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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0125
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2. Ulmer Katechismus des Konrad Sam 1528/1536

Frag: Was tröst dich das?
Ant.: Vast30 vil. Die aufferstehung Christi ist
unnser aufferste-| A7v| hung. Dan das er auferstan-
den ist, das versichert uns, das wir auch aufferstan
werden, dann er ist der Erstling dero, die da schlaf-
fen31. Sein sterben ist unser leben und sein auffer-
steung unser erhöhung. Dann also spricht Paulus,
1. Cor. 15 [16]: Wann die todten nit aufferstand, so
wer auch Christus nit aufferstandenk.
Auffgefaren gen Himmel
Frag: Was verstastu bei dem Artickel?
Ant.: Er hat mit diser seiner himmelfart der welt
geoffenbart seine herrliche gotthait, das er gewaltig
sei im himmel und auff erden.
Frag: Was hilfft dich das?
Ant.: Es tröst mich in nöten. Wann ich gedenck,
das er sein leben für mich in tod geben hat, so glaub
ich, mir werd nichts gebrechen, so er itzt ain Künig
und Herr ist aller güter gotes. Im sind alle ding un-
derworffen, nit minder dan dem Vater.

k 1528: aufferstanden. Frag: Wie kan das volgen, wa wir
nitt aufferstünden, das darumb auch Christus nit auffer-
standen war? Möchte nitt Gott Christum als sein aygnen
natürlichen sun aufferweckt hon und müßt nit uns da-
rumb aufferwecken?
Ant.: Paulus setzt seine wort auff das aller tröstlichest,
das wir gegen Gott haben, das ist, das Christus unser
aygen ist und wir sein. Das wir seine glyder send und mit
im als mit unserm haupt ain leib machen. Nun mag das
haupt nit on die glider sein, noch die glider on das haupt,
sonder wann es dem haupt umbgat, so gat es auch dem
leib und den glidern umb. Herwiderumb, wann die glider
umbkommen, so kumpt auch das haupt umb. So aber
das haupt lebt, so lebt auch der leib, und so der leib lebt,
ist gewiß, das daß haupt auch lebt, dann der leib lebt nit,
wann das haupt nit lebt [vgl. 1Kor 12,12-27]. Auff solchs
schleußt Paulus also: Seytmals Christus unser haupt ist
und wir sein leib, so volgt, wann er stirbt, das auch wir

Sitzet zu der gerechten Gottes,
desl Almechtigen Vatters
Frag: Was haißt, zu der gerechten gottes sitzen?
Ant.: Es haißt, Christus ist über |A8r| alles er-
höcht und mit dem öbersten gewalt begabt in glei-
cher ehr, herrlichait, gewalt und macht mit dem
Vatter. Durch das sitzen bei der gerechten gottes
würt der öbrist gewalt verstanden. Die Sün Zebedei
begerten, bei der gerechten und bei der linken zusit-
zen, Matth. 20 [20-28], Das ist, sie begerten, die
öbristen bei Christo zu sein.
Dannenher er kommen würt, zu richten
die Lebendigen und die Todten
Frag: Wie verstastu das „Dannenher mEr kommen
würtm“, etc.?
Ant.: Eben der Christus, der gen himmel gefaren
ist und sitzt in gleichem gewalt unnd herlichait mit
seinem himmelischen Vatter, der würt auch wider-
umb erscheinen am end der welt, zu richten lebendig
und tod.
Frag: Was verstastu bei den lebendigen und todten,
die er richten würt?
Ant.: So Christus zum gericht kommen würt,
werden noch vil leut leben, wie Paulus sagt,
1. Thess. 4 [15-16], die all würt er richten mit denen,
so tod sindtn.

sterben, und so er lebt, das auch wir leben. Nun ist er
gestorben, so müssen auch wir uns selber sterben, Rom.
6 [3-12]. Er ist auch lebendig mit leib und seel widerumb
auferstanden, also werden auch wir mit leib und seel auf-
erston. Darumb ist diser Artickel gantz trostlich, dann
wie Christus nitt hat mügen im todt bleyben, also wer-
den wir auch gewißlich nit darinn bleiben, sonder durch
Christum die sünd, den todt und hell überwinden.
l 1528: seins.
m-m Fehlt 1528.
n 1528: sindt. Frag: Wirt nit ain yeder nach seinem todt
geurtaylt?
Ant.: Ja, aber das gerecht urthayl Gottes wirt geoffen-
bart am Jüngsten tag, darumb er auch der tag deß ur-
tayls genennt wirt.

30 Sehr.
31 Vgl. 1Kor 15,20.

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