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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0291
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24. Anweisungen für Amtsträger im Ulmer Landgebiet 1567

selbst zuempfahen begern. Demnach ist abermaln
ermelther herrn bevelch, das furohin khein kyrchen-
diener kainem das hailig abentmal, so in ains erbarn
raths herrschafft unnd | 32v | gebieth sitzt, raiche,
sonnder in gestracks von sich an den orth, dahin er
pfärrig, weise. Es were dan sach, das sich etlich so
wanderte personen oder aber die, so da noch under
dem laidigen bapstumb wonten, derwegen bey im
anzaigen und desselben begern wurden, dennen mö-
gen sie dasselbige uff zuvor gnug eingenommen be-
richt unnd bekantnuß ires glaubens wol raichen
unnd gebenn.
So sollen auch furohin alle pfarer die, sie seyen
von mans oder weibs personen, so die hailigen sa-
cramenta und die predig nit besuochen und doch
aber kinder auß der tauff höben wollen, den herrn
anzaigen, die als dan weither mit inen zuhandlen
werden wissenn.
Dieweyl dan auch an etlichen orten keine schuo-
len, so sollen sie, die kyrchendiener, sonnderlich zu
winters zeyt (der jugent zugutem) schuol halten
unnd die selbigen nit allein im schreiben und lesen,
sonnder auch mit dem psalmen singen underrichten,
darmit Got, der herr, desto mehr durch sie gelobt
und geprißen und die christlich kyrch mit dem ge-
sang desto baß erhaltenn werden möge. | 33r |
So sollen sie auch nichts durch offnen druck las-
senn außgeen, es sey dan zuvor meinen gunstigen
herrn bawpflegern zu besichtigenn ubergebenn.
Deßgleichen so soll auch kain pfarrer on vorwis-
sen unnd bewilligen der herrn bawpfleger nit hinweg

rayßen noch ainer dem andern, wo ainer von seiner
pfar geurlaubt oder sonst hinweg keme, one vorwis-
sen und bewilligung der herrn kein kundtschafft
seins wol oder ubel haltens halben gebenn noch auch
niemands frembden beherbergen und sich sonst ain
jeder in seinem ufferlögten unnd bevolhnen ampt
dermassen so getrewlich, gflissenn und also halten,
wie er dan deße gegen Got, dem almechtigen, am
jüngsten tag, auch seiner von Got furgesetzten ober-
kait, getrawt zuverantworten6. Dan wo sich ainer
oder mehr in dem allem so ongehorsam oder ver-
ächtlich unnd sonnderlich furgeschribner lehr zu wi-
der ychtzit handlen wurde, gegen denselben wöllen
inen die herrn, ir ordennliche | 33v | oberkait, yeder
zeyt hiemit vorbehalten haben, ainen jeden nach
verschulden als bald mit erlassung seines diensts
oder in annder weg zu straffen.
Entgegen unnd hinwiderumb aber, wo unnder
inen, den herrn kyrchen dienern, ainer oder mehr
nach dem willen Gottes sein leben in ains erbarn
raths diennst beschliessen, unnd kundtbar wurde,
das er seinen stand in lehr und leben getrewlich ver-
sehen, so soll zu schuldiger und danckbarlicher er-
götzlichait seiner verlassnen hausfrawen oder im
faal, do die selbig nit mehr verhanden, seinen kin-
dern, ain halbe jar nutzung aller seiner einkomen
zusampt dem unnderschlauff' geraicht und gegeben
werdenn, doch der gestalt, das die genachperten und
negst gesessnen kyrchendiener die verlassne pfar
dasselbig halb jar lang vergebenlich8 versehenn sol-
lenn. | 34r |

Was den herrn predicanten und amptleutten in gemein soll fürgehalten werden

Dieweyl Gott, der almechtig, in seiner ewigenn weis-
heit zway underschidliche ämpter, namlich das kyr-
chen unnd weltlich regiment, in und zu dem selben
auch sonndere personen zu regieren verordnet, on
welche auch ains on das ander nit bestendigclich

6 Abgewandelte Formel aus dem Abschied des Speyerer
Reichstags von 1526, siehe Kohnle, Reichstag, S. 269:
für sich also zu leben, zu regieren und zu halten, wie ein
jeder solches gegen Gott, und käyserl. Majestät hoffet und
vertraut zu verantworten.

sein unnd bleibenn kann, welches auch sonderlich
bey yetzt beschaffnen und beschwerlichen zeyten
unser von Gott furgesetzte liebe oberkait erwegen,
auch zu hertzen unnd gmiet gefurt, wo das band der
ainigkeit zwischen den kyrchen dienern, vögt und

7 Unterschlupf, Unterkunft, hier: Wohnung.
8 Unentgeltlich, ohne Lohn.

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