waystu das?
Ant.: Auß dem, das ich dem wort Gottes glaub
und bin uff den namen Christi getaufft worden.

c-c 1528: Catechismus. Frag und Antwurt der Kinder.
d 1528: du auch.
e 1528: Waher.
f 1528: du? Von den Artickeln des Christenlichen glau-
bens. Das erst stuck.
g-g 1528: Schopfer.
h-h 1528: Frag: Was verstast du bey der bekanntnuß deins
glaubens und was haist „Ich glaub in Got Vatter, Al-
mechtigen schöpffer hymels und der erden“? Sag mir von
wort zu wort, was verstast du bey yedem Artickel?
Ant: So ich zum ersten sag „Ich glaub“, Verston ich das
wort „Glaub“ für vertrawen, wiewol es nit in allen stu-
cken deß glaubens also genommen mag werden. Aber an
dem ort wirt glauben für vertrawen genommen.
Frag: Warbey waist du das?
Ant.: Darbey: Wann das wort „Ich glaub in Got“ nit mer
bedeute, dann als ob ich sagte „Ich glaub, das ain Gott
sey“, so wer mir der glaub unfruchtbar, dann die teufel
glauben auch, das ain Gott sey und erzittrend, Jaco. 2
[19-20], Nun ist es der ersten Christen maynung nitt ge-
wesen, als sy die form des glaubens stelten, das sy uns

Frag: Was glaubst du?f
Ant.: Ich glaub inn Gott Vatter, allmechtigen,
gder ain Schöpffer istg himmels unnd der erden.
hUnnd inn Jesum Christum, seinen aingebornen
Sun, unseren Herrn, der empfangen ist vom haylgen
gaist, geborn von Maria, der Jungfrowen, gelitten
under |A2v| [Pontio Pilato, gecreuzigti], gestorben
und begraben. Abgefaren zu den Höllen, Am dritten

ain unnützen glauben wolten leeren, darumb wirt das
wörtlin glaub für vertrawen genommen. Der glaub hilfft
und nutzt, so sich der mensch mitt ungezweyffletem ver-
trawen auff Gott verlaßt, versicht sich guts zu im und
zweyflet nitt, er sey sein Gott und vatter. Dartzu dienet
auch wol das wörtlin „In“. Ich glaube in Gott, das ist,
ich vertraw und hon mein zuversicht in Got. Ich verlaß
mich mit meinem hertzen auf kain Creatur, werck noch
verdienst. Got allain ist mein zuversicht, hilff, trost und
seligkait.
Frag: Mag ich nit mein vertrawen auch in ain menschen
oder in ain guten freund stellen?
Ant: Der glaub ist ain ungezweifelt, sicher vertrawen in
Got. Das vertrawen aber, das ain freund inn den andern
hatt, ist nit so sicher unnd ungezweyfelt. Die Götlich
schrifft warnet uns an allen orten, das wir uns nitt zuvil
an die menschen verlassen.
i Seite am oberen Rand beschnitten, handschriftlich er-
gänzt.
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