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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0400
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Esslingen

joch7 ain eegemecht das annder, ain haussvatter sei-
ne khind unnd gesynn oder sunst ain nachpaur den
anndern, es geschehe durch schreck-, spot- oder
schmechwort, unnd wir deß in gewisse erfarung khu-
men, werden wir uns dermaß mit der that ertzaigen,
das mengklich unnsern ernst gegen dem hailligen
evangelio spuren sol.
Zum sybennden. Nach dem auch ein ersamer
rath ettlich feyrtag auß eehafften ursachen hat auff-
gehaben8 unnd man aber noch so ungehorsam fre-
velleut findt, die ungeachtet der oberkait befelch
oder gemainer ergernuß sich offenntlich auf den gas-
sen uff solche tag feyrteglich sehen lassen, als welten
sy ainen rath tratzen9 unnd auß anschlag dise gött-
liche ordnung widerfechten, werden wir auf solche
leut acht haben unnd unnser angnumne ordnung
wider sy dermaß erhalten, das inen zu schwer soll
werden. |134v |
Zum achtesten. Hiemit wellent wir widerrumb
ernuwert unnd bestetigt haben die ganntz Zuchtord-
nung10, so man alle jar viermall an der canntzlen
pfligt zuverlesen, es betreff das spylen, zu- und voll-
drincken, fluchen, schweren, zechen, eebruch, hur-
rey unnd alle anndren laster unnd unzuchten, so ai-
nem cristen ubel annstendt, dodurch got unnd das
haillig evangelion geschmecht unnd ain ganntze ge-
main verergert wurt unnd deshalb alle unnser unn-
derthonen trewlich gewarnet haben, sich selb, ire
khinder unnd gesyn vor aller unzucht unnd uner-
berem, unchristenlichen leben zuverhueten, bey sol-
chen peenen unnd straffen, so in der selbigen ord-
nung bestimpt seind.

f B: zuthun.
g B:zuthun.

7 Auch.
8 Vgl. Nr. 14.

Zum Neundten. Es soll auch yederman aber-
malls mit ernnst gewarnet sein, das sich niemand
am suntag oder feyrtag morgens unnder der predig
in ainem offen wurtshauß bey ainem frustuck finden
laß, deßgleichen auch nit auf dem marckt zu der
zeyt der zwayen predigen, wie vormalß ain gepot ist
ußganngen11. Welcher solchs alles ubertretten wurde
unnd disen bevelch ains ersamen raths abermal ver-
achten, sol die straff, so darauf gesetzt ist, unableß-
lich betzalen unnd hieryn nyemandts verschont wer-
den.
Zum letzten. Nachdem ein ersamer rath in ge-
wisse erfarung khomen, das etliche der selbigen un-
derthonen und verwanten, so das heilig almusen von
den verordenten unnd sonsten im spital enpfahen,
dem heiligen Gottes wort also zuwider, das sie nit
allein |135r | des selben zuhernf sich wegern, beson-
der auch dem selbigen zuwider mit worten handeln
und ire khinder und haußgesind das selbig zu-
herng abweisen und daneben eins ersamen rats
zuchtordnungen verachtlichen halten, hierauff thut
ir ersam weißheit alle soliche underthonen mit ernst
warnen und will, das die selbigen alle sampt iren
khinden unnd haußgesind befleissen, zum wenigsten
an den sontagen und andern gepanten12 tagen die
predigen zuhern und sonsten sich in allwegen auff-
gerichter zuchtordnung gemeß halten, dan welcher
oder welche uber das ungehorsam betretten, den
wirdet ir ersam weißheit uber uffgesetzte straffen
das almusen gantz und gar abbrechen und nit meher
reichen. Darnach wißen sie sich zurichten und vor
schaden zuwarnen.

9 Trotzen.
10 Siehe oben, Nr. 5.
11 Siehe oben, Nr. 14.
12 Gebotenen, festgesetzten.

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