28. Resolution zu Schul- und Kirchensachen 1593
und erclerenη, allein uß feindtseligen widerwillen, da
keiner sich mit dem andern der materi halber ver-
gleichen, da will ein e. rath sie hirinnen zu freint-
licher einhelligkeit und dahin ermanet haben, sich
miteinander jederzeit freuntlich, es geschehe gleich
schrifftlich oder muntlich, yber die materien irer
predigen zuvergleichen, damit angedeiter ybel-
stanndt, sonderlich in der kirchen und gemaine Got-
tes, kinfftig verhietet und mer schuldiger brieder-
licher willen under inen gespirt werde. Und dieweil
nhunmer lenger dann von einem Jar hero an sonn-
und feyrtägen die gewonliche text und evangelia nit
gelesen noch tractiert und erclert worden, welches
dem gemeinen mann sonderlich etwas ungewon, und
wie die erfarung bringt, ärgert er sich zimlich hoch
darob, so | will ein e. rath verrner sie, die herrn mi-
nistros und prediger, wolmainlich auch erinnert ha-
ben, sich kinfftig und von jetzt angegangenem ne-
wen jars an uff die sonn- und feyrtäg die gewondt-
liche texto, evangelia undp episteln zulesen unnd zu
tractieren (usserhalben, was etwan sonderparer, ne-
tiger ursachen, wie jetzo vorsteender beschwerlicher
leufft halber auch beschicht, anderst sein muß) zu-
befleissenθ und dardurch dem gemeinen mann hirin-
nen den gleichsam gefaßten unwillen zur predig
göttlichen worts wider ußzunemmen.
Ainem erb. rath wirdet auch, zu dem vierten, nit
entgegen sein, hat dessen auch seine christliche bil-
liche bedencken, das die ordnung in monatlicher uß-
spendung deß hailligen abentmals dermassen obser-
viert werde, obschon dieselbig (wie der ußrechnung
nach diß jars beschehen wirdet) den sonntag Esto-
mihi oder faßnacht23 treffen unnd raichen wurde,
das doch nit desto minder mit geherter außspen-
η Uff die fest- oder feirtag ein text nit 3 mal erclären.
θ Die gewonliche text, evangelia unnd episteln uff die sonn-
und feirtag außlegen.
ι Nachtmal. Uff den faßnachtsontag das h[eilige] abent-
mal auch halten. B: Wann den faßnachtsontag die
communion trifft, soll das h. abentmahl auch gehaltten
werden, etc.
κ Under der consecration nit uffwischen.
λ Praedicanten allhie [B: allhie sollen] ihre privat affect
[B: affect gegeneinander] abstellen.
μ Gleichait inn ceremonien halten.
dung solches hohen und netigen werckhs firgefaren
und Christus dem Belial24 keins wegs weichen oder
nachgesetzt werden solleι. | Unnd demnach zu den
tägen, wann dise haillige communion gehalten wir-
det, under der consecration unnd offenlicher verle-
sung der wort der einsatzung unsers herrn25 und
sprechung seines gebets26 in der kirchen ain um-
reise27, die nit sein solle, in dem firlaufft, das schier
menigclich auffwischtκ28, und das nit uß sonderparer
andacht, sonder mer, gleichsam etwaß newes zuse-
hen, soll herr D. Vesenbegkh29 oder ein jeder vor-
prediger dann zumal ein bescheidenliche vermanung
thun, dardurch solche ungeschicklicheiten abgestöl-
let werden, oder, do je einer zu verlesung und an-
herung angedeiter wort der einsatzung und gebets
alls götlicher worten uß andacht, wie pillich be-
schehen solle, ufsten wolte, solches also zuthun, das
darmit kein umreise beganngen werde.
Es hat auch, zum fünfften, ain e. rath bißanhero
und ein gute zeit, ungeacht etlicher gethoner getre-
wer und wolmainender vermanungen, mit billichen
beschwerden sehen und erfaren miessen, das die pre-
diger mit privat affectionen dermassen hinder ein-
ander gewachßen, das sie sich gleichsam einer fir-
gesetzten ungleichheit | inn den kirchen ceremonien
gebrauchtλ, derwegen auch eins e. raths ernstliche
mainung und will, das in der kirchen under inen,
den predigern, in allem ein gleichfermigkait gehal-
ten und nit ein jeder ime selbs ein besonderq gebetlin
erdichte, die tauffstunden und andere herbrachte
ceremonien endern, sonder aber sie alle und jede bey
der gewonlichen kirchen agenda30 umb erhaltung
wolstanndts und christlicher ainigkait willen ver-
pleiben sollenμ.
o B: Text unnd.
p B: wie auch.
q B: sonder.
23 Siebter Sonntag vor Ostern.
24 Vgl. 2Kor 6,15.
25 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
26 Vaterunser, Mt 6,9-13.
27 Unruhe, hin und her laufen.
28 Aufsteht, aufspringt.
29 Zu Dr. Johannes Veesenbeck siehe oben, S. 281 Anm. 10.
30 Vgl. oben, Nr. 6.
291
und erclerenη, allein uß feindtseligen widerwillen, da
keiner sich mit dem andern der materi halber ver-
gleichen, da will ein e. rath sie hirinnen zu freint-
licher einhelligkeit und dahin ermanet haben, sich
miteinander jederzeit freuntlich, es geschehe gleich
schrifftlich oder muntlich, yber die materien irer
predigen zuvergleichen, damit angedeiter ybel-
stanndt, sonderlich in der kirchen und gemaine Got-
tes, kinfftig verhietet und mer schuldiger brieder-
licher willen under inen gespirt werde. Und dieweil
nhunmer lenger dann von einem Jar hero an sonn-
und feyrtägen die gewonliche text und evangelia nit
gelesen noch tractiert und erclert worden, welches
dem gemeinen mann sonderlich etwas ungewon, und
wie die erfarung bringt, ärgert er sich zimlich hoch
darob, so | will ein e. rath verrner sie, die herrn mi-
nistros und prediger, wolmainlich auch erinnert ha-
ben, sich kinfftig und von jetzt angegangenem ne-
wen jars an uff die sonn- und feyrtäg die gewondt-
liche texto, evangelia undp episteln zulesen unnd zu
tractieren (usserhalben, was etwan sonderparer, ne-
tiger ursachen, wie jetzo vorsteender beschwerlicher
leufft halber auch beschicht, anderst sein muß) zu-
befleissenθ und dardurch dem gemeinen mann hirin-
nen den gleichsam gefaßten unwillen zur predig
göttlichen worts wider ußzunemmen.
Ainem erb. rath wirdet auch, zu dem vierten, nit
entgegen sein, hat dessen auch seine christliche bil-
liche bedencken, das die ordnung in monatlicher uß-
spendung deß hailligen abentmals dermassen obser-
viert werde, obschon dieselbig (wie der ußrechnung
nach diß jars beschehen wirdet) den sonntag Esto-
mihi oder faßnacht23 treffen unnd raichen wurde,
das doch nit desto minder mit geherter außspen-
η Uff die fest- oder feirtag ein text nit 3 mal erclären.
θ Die gewonliche text, evangelia unnd episteln uff die sonn-
und feirtag außlegen.
ι Nachtmal. Uff den faßnachtsontag das h[eilige] abent-
mal auch halten. B: Wann den faßnachtsontag die
communion trifft, soll das h. abentmahl auch gehaltten
werden, etc.
κ Under der consecration nit uffwischen.
λ Praedicanten allhie [B: allhie sollen] ihre privat affect
[B: affect gegeneinander] abstellen.
μ Gleichait inn ceremonien halten.
dung solches hohen und netigen werckhs firgefaren
und Christus dem Belial24 keins wegs weichen oder
nachgesetzt werden solleι. | Unnd demnach zu den
tägen, wann dise haillige communion gehalten wir-
det, under der consecration unnd offenlicher verle-
sung der wort der einsatzung unsers herrn25 und
sprechung seines gebets26 in der kirchen ain um-
reise27, die nit sein solle, in dem firlaufft, das schier
menigclich auffwischtκ28, und das nit uß sonderparer
andacht, sonder mer, gleichsam etwaß newes zuse-
hen, soll herr D. Vesenbegkh29 oder ein jeder vor-
prediger dann zumal ein bescheidenliche vermanung
thun, dardurch solche ungeschicklicheiten abgestöl-
let werden, oder, do je einer zu verlesung und an-
herung angedeiter wort der einsatzung und gebets
alls götlicher worten uß andacht, wie pillich be-
schehen solle, ufsten wolte, solches also zuthun, das
darmit kein umreise beganngen werde.
Es hat auch, zum fünfften, ain e. rath bißanhero
und ein gute zeit, ungeacht etlicher gethoner getre-
wer und wolmainender vermanungen, mit billichen
beschwerden sehen und erfaren miessen, das die pre-
diger mit privat affectionen dermassen hinder ein-
ander gewachßen, das sie sich gleichsam einer fir-
gesetzten ungleichheit | inn den kirchen ceremonien
gebrauchtλ, derwegen auch eins e. raths ernstliche
mainung und will, das in der kirchen under inen,
den predigern, in allem ein gleichfermigkait gehal-
ten und nit ein jeder ime selbs ein besonderq gebetlin
erdichte, die tauffstunden und andere herbrachte
ceremonien endern, sonder aber sie alle und jede bey
der gewonlichen kirchen agenda30 umb erhaltung
wolstanndts und christlicher ainigkait willen ver-
pleiben sollenμ.
o B: Text unnd.
p B: wie auch.
q B: sonder.
23 Siebter Sonntag vor Ostern.
24 Vgl. 2Kor 6,15.
25 Mt 26,26-28; Mk 14,22-24; Lk 22,19-20; 1Kor 11,23-25.
26 Vaterunser, Mt 6,9-13.
27 Unruhe, hin und her laufen.
28 Aufsteht, aufspringt.
29 Zu Dr. Johannes Veesenbeck siehe oben, S. 281 Anm. 10.
30 Vgl. oben, Nr. 6.
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