Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0141
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3. Täufermandat 1531

3. Täufermandata
1. März 1531
Den Widertauff anlangendt

Alß sich biß anher an vil orten im hailigen Reich
ettlich falsch, verfürisch Secten und leern gleichwol
wider Gottes wort und bevelch, auch on erlaupt der
oberkait, von Gott, dem Allmechtigen, eingesetzt,
durch das Ergerlich laster dess Widertaufs, der nit
allain von Gott, dem Allmechtigen, sonder auch in
Kayserlichen geschribnen Rechten bei der peen dess
todts zum höchsten verpotten, auch das schmaich-
lent, erdicht gifft der haimlichen winckelpredigen,
so durch die Lermayster diser Sect mitt fölschung
hailiger schrifft on allen grund fürgewendt, dermas-
sen ereugt, das durch dasselb anderwaid1 teuffen vil
frummer, ainfeltiger und unverstendiger leut in
schein, alls ob dasselb schedlich und wider Christen-
lich furnemen (wie aber mit dem wort Gotts nim-
mermer erhallten werden mag) stand oder grund ha-
ben solt von Gott, dem Allmechtigen, und seinem
hayligen, unzerstörlichen wortt, auch von gemain-
sami und dem geprauch der Hailigen Christenlichen
kirchen, ab und dahin gefürt, ain nüwe Müncherey
anzurichten, als ob sy (wie aber dem hellen und
hayttern wort Gottes entlich entgegen) on sünd (der
aber alle menschlich creaturen underwürffig) sein
und zu dem selben, sovil an ine, den jungen kindern,
der gnad Gottes (den selben durch den hailgen
Tauff vermittelst seins hailgen worts eingossen) ver-
laugnen oder vernichten wöllen zu mer und hauffen-
der onordnung aller Oberkait, die Iren grund und
ursprung auß der ordnung Gottes endtlich hat, wi-
dersprechen, niemant unnderwirffig, ains aignen we-
sens, von allen anndern mitglydern Christi abgesün-
dert und - wie sy mit ungrund und erdichten schein
fürgeben - allain die, so von Gott, dem Allmechti-

a Textvorlage (Druck): StadtA Ulm A 1208 Bd. 2, fol. 683.
1 Zum zweiten Mal.

gen, berüfft sein. Was sonst von disen verfürischen,
unchristenlichen Secten und Bruderschafften mer
args, ubels und Ergerlichs entstanden, auch wölcher
massen Gott unnd sein hailigs wort in dem allem
verklaint unnd veracht, von dem ist lenghalb nit
meldung zuthun.
Dargegen aber war und mag mit Hayliger Göt-
licher schrifft on ainich widersprechen, clar und un-
vertunckelt außgefirt und beypracht werden, das
aller widertöffer Leer und hallttung, damit sy aber
das liecht hayliger Biblischer und Apostolischer
schrifft zum höchsten scheuchen, stracks wider
Gott, sein hailig wort und entlich dahin gericht ist,
zerrüttung, embörung und zerstörung ains ainigen
Christenlichen lebens zuerwecken, Die underthonen
wider die Obern und alle menschliche hertzen und
gewissen in zeitlichen und ewigen abfal zu bewegen
und zu verfüren, etc. Das alles durch götlich hilff
und gnad, sovil müglich, zufürkomen, So hat ain
Ersamer Rath der Statt zu Ulm auß Christenli-
chem, guthertzigem, wolmainendem mitleiden ge-
setzt und entschlossen, lassen auch menigklich und
alle Ire underthonen In der Statt zu Ulm und uff
dem land Vätterlich und getrewlich warnen, zum
ernstlichsten und höchsten gepietten, das sich hin-
füro ain jeder dergleichen falscher secten, leern und
derselben verwandten personen in allweg miessig2
und enthallt, all winckelleer oder -predig vermeid,
die fliech nit annem, den widertauff nit empfach,
sonder alles, das demselben anhengig, widersprech,
khainen widerteuffer, knechte, Eehalten3 und in all
annder weise weder haimlich oder offenlich nitt ent-
halte, hause, hofe, underschleuff oder fürschieb Und

2 Verzichte.
3 Gesinde.

121
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften