27. Kanzelverkündung zur Einschärfung der Zuchtordnung und zur Sonntagsheiligung 1543
27. Kanzelverkündung zur Einschärfung der Zuchtordnung und
zur Sonntagsheiligunga
13. Mai 1543
Zedel uff baide cantzeln1:
Die fursichtigen, ersamen, weisen herren, burger-
meister und rath diser statt Esselingen, habenn
abermalns die hievor uffgerichte und in offenem
druckh ußgangene zuchtordnung2 furhanden geno-
men und befunden, das derselbigen durch uß in gar
keinem oder je wenigen puncten und articuln will
gelept werden, besonder das ein jeder, alte unnd
jungen, baide, mans- und frowen personen, mit ver-
hengtem zom3 seins aigen gefallenns in allen und je-
den ergerlichen lastern ungestrafft gern wöllte le-
ben, dadurch dan der allmechtig, guetig Gott zu
grossem zornn bewegt, alle grosse, hohe unnd
merckliche straffen und plagen, alls krieg, pluttver-
giessen, pestilenntz und theurrungen, uber sein un-
gehorsam, feindtlich und lesterlich völcker one un-
derlas thutt sendenn, und zubesorgen, wa wir unns
nit von sollichem sintlichem wesen und leben zu
christenlicher besserung werden bekern, werde sein
almechtigkeit ainsmals mit uns gar uß messen und
nit allein hie zeitlichen, besonder dort ewiglichen
werde straffen. Damit dann wir alle sampt bey un-
serm barmhertzigen Gott und vatter umb Christus,
seins geliepten sons, unsers einigen mittlers, erlesers
und seeligmachers, willen widerumb zugnaden ko-
men und alle vor augen schwebende grausam straf-
fen und plagen widerumb von uns allen sampt abge-
wendet werden mögenn und dan kain ander mittel
vor- | hannden, dadurch wir widerumben zu gnaden
komen mögen, dann das wir uns von unsern sintli-
chen lastern, ergerlichenn leben und weesen abwen-
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Esslingen, Reichs-
stadt, F. 10.
1 St. Dionysius und die Franziskanerklosterkirche, vgl.
oben, Einleitung zu Nr. 6, S. 316.
den und zu christennlicher besserung thund kerenn,
hatt ein ersamer rath bey inen selbs hievor ußgan-
gene zuchtordnung mit allem vleis unnd ernst hin
und wider bewogen, auch in derselbigen ettliche
puncten unnd articul ettwas gemilltert und gerin-
gert und befolhen, das dieselbige uf heutt morgens
in beeden pfarrkürchen4 an denn cantzeln offent-
lichen verkennt und verlesen werde, damit sich nie-
mandts der unwissenheit habe zubeclagen.
Demselbigen nach will ein ersamer rath, das be-
melter zuchtordnung in allen und jeden puncten und
articuln durch jeden diser statt underthonnen und
verwannten, niemants ußgeschiden, strax unnd ve-
stiglichen gelebt werde, dann wölcher oder welche in
bemeltenn articuln, einem oder mehr, straffpar be-
funden, gegen dem oder denn selben wurdet mit der
innverleibten peenenn unnd straffen furgefarn und
mit ufflegung und einziehung der straff und peenen
niemants verschont werden. Darnach wis sich me-
niglich zurichten unnd vor schaden zuwarnen.
Daneben thun auch ein ersamer rath ernewern
das hievor ußgangen verpott5 | gegenn denn jheni-
gen, so an dem heilligenn sontag unnder der zeit der
morgen- und mittagpredig, so man das heillig gött-
lich wortt thutt verkinden, hin und wider uff denn
pletzen inn- unnd ausserhalb der statt thund sitzen,
steen oder geen, und will, das demselbigen strax ge-
lept und nachgeganngen werde, dann welche hinfuro
inn demselbigen straffpar betretten6, die werden uff-
gezeichnet und fur die verordennten zuchtherren be-
schickt unnd deren jeder, so offt er dawider thutt
hanndeln, umb zwen kreitzer gestrafft werden.
2 Siehe oben, Nr. 5.
3 Verhängter Zaum = mit lockeren Zügeln.
4 Siehe Anm. 1.
5 Siehe oben, Nr. 14 und Nr. 22b.
6 Auf frischer Tat ergriffen.
397
27. Kanzelverkündung zur Einschärfung der Zuchtordnung und
zur Sonntagsheiligunga
13. Mai 1543
Zedel uff baide cantzeln1:
Die fursichtigen, ersamen, weisen herren, burger-
meister und rath diser statt Esselingen, habenn
abermalns die hievor uffgerichte und in offenem
druckh ußgangene zuchtordnung2 furhanden geno-
men und befunden, das derselbigen durch uß in gar
keinem oder je wenigen puncten und articuln will
gelept werden, besonder das ein jeder, alte unnd
jungen, baide, mans- und frowen personen, mit ver-
hengtem zom3 seins aigen gefallenns in allen und je-
den ergerlichen lastern ungestrafft gern wöllte le-
ben, dadurch dan der allmechtig, guetig Gott zu
grossem zornn bewegt, alle grosse, hohe unnd
merckliche straffen und plagen, alls krieg, pluttver-
giessen, pestilenntz und theurrungen, uber sein un-
gehorsam, feindtlich und lesterlich völcker one un-
derlas thutt sendenn, und zubesorgen, wa wir unns
nit von sollichem sintlichem wesen und leben zu
christenlicher besserung werden bekern, werde sein
almechtigkeit ainsmals mit uns gar uß messen und
nit allein hie zeitlichen, besonder dort ewiglichen
werde straffen. Damit dann wir alle sampt bey un-
serm barmhertzigen Gott und vatter umb Christus,
seins geliepten sons, unsers einigen mittlers, erlesers
und seeligmachers, willen widerumb zugnaden ko-
men und alle vor augen schwebende grausam straf-
fen und plagen widerumb von uns allen sampt abge-
wendet werden mögenn und dan kain ander mittel
vor- | hannden, dadurch wir widerumben zu gnaden
komen mögen, dann das wir uns von unsern sintli-
chen lastern, ergerlichenn leben und weesen abwen-
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Esslingen, Reichs-
stadt, F. 10.
1 St. Dionysius und die Franziskanerklosterkirche, vgl.
oben, Einleitung zu Nr. 6, S. 316.
den und zu christennlicher besserung thund kerenn,
hatt ein ersamer rath bey inen selbs hievor ußgan-
gene zuchtordnung mit allem vleis unnd ernst hin
und wider bewogen, auch in derselbigen ettliche
puncten unnd articul ettwas gemilltert und gerin-
gert und befolhen, das dieselbige uf heutt morgens
in beeden pfarrkürchen4 an denn cantzeln offent-
lichen verkennt und verlesen werde, damit sich nie-
mandts der unwissenheit habe zubeclagen.
Demselbigen nach will ein ersamer rath, das be-
melter zuchtordnung in allen und jeden puncten und
articuln durch jeden diser statt underthonnen und
verwannten, niemants ußgeschiden, strax unnd ve-
stiglichen gelebt werde, dann wölcher oder welche in
bemeltenn articuln, einem oder mehr, straffpar be-
funden, gegen dem oder denn selben wurdet mit der
innverleibten peenenn unnd straffen furgefarn und
mit ufflegung und einziehung der straff und peenen
niemants verschont werden. Darnach wis sich me-
niglich zurichten unnd vor schaden zuwarnen.
Daneben thun auch ein ersamer rath ernewern
das hievor ußgangen verpott5 | gegenn denn jheni-
gen, so an dem heilligenn sontag unnder der zeit der
morgen- und mittagpredig, so man das heillig gött-
lich wortt thutt verkinden, hin und wider uff denn
pletzen inn- unnd ausserhalb der statt thund sitzen,
steen oder geen, und will, das demselbigen strax ge-
lept und nachgeganngen werde, dann welche hinfuro
inn demselbigen straffpar betretten6, die werden uff-
gezeichnet und fur die verordennten zuchtherren be-
schickt unnd deren jeder, so offt er dawider thutt
hanndeln, umb zwen kreitzer gestrafft werden.
2 Siehe oben, Nr. 5.
3 Verhängter Zaum = mit lockeren Zügeln.
4 Siehe Anm. 1.
5 Siehe oben, Nr. 14 und Nr. 22b.
6 Auf frischer Tat ergriffen.
397