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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0360
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Esslingen

Daneben und auff das söllicher jwidergöt-
licher mißbrauch undj Vihisch laster des zu- und
voltrinckens sovil müglich verhüttet unnd fürkom-
menk, maynen unnd wöllen wir, lund bey Straff
ainns Guldins gepietende, das ain Jeder unnser Bur-
ger, Einwoner unnd unnderthon Jedes tags nit mer
dann ain Zech unnd kain nachzech16 mehr halten
sollel, Das auch kain Wirt, Zunnfft- oder Stuben-
knecht in iren behausunngen, Zunfft- oder trinck-
stuben mnach beleutung der Weinglocken nie-
mandtsn khain Wein mehr auffgebenn oder heim-
tragen olassen wölleo bey obgemelter straff ains gul-
dins, von jedem Würdt, Zunfft- oder Stuben-
knechtp, Deßgleichenq denr Jenigen, so uber die be-
stimpte zeit gesessen, getrunncken unnd Wein haim-
tragen, unabläßlich zunemen.
sUnnd welche Mann- oder Frawen Personen,
jung oder Alt, Tags oder nachts, mit Trunckenhait
dermassen uberladen, das sie sich, mit züchten zu-
melden, unndewenl17 würden oder die man auß uber-
flüssiger Trunckenhait haimfüeren oder -tragens
müßte, dieselbigen söllen neben andern obgemelten

i In ZuchtO 1598 verbessert in: ihrer.
j-j ZuchtO 1598, 1602, 1615: schändlicher mißbrauch der
guten gaben Gottes, das.
k ZuchtO 1598, 1602, 1615: fürkommen werde.
l-l Fehlt ZuchtO 1598, 1602, 1615.
m-m ZuchtO 1598, 1602, 1615: zu yberflissigem zechen wein
uftragen, sondern, wan es einer person ain maß wein
trifft [ZuchtO 1602 statt „wan es ... trifft“: in zeiten die
zech machen], also bald die zech machen unnd selbige
von einem jeden einziehen soll [ZuchtO 1615: sollen], da-
mit die jenigen, so gnug gezehret [ZuchtO 1602 statt „so
gnug gezehret“: so die notürfftig getrunckhen], ires pfads
heimziehen mögen unnd nicht zur fillerey ursach gegeben
werde. Wür wöllen auch, das gedachte würth, zunfft-
oder stubenknecht nach neun uhren sommers und win-
ters zeit nach acht uhren, wan die weinglockh gelitten
[= geläutet] würdt, den burgern, burgers söhnen und
handwerckhs gesellen.
n ZuchtO 1598, 1602, 1615: geben.
o-o ZuchtO 1598, 1602, 1615: sollen lassen.
p ZuchtO 1598, 1602, 1615: stubenknecht zuerfordern.
Unnd sonderlichen sollen die würth und stubenknecht
weder ann sonn- noch feyrtagen morgens vor oder unn-
der der morgen predig keinem burger oder burgers sohn,
auch deren knechten oder handtwerckhsgesellen, kein
früestuckh, essen oder trinckhen geben. Wer daryber un-
gehorsam betretten würde, sollen beedes, die würt unnd

straffen des zu- und voltrinnckenst, ubersitzen der
zeyt, Nemlichen die Manns Personen inn Thurn an
boden Unnd die Weibs Personen auff den Thurn ge-
legt unnd nach unserer erkantnuß ir verdiente straff
empfahen.
Demnach unnd zu ableynung oberzelten Vihi-
schen lasters Söllen alle unnd jede unnsere unnder-
thonen unnd verwandten, so bemelt laster des zu-
unnd voltrinckenns, auch ubersitzen der zeit, sehen,
udabey unnd mit gewesen, dasselbig bey iren Pflich-
ten unnd Ayden den verordenten Zuchtherren anzu-
zaigen verpflicht und verbunden seinu. | A6a |
Vom Spilenv18
Ordnen unnd setzen wir, das hinnfüro kayn unnser
Burger, Unnderthon, Einnwoner unnd verwandten,
Was stats oder wesens die seyen, wMann oder Weibs
Personenw, niemanndts außgenommen, kain
xBock- oder Mumspil19 noch ainich anderex sched-
liche odery Dreinschlagende spil20, wie die namen
gehaben mögen, mit Würffel, Karten noch ann-

stubenknecht, auch die, so also gefrüestuckht haben, je-
des mals nach erkandtnuß eines ersamen raths mit ernst
gestrafft werden.
q ZuchtO 1598, 1602, 1615: deßgleichen von.
r Fehlt ZuchtO 1615.
s-s ZuchtO 1598, 1602, 1615: Unnd so jemandt, wer der
auch sey, niemandts ußgenommen, mit trunckenheit
dermassen [fehlt ZuchtO 1615] yberladen, das er sich un-
beschaiden erzaigen unnd den wein wider von sich geben
würde oder auß uberflüssiger trunckenheit haimgefüert
oder -getragen werden.
t ZuchtO 1615: voltrinnckens, auch.
u-u ZuchtO 1598, 1602, 1615: dasselbige dem herrn [fehlt
ZuchtO 1602] regierenden burgermeister anzuzaigen,
verpflicht unnd verbunden sein, welche straff wir unns in
allweg vorbehalten haben wöllen.
v Dieses Kapitel fehlt ZuchtO 1609.
w-w Fehlt ZuchtO 1598, 1602, 1615.
x-x In ZuchtO 1602 gestrichen, ergänzt: hohe. Fehlt ZuchtO
1615.

16 Die Nachzeche = Trinkgelage nach der Sperrstunde, vgl.
DRW IX, Sp. 1308.
17 Übergeben, erbrechen, vgl. Grimm, DWb 24, Sp. 640.
18 Vgl. Maier, Strafrecht, S. 242-245.
19 Poch, taktisches Kartenspiel, Himmelheber, Spiele,
S. 128-137. Umschanz war im 16. Jahrhundert zunächst

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