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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0358
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Esslingen

Fluch gehört haben, das langen lassen an die geor-
denten Zuchtherren und daneben zu wissen thun,
wer mer darbey gewesen und solichs angehört habe,
die dann die sachen fürbaß außrichten und von je-
dem Schwerenden oder fluchenden, so bald der fluch
oder Schwur für sie gepracht, Fünf schilling Heller
unabläßlichen nemen. Sofer unnd aber jemandts hie
zu Esselingen in der selben Obrigkait Zehenden,
zwingen oder Bennen solche unngewonliche, Gots-
lesterliche Schwür oder flüch begiengen, wer dann
solichs von dem andern hörte oder gewar neme, der
sol das unverzogenlich bey seinen pflichten und ay-
den unsern verordenten ansagen unnd daneben zu-
erkennen geben, wer mer darbey unnd mit gewesen
und soliche schwür angehört habe, die dann alle-
sampt beschickt, kundtschafft, wie die gotsleste-
rung oder flüch beschehen, derhalben gehört, Und
alßdann solichs uns anbringen. Und was wir also in
unserm Rath mit merer volg und umbfrag erkennen,
ob der Gotslesterer oder Schwerend am leib oder gut
zustraffen sey, dabey soll es bleiben und zu abwen-
dung soliches schweren lasters ain jeder den ande-
ren, wie oben gemelt, bey seinen pflichten und ay-
den anzubringen schuldig und verpunden sein und
niemandts des andern verschonen on geferde, Je-
doch außgenommen, das niemands auß seinem
hauß, was es darinnen hörte, nichts verbunden ist
fürzübrinngen noch zusagen oder das gelt zunemen,
wie oben gemelt, in kain weg. |A4a| Daneben aber
soll jeglicher haußvatter in seinem hauß gut ach-
tung haben, das er sein weib, kinder, Ehalten und
einwoner mit fleiß underricht und darob sey, das sie
und zuvor Er selber, die jungen maistern fluchen,
schweren und schelten underlassenn, dann von wel-
chem das kunndtbar wirt, das sie hierinnen farlessig,
die werden wir nach grüntlicher erfarung hertig-
lichen straffeni.

k-k ZuchtO 1598, 1602, 1615: Es möchte sich aber jhe-
mandts mit fluchen, schweren unnd gottslästern so
schröcklich, abschewlich unnd gefährlich erweisen unnd
verhalten, wür wurden, anndern zu einem exempel unnd
abwendung göttlicher straff unnd gemeinem unhails, ge-
gen denselben, deßen leib, leben, ehren unnd güetern,
ernstlicher unnd strennger handlen unnd verfahren las-
sen.

kEs möcht sich auch jemandts im fluchen,
schweren oder Gotslesteren dermassen so streff-
lichen oder gefärlichen8 halten, wir würden, andern
zu Exempel, gegen derselbigen leib, Eer oder gut
mit ernstlicher straff der massen handeln und für-
geen, damit meniglich in der that unsern ernst und
Gottes eyfer, wie billich, spiiren und abnemen sol-
lenk.
lVon den lesterern Gottes, unsers hailigen,
Christenlichen glaubens unnd der Sacramenten
Welcher oder welche etwas reden, leren oder predi-
gen, das den zwölff artickeln9 unsers hailigen, unge-
zweiffelten Christenlichen glaubens widerwertig,
oder welche die Gothait oder menschait Christi Je-
su, unsers ainigen herren und säligmachers, verleug-
nen, schmehen, Deßgleichen den hohen, treffenn-
lichen verdienst seines bittern leydens und sterbens
verachtent oder schmelerent und sich mit Götlicher
schrifft von iren irrthumb nit abweisen lassen, Be-
sonder10 also darauff mutwilliger, böser weiß ver-
harren wölten, Deßgleichen auch die jenigen, so die
hailige, götliche schrifft, die hailigen Sacrament des
Tauffs und leibs und bluts Christi, so in des herren
nachtmal Christenlich gehandelt, verklainern, ver-
spotten und wie ander schlecht11 Wein und brot oder
nach verächtlicher weiß beckenbrot12, rübschnitz
oder der gleichen spötlichen nennen, die werden wir
der massen und mit dapfferm einsehen straffen, da-
rab menigklich unser groß mißfallen spüren unnd
abnemen würdt. j A4b j
Unnd welche wider Christenliche liebe und
freyhait verbieten unnd verhinndern, den Jungen
kindern das Sacrament des hailigen tauffs mitzü-
tailen, Auch welche in irer Jugent getaufft unnd
sich in irem Alter wider die warhait Götlicher

w Fehlt ZuchtO 1598, 1602, 1609, 1615.
8 Hinterlistig, Grimm, DWb 4, Sp. 2082.
9 Apostolisches oder nizänisches Glaubensbekenntnis,
BSLK S. 21-27; LThK 4, Sp. 698f.
10 Sondern.
11 Schlichten, gewöhnlichen.
12 Bäckerbrot, Backware.

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