Esslingen
21b. Ordnung kirchlicher Belangec
25. August 1536
Bedencken hern burgermaisters und baider redner8 mit sampt den verordenten zuchtherren auff
verbesserung ains erbarn rats, freitags nach Bartolomei anno [15]36
Nachdem ainer jeden christenlichen obrigkait nit
wenig daran gelegen sein soll, welchermassen die ju-
gent in der lateinischen und auch in den teutzschen
schulen durch ire lehr- und zuchtmaister gelert und
underwysen werden, furnemlich aus diser ursachen,
das dieselbig jugent, so dermassen christenlich un-
derwisen und aufgezogen, mit der zeit in regimenten
und rethen, auch sonsten in manigfeltig weg zuge-
prauchen sein mag, ist dis orts fur nutzlich und gut
erwegen und bedacht, das zwo erbare ratspersonen
erkießt werden, die mit sampt denn predicanten und
stattschreiber zu ettlichen zeitten im jar irer gele-
genhait und gut beduncken nach in die schulen und |
furnemlich die lateinisch schul gangen, dieselbigen
mit allem vleiss visitieren und erkundigen, was die
schulmaister inen, den jungen, fur bucher furlesen
und welchermassen sich ain jeder derselbigen jungen
in die lehr schicke. Und so sie befunden, das irgent
ainer zu dem studieren untaugenlich, denselbigen in
ain teutsche schul zeordnen, damit er, schulmaister,
die zeit nit vergebenlich mit denselbigen verzeren
und den andern, so der lehr vehig, dester baß und
vleissiger obligen mege. Herwiderumb auch, so in
den teutschen schulen befunden, das ainer oder
mehr in die lateinisch schul ze ordnen were, dassel-
δ Von anderer Hand: Haben die verordenten bedacht je-
dem alle kottember iiii pfund, deßgleichen auch den
zweien weibern. Auch mag man die Catherin Schmedin
im schwesterhuß brauchen. 1. Ann Stodterin, 2. Contz-
lins weib.
c Textvorlage (Handschrift): StadtA Esslingen, Reichs-
stadt, F. 10. Abdruck: Krabbe/Rublack, Akten,
Nr. 179.
Bei der jährlichen Ratswahl wurden zwei Redner aus
den Reihen der Zunftherren gewählt. Einer blieb als
Sprecher auch im folgenden Jahr im Amt und stand dem
big auch also zuverschaffen und bey derselbigen jun-
gen eltern auch deßhalben ain gunstige wilfarung
zuerlangen.
Ferner, sovil die tottenbrieder9 belangt: Nach-
dem Mertin von Zell10 und Baltus Zergett bißher
darin taugenlich angesehen und geordent worden,
und aber Baltus Zergett | von gemeiner burger-
schafft gantz wenig darzu gepraucht, dannen her
wol vermutlich, das er zu solichem ampt nit gantz
taugenlich und derhalben geeussert11 worden sey,
aber hingegen Mertin von Zell seinem ampt loblich
und dermassen so wol vorgestanden, das ime von
aller meniglichen dis orts ain sunder rohm und lob
nachgesagt werde, wissen die verordente hern ine
diser zeit nit zuverbessern. Aber nachdem die besol-
dung etwas gering, were ir gutbeduncken, das er und
noch ainer oder zwen zu ime, als Casparle inn Cap-
pellenberg12, auß dem armen kasten mit besserer be-
soldung bedacht und inen daneben eingepunden
wurde, allen armen, die ir notturfftig sein wurden,
in iren letsten nöth[en] vergebenlich13 und umb-
sonnst gewertig zesein und dasselbig allain bey den
manspersonenδ; | sovil aber die krancken weibsper-
sonen belangen, ist, nachdem sich die schwestern im
regelhawß hievor erpotten14, allen denjhenigen, zu
anderen beratend zur Seite, Naujoks, Obrigkeitsgedan-
ke, S. 20.
9 Als Mitglied in einer Totenbruderschaft konnte man sich
durch jährliche Beiträge ein anständiges Begräbnis si-
chern. Hier handelt es sich offenbar um vom Rat ange-
stellte und besoldete Personen, die für ein ordentliches
Begräbnis der Armen sorgen sollte, vgl. Mann, Toten-
bruderschaften; Löffler, Totenbrauchtum.
10 Vgl. Nr. 21a.
11 Fortgeschafft.
12 Vgl. Nr. 21a Anm. α.
13 Unentgeltlich.
14 Mit Ratsverkündung vom 9. Mai 1535 war beschlossen
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21b. Ordnung kirchlicher Belangec
25. August 1536
Bedencken hern burgermaisters und baider redner8 mit sampt den verordenten zuchtherren auff
verbesserung ains erbarn rats, freitags nach Bartolomei anno [15]36
Nachdem ainer jeden christenlichen obrigkait nit
wenig daran gelegen sein soll, welchermassen die ju-
gent in der lateinischen und auch in den teutzschen
schulen durch ire lehr- und zuchtmaister gelert und
underwysen werden, furnemlich aus diser ursachen,
das dieselbig jugent, so dermassen christenlich un-
derwisen und aufgezogen, mit der zeit in regimenten
und rethen, auch sonsten in manigfeltig weg zuge-
prauchen sein mag, ist dis orts fur nutzlich und gut
erwegen und bedacht, das zwo erbare ratspersonen
erkießt werden, die mit sampt denn predicanten und
stattschreiber zu ettlichen zeitten im jar irer gele-
genhait und gut beduncken nach in die schulen und |
furnemlich die lateinisch schul gangen, dieselbigen
mit allem vleiss visitieren und erkundigen, was die
schulmaister inen, den jungen, fur bucher furlesen
und welchermassen sich ain jeder derselbigen jungen
in die lehr schicke. Und so sie befunden, das irgent
ainer zu dem studieren untaugenlich, denselbigen in
ain teutsche schul zeordnen, damit er, schulmaister,
die zeit nit vergebenlich mit denselbigen verzeren
und den andern, so der lehr vehig, dester baß und
vleissiger obligen mege. Herwiderumb auch, so in
den teutschen schulen befunden, das ainer oder
mehr in die lateinisch schul ze ordnen were, dassel-
δ Von anderer Hand: Haben die verordenten bedacht je-
dem alle kottember iiii pfund, deßgleichen auch den
zweien weibern. Auch mag man die Catherin Schmedin
im schwesterhuß brauchen. 1. Ann Stodterin, 2. Contz-
lins weib.
c Textvorlage (Handschrift): StadtA Esslingen, Reichs-
stadt, F. 10. Abdruck: Krabbe/Rublack, Akten,
Nr. 179.
Bei der jährlichen Ratswahl wurden zwei Redner aus
den Reihen der Zunftherren gewählt. Einer blieb als
Sprecher auch im folgenden Jahr im Amt und stand dem
big auch also zuverschaffen und bey derselbigen jun-
gen eltern auch deßhalben ain gunstige wilfarung
zuerlangen.
Ferner, sovil die tottenbrieder9 belangt: Nach-
dem Mertin von Zell10 und Baltus Zergett bißher
darin taugenlich angesehen und geordent worden,
und aber Baltus Zergett | von gemeiner burger-
schafft gantz wenig darzu gepraucht, dannen her
wol vermutlich, das er zu solichem ampt nit gantz
taugenlich und derhalben geeussert11 worden sey,
aber hingegen Mertin von Zell seinem ampt loblich
und dermassen so wol vorgestanden, das ime von
aller meniglichen dis orts ain sunder rohm und lob
nachgesagt werde, wissen die verordente hern ine
diser zeit nit zuverbessern. Aber nachdem die besol-
dung etwas gering, were ir gutbeduncken, das er und
noch ainer oder zwen zu ime, als Casparle inn Cap-
pellenberg12, auß dem armen kasten mit besserer be-
soldung bedacht und inen daneben eingepunden
wurde, allen armen, die ir notturfftig sein wurden,
in iren letsten nöth[en] vergebenlich13 und umb-
sonnst gewertig zesein und dasselbig allain bey den
manspersonenδ; | sovil aber die krancken weibsper-
sonen belangen, ist, nachdem sich die schwestern im
regelhawß hievor erpotten14, allen denjhenigen, zu
anderen beratend zur Seite, Naujoks, Obrigkeitsgedan-
ke, S. 20.
9 Als Mitglied in einer Totenbruderschaft konnte man sich
durch jährliche Beiträge ein anständiges Begräbnis si-
chern. Hier handelt es sich offenbar um vom Rat ange-
stellte und besoldete Personen, die für ein ordentliches
Begräbnis der Armen sorgen sollte, vgl. Mann, Toten-
bruderschaften; Löffler, Totenbrauchtum.
10 Vgl. Nr. 21a.
11 Fortgeschafft.
12 Vgl. Nr. 21a Anm. α.
13 Unentgeltlich.
14 Mit Ratsverkündung vom 9. Mai 1535 war beschlossen
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