Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0309
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
28. Resolution zu Schul- und Kirchensachen 1593

wendenο, haltet esg ein e. rath nit minder notürfftig
sein, dieweil one zucht, gute disciplin und wol ge-
thone mores das ander alles gar fir kein profec-
tush zuhalten ist. |Darzudannein e. rath neben
dem, das innsonders d. Sytzlinus14 alls oberster
praeceptorπ bey der schulen bey seinem numeroso
discipulo, den er zum thail schon hat und (wie der
bericht zuerkennen gibt) noch weiter teglichs be-
kommen solle, sein sonderparn paedagogum dome-
sticum haben solleρ, auch das nit zu underlaßen, das
das biechlin D. Eraßmi de civilitate morum15 bei der
schulen wideri angerichtetσ und sonderlich jetzo zum
anfang in den vier oder zum wenigsten dreien mit-
lern classibus teglichs mit fleiß getriben werde.
Waß, zum achtenden, noch andere angedeute
hinderstellige mengel, die bei jeden classibus in spe-
cie zuverbössern sein megen, betrifft, die seind den
visitatorn neben beder obersten praeceptoren dis-
cretion bevolhenτ.
So sollen, zum neundten, die publica examina
dem bedenncken gemeß auch wider und mit mererm
eiffer ins werckh gerichtet und darob mit fleiß ge-
halten werdenυ, darzu dann von den bestelten herrn
doctoribus beder faculteten, iuridicae et medicinae,
ein ordnung beschehen. Es sollen aber doch die jet-
zige nach geordnete visitatores und bede oberste
praeceptores alle vorige und biß daher gewerte leges
scolasticas firderlich zusamen tragen und einem e.
rath firlegen, | sich allßdann auch dariber seines ge-
miets weiter ercleren und auch sovil hienacher die
fürgedeute und ser nötige exploration, welche fir-
nemlich bey jedem österlichen examine vom gantzen
ο Praeceptores sollen mehrern vleiß anwenden, gute disci-
plin und mores erhalten.
π D. Sytzlinus oberster praeceptor.
ρ Paedagogum [B: Soll paedagogum] domesticum haltten.
σ Libellum Erasmi de civilitate morum anrichten.
τ Uberige mengel den visitatorn bevolhen.
υ Publica examina [B: examina anrichten].
φ Noch ein kyrchendiener ussm land herein vociern.
χ Caspar [B: her Caspar] Held in sterbsleuffden bestellt.
ψ Noch ein tugliche person in sterbsleuffden bestellen.

g Fehlt B.
h B: profectum.
i B: widerumb.
j B: möchte.
k Das Wort ist in der Handschrift zwar eher als „cure“ zu

progressu deß schulwesens beschehen solle, betrifft,
alle gepirliche unnd weitere anordnung auch thun.
Zum andern, daß kirchen wesen betreffent, laßt ime
ein e. rath nit zuwider sein, das yber die jetzige an-
zal der herrn minister und prediger noch einer, der
zu verrichtung bedes, der schulen- unnd kirchenge-
schefften, zu begebenden fellen zugeprauchen sein
megej, angenommen werdeφ, in dem es dann uff die
herrn bawpfleger und das ministerium gestelt sein
solle, nach einer solchen person zutrachten und doch
dahin zusehen, obe ein qualificirter ex rurek, der ei-
nes e. raths stipendiat gewesen, daher zu vocieren
unnd dessen stöllin aber hienacher mit einem andern
stipendiaten zuersetzenl were; da man aber uß eines
e. raths herrschafften dergleichen kainen fuogclich
haben kennte, solten sy, die herrn, uff ein frembden
ehendest16 bedacht sein.
Was aber, zum andern, ein seelsorger in das bre-
chenhauß17 berirt, sollen die herrn bawpfleger erst-
lich mit herrn Caspar Helden18 dahin handlenχ,
demnach er one das von einem ers. | rath mseine jer-
lichem pension habe, do sich kinfftig die sterbsleuff
(do Gott vor seie) wider zutragen solten, das er sich
uff dieselben fell so wol innerhalb der statt alls auch
usserhalb in dem brechenhauß bei den inficirten und
ligenden Personen wölle und werde unbeschwert ge-
brauchen lassen, darmit man seiner person gewiß
sein mege, und dann sy, die herrn, neben dem mi-
nisterio uff noch eine tugliche person (das also zu
solchen sterbsneten und -zeiten zwo gewisse perso-
nen sein)ψ gedencken, die allermaß wie herr Caspar
lesen, macht aber in diser Lesart weder grammatikalisch
noch inhaltlich Sinn.
l B: zuversetzen.
m-m Fehlt B.

14 Siehe oben, Anm. 7.
15 Erasmus von Rotterdam, De civilitate morum pueri-
lium, 1530.
16 Am ehesten, so schnell wie möglich.
17 Siechenhaus.
18 Kaspar Held (gest. 1596) wurde 1564 Münsterprediger
in Ulm, 1570 Diakon im Spital und Pfarrer in Pfuhl,
zwischen 1577 und 1588 Pfarrer in Weidenstetten und
schließlich 1590 Diakon im Ulmer Spital, Appenzel-
ler, Münsterprediger, Nr. 60.

289
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften