11. Artikel zu Gottesdienstbesuch und Abendmahlsempfang 1532
11. Artikel zu Gottesdienstbesuch und Abendmahlsempfanga
11. Juli 1532
Die fursichtigen, ersamen, weisen hernn, burger-
meister unnd rath diser statt Esselingen, hetten sich
in warheit versehen unnd verhofft, das heilig Gottes
wort sampt iren hievor außgangen mandaten unnd
befelhen solten also vil bey jederman geschafft ha-
ben, das sich der meher theil irer underthonen uß
rechtem, gotlichem eyfer durch gotliche gnad (die
einem jedenn, der auß hertzen got anrufft, rei[ch]-
lichen widerfert1) in ein cristenliche zucht und got-
selig leben begeben hetten. So gipt aber die erfarung
augenscheinlichen zu erkhennen, das laider bey et-
lichen der mutwill und halstarrck, bey den andern
hinlessigkheit unnd unverstand so gar inngesessen
unnd uberhand genomen, das zubesorgen, wo man
also wurde zusehen, sie mechten sich selbs unnd an-
dere mit inen in verderbung leibs unnd der seelen
entfiern unnd ir ersam weißheit als die ordenliche
oberkheit sampt deren underthonen von irer farles-
sigkheit unnd undankparkheit wegen Gottes zorn
unnd schwere urtel uber sie unnd die gantze ge-
meind erwecken, deßhalb inen als einer cristenlichen
oberkheit gepurn will, ein ernstlichs einsehen zu ha-
ben, das in diser stat und oberkheit nit allein das
heilig evangelium gepredigt und geleret, sonder
auch (so vil inen mit Gottes hilff muglichen) dem
selbigen | 1v | nach cristenlicher zucht unnd erber-
kheit bey alten unnd jungen angericht unnd erhal-
ten werde. Darumb so wellen burgermeister, kleiner
und grosser rath mit grossem ernst und eyfer zum
ersten hievor außgangene ordnungen unnd gepot der
predig hern2 der gestalt ernewert haben, das ein je-
des mensch, so zu seiner vernunfft geraten, vorab
am sontag sich zue predigen schicken solle, wie dann
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Esslingen, Reichs-
stadt, F. 205, Nr. 27a. Abdruck: Krabbe/Rublack,
Akten, Nr. 168.
1 Vgl. Mt 7,7; Mk 11,24; Lk 11,9.
2 Die Mahnungen des Rates, die Predigten regelmäßig zu
besuchen, setzten in Esslingen unmittelbar mit Einfüh-
die verordenten zuchthern3 hinfuro mit besserem
vleiß unnd ernst (wie sie des befelch empfangen)
dann biß anher beschehen, darab halten werden
unnd mit ernstlicher straff niemants verschonen.
So dann nun menigklich (wie verhoffenlichen,
Got seie lob) einen guten verstand haben uberkho-
men von den heiligen sacramenten, darzu den rech-
ten geprauch derselbigen, wie sie von unserm hern
Jesu Cristo eingesetzt unnd allen cristgleibigen also
zu geprauchen befolhen4, dweil dann wir alle durch
das heilig sacrament des thauffs Cristum haben an-
genomen, darumben wir auch cristen genempt wer-
den5, unnd noch alle teg unsere khinder nach dem
befelch unsers herrnn Cristi zum heiligen tauff brin-
gen unnd Cristo ubergeben, will inen und euch allen
gar schimpfflich |2r| ansteen unnd in warheit vor
got, dem hern, gar ubel zu verantwurten sein, das
man auch das ander Sacrament, das heilig nachtmal
unsers hernn Jesu Cristi, also gar verachtlichen in
den wind schlagen und sich niemants wil befleissen.
So wir doch alle cristen sein wellen, auch nach dem
befelch Cristi mit dem heiligen nachtmal jedes sei-
nen glauben zu betzeugen, so doch dise baide sa-
cramente zugleich von Cristo eingesetzt und befol-
hen seind seinen cristgleibigen zu geprauchen ein je-
des der zwaier heilgen sacramenten nach seiner art,
namlichen der thauff, das ir dadurch in den leib Cri-
sti, sein cristenliche gemein6, angenomen, das nacht-
mal, das ir dadurch betzeigen, was ir im tauff em-
pfangen haben, und also euch vor got und der gan-
tzen gemeind beweisen, das ir nach dem befelch Cri-
sti leben und also begern furzufarn, wie ir dann im
tauff versprochen haben.
rung der Reformation ein, Schröder, Kirchenregi-
ment, S. 309.
3 Siehe oben, Nr. 8 und 9.
4 Zur Taufe: Mt 28,19; Mk 16,15-16; Apg 2,38; zum
Abendmahl: 1Kor 11,25.
5 Vgl Apg 19,5.
6 Vgl. 1Kor 10,16; 12,27.
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11. Artikel zu Gottesdienstbesuch und Abendmahlsempfanga
11. Juli 1532
Die fursichtigen, ersamen, weisen hernn, burger-
meister unnd rath diser statt Esselingen, hetten sich
in warheit versehen unnd verhofft, das heilig Gottes
wort sampt iren hievor außgangen mandaten unnd
befelhen solten also vil bey jederman geschafft ha-
ben, das sich der meher theil irer underthonen uß
rechtem, gotlichem eyfer durch gotliche gnad (die
einem jedenn, der auß hertzen got anrufft, rei[ch]-
lichen widerfert1) in ein cristenliche zucht und got-
selig leben begeben hetten. So gipt aber die erfarung
augenscheinlichen zu erkhennen, das laider bey et-
lichen der mutwill und halstarrck, bey den andern
hinlessigkheit unnd unverstand so gar inngesessen
unnd uberhand genomen, das zubesorgen, wo man
also wurde zusehen, sie mechten sich selbs unnd an-
dere mit inen in verderbung leibs unnd der seelen
entfiern unnd ir ersam weißheit als die ordenliche
oberkheit sampt deren underthonen von irer farles-
sigkheit unnd undankparkheit wegen Gottes zorn
unnd schwere urtel uber sie unnd die gantze ge-
meind erwecken, deßhalb inen als einer cristenlichen
oberkheit gepurn will, ein ernstlichs einsehen zu ha-
ben, das in diser stat und oberkheit nit allein das
heilig evangelium gepredigt und geleret, sonder
auch (so vil inen mit Gottes hilff muglichen) dem
selbigen | 1v | nach cristenlicher zucht unnd erber-
kheit bey alten unnd jungen angericht unnd erhal-
ten werde. Darumb so wellen burgermeister, kleiner
und grosser rath mit grossem ernst und eyfer zum
ersten hievor außgangene ordnungen unnd gepot der
predig hern2 der gestalt ernewert haben, das ein je-
des mensch, so zu seiner vernunfft geraten, vorab
am sontag sich zue predigen schicken solle, wie dann
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Esslingen, Reichs-
stadt, F. 205, Nr. 27a. Abdruck: Krabbe/Rublack,
Akten, Nr. 168.
1 Vgl. Mt 7,7; Mk 11,24; Lk 11,9.
2 Die Mahnungen des Rates, die Predigten regelmäßig zu
besuchen, setzten in Esslingen unmittelbar mit Einfüh-
die verordenten zuchthern3 hinfuro mit besserem
vleiß unnd ernst (wie sie des befelch empfangen)
dann biß anher beschehen, darab halten werden
unnd mit ernstlicher straff niemants verschonen.
So dann nun menigklich (wie verhoffenlichen,
Got seie lob) einen guten verstand haben uberkho-
men von den heiligen sacramenten, darzu den rech-
ten geprauch derselbigen, wie sie von unserm hern
Jesu Cristo eingesetzt unnd allen cristgleibigen also
zu geprauchen befolhen4, dweil dann wir alle durch
das heilig sacrament des thauffs Cristum haben an-
genomen, darumben wir auch cristen genempt wer-
den5, unnd noch alle teg unsere khinder nach dem
befelch unsers herrnn Cristi zum heiligen tauff brin-
gen unnd Cristo ubergeben, will inen und euch allen
gar schimpfflich |2r| ansteen unnd in warheit vor
got, dem hern, gar ubel zu verantwurten sein, das
man auch das ander Sacrament, das heilig nachtmal
unsers hernn Jesu Cristi, also gar verachtlichen in
den wind schlagen und sich niemants wil befleissen.
So wir doch alle cristen sein wellen, auch nach dem
befelch Cristi mit dem heiligen nachtmal jedes sei-
nen glauben zu betzeugen, so doch dise baide sa-
cramente zugleich von Cristo eingesetzt und befol-
hen seind seinen cristgleibigen zu geprauchen ein je-
des der zwaier heilgen sacramenten nach seiner art,
namlichen der thauff, das ir dadurch in den leib Cri-
sti, sein cristenliche gemein6, angenomen, das nacht-
mal, das ir dadurch betzeigen, was ir im tauff em-
pfangen haben, und also euch vor got und der gan-
tzen gemeind beweisen, das ir nach dem befelch Cri-
sti leben und also begern furzufarn, wie ir dann im
tauff versprochen haben.
rung der Reformation ein, Schröder, Kirchenregi-
ment, S. 309.
3 Siehe oben, Nr. 8 und 9.
4 Zur Taufe: Mt 28,19; Mk 16,15-16; Apg 2,38; zum
Abendmahl: 1Kor 11,25.
5 Vgl Apg 19,5.
6 Vgl. 1Kor 10,16; 12,27.
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