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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0316
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Ulm

Warvon ist das Erste stuckh Christlicher Lehr?
Vonn den Zehen Gebotten Gottes I A2v I

Sag mir her die Zehen Gebott Gottes4.
Das Erste: Ich bin der Herr, dein Gott, du solt
nit andere Götter neben mir haben.
Das Ander: Du solt den Namen deines Gottes nit
vergebenlich führen.
Das Dritte: Du solt den Feyertag Heiligen.
Das Vierdte: Du solt dein Vatter und dein Muter
Ehren, das du lang lebest im Landt, das dir der
Herr, dein Gott, geben wirdt.
Das Fünffte: Du solt nicht Tödten.
Das Sechßte: Du solt nicht Ehebrechen.
Das Sibende: Du solt nicht Stehlen.
Das Achte: Du solt kein Falsche Zeugnuß reden wi-
der deinen Nächsten. | A3r |
Das Neundte: Du solt dich nit lassen gelusten dei-
nes Nächsten Hauß.
Das Zehende: Du solt dich nicht lassen gelusten dei-
nes Nächsten Weibs noch seines Knechts noch seiner
Magdt noch seines Ochßen noch seines Esels noch
alles, was dein Nächster hat.
Warzu sein uns dise Zehen Gebott Gottes gegeben?
Zum Ersten Sein unns dise Gebott Gottes darzu
gegeben, das wir darauß lehrnen, unsere Sünden vor

Gott erkennen. Zum Andern, das wir darauß lehr-
nen die Werck, die Gott wolgefallen und die wir
thun sollen, das wir ein Ehrlich Leben führen.
Vermögen wir auch die Gebott Gottes volkommen-
lich erfüllen?
Nein, dann wir sein von Natur böß und geborne
Sünder, darumb sind unsere |A3v| gute werck nit
volkommen gut. Aber das uns geholffen wurde, hat
Gott, der Vatter, unns geschenckt Jesum Christum,
seinen eingebornen Sohn, der nie kein sünd gethan
und alle Gebott Gottes volkommenlich erfüllet hat.
Darumb, so wir an Jesum Christum glauben, helt
uns Gott auß lauter gnad vonn wegen Jesu Christi
darfür, alß hetten wir alle seine Gebott erfüllt.
Warumb sollen wir dann gute Werck thun?
Nicht darumb, das wir mit unnsern Wercken die
Sünd büssen unnd das Ewig Leben verdienen sollen
(dann Christus hat allein unsere Sünd gebüßt und
das Ewig leben verdient), sonder darumb sollen wir
gute Werck thun, das wir unsern glauben bezeugen
und unserm Herrn Gott für seine gutthaten danck-
bar sein sollen. I A4r |

Warvon redt das Ander stuck Christlicher lehr?
Vom Christlichen Glauben

Was ist der Glaub?
Der Glaub ist ein starck vertrawen und gewiße
zuversicht inn den wahren, lebendigen Gott, Vatter,
Sohn und Heiligen Geist.
Sag her die Zwölff Artickel deß Christlichen Glau-
bens5.
Der Erste: Ich Glaub an einen Gott, den Allmäch-
tigen Vatter, Schöpffer Himmels und der Erden.

4 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.

Der Ander: Und inn Jesum Christum, seinen einge-
bornen Sohn, unsern Herrn.
Der Dritte: Der empfangen ist von dem Heiligen
Geist, Geborn auß Maria, der Junckhfrawen.
Der Vierdte: Der gelitten hat unnder Pontio Pila-
| A4v | to, gecreutziget, gestorben und begraben.
Der Fünffte: Ist abgestigen zu der Höllen, am drit-
ten Tag wider Aufferstanden vonn den Todten.

5 Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSLK S. 21.

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