37. Ordnung gegen Hurerei und Ehebruch 1602
straff des tods nicht wol mögen uberhaben11 werden,
und würde er (neben einer leibsstraff) auch dem
maidtlein ein stattlichen abtrag für ir jungfraw-
schafft und leibsschaden zuthun schuldig sein. Doch
sollen uber disen fall die rechtsgelehrten gehört wer-
den.|2r|
5. Wann ein wittwer sein magt zum fahl bringt, da
soll etwas mit mehrer straff (der gefencknuß oder an
geltstraff) dann sonsten ein schlechter12 hurer ange-
sehen werden, dann ein haußvatter ist schuldig, sei-
ne dienstehalten13 (sovil im müglich) bey zucht
unnd ehren zuerhalten, darumb er desto schwer-
licher sündiget, wann er selbst seinen dienstehalten
verfellet14 unnd zuschanden bringt.
6. Noch vil ubler ists gehandelt, wann ein pfleger
sein pflegtochter verfellet, deren er gleichsam ein
vatter ist, unnd derwegen ann leib und gut desto
ernstlicher zustraffen.
7. So ein ledige person ein weibsbild, die im mit
schwagerschafft oder bluts verwandtnuß zugethan,
beschlieff, da kan es nicht bey der gemainen straff
der hurerey bleiben, sonder soll die leibsstraff ge-
scherpft werden. Unnd ist in solchen fellen die bluts-
verwandtnuß hoher dann die schwagerschafft ge-
achtet worden.
8. Wann ein weibsperson, in hurerey geschwengert,
sich unnderstehe, mit getrencken unnd artzneyen
das kind zuvertreiben, ob schon das kind lebendig
bleibt, soll sie doch nicht schlecht15 umb der un-
zucht willen, sonder auch desto hoher gestrafft wer-
den, das sie ires leibs frucht durch solche mittel
umbzubringen unnderstanden. Unnd da die mans-
person zu solchen mitteln gerhaten, ist sie gleicher
gestalt hoher dann sonnsten ein hurer zustraffen.
Auch andere personen, welche solchen geschwenger-
ten weibern wissentlich kreuter oder artzney zutra-
gen, das kind zuvertreiben, sollen auch mit ernst-
licher straff angesehen werdenβ. |2v |
9. Da sich dann befindt, das ein weib ir zeitig und
lebendig kind in der geburt umbbrechte (welches
gar wol geschehen kan) oder aber dem kind, nach
β Nota. Dise schwere sund (kinder zuvertreiben) will seer
gemein werden.
11 Verschont.
12 Einfacher, gewöhnlicher.
dem es schon an die welt geborn, das leben nemme,
waiß menigklich wol, was fur ein straff einer solchen
kindsmorderin anzuthun. Da es auch offenbar wür-
de, das der vatter eines solchen kinds zu solchem
kindsmord rhat unnd that gethan, würdt er (nach
beschaffenhait aller umbständ) nicht besser dann
fur ein kinds mörder zuachten sein.
Von straff des ehebruchs
1. Wann ein ledige mansperson ein eheweib be-
schlafft, der ist ein ehebrecher vor Gott und der
welt, soll derhalben als ein ehebrecher gestrafft wer-
den.
2. Ebenmessig, wann ein ledige weibsperson bey ei-
nem eheman schlafft, die ist auch ein ehebrecherin,
dann sie zerreist und zerbricht ein frembde ehe und
ist derwegen als ein ehebrecherin zustraffen.
3. Dise ubelthat ist sovil desto höher zustraffen,
wann der eheman und ein solches unzuchtig weib
miteinander practiciren, dem eheweib von dem brot
zuhelffen16, unnd muß ein solches loses weib aint-
weder im sinn haben, ir lebenlanng (mit underthe-
niger reverentz) ein hur zubleiben oder aber das ehe-
weib zum tod zubefürdern. Unnd muß sie hernach
ain ainfeltigen, unwissenden gesellen betriegen oder
aber sich mit ainem verheiraten, der wissentlich ein
solch weib nimbt, und ist von im nicht hoch zuhal-
ten.
4. Wann ein eheman mit aines andern eheweib un-
zucht treibt, das ist ein gedoppelter ehebruch, sollen
derhalben auch baide mit mehr leibsstraff angese-
hen werden. |3r |
5. So ein eheman bey seiner magt (die er als der
hausvatter solte bey ehren und zucht helffen erhal-
ten) schlaffet, sonnderlich wann er sie umb ir jung-
freuliche eher bringet, der soll herter dann sonsten
ainer, der hurery treibt, gestrafft werden, dann man
findet ettliche haussväter, welche nicht bald ein
magt unverfellt17 von sich kommen lassen.
13 Knechte und Mägde.
14 Entehrt.
15 Schlicht, einfach.
16 Die Ehefrau umzubringen.
17 Nicht entehrt, jungfräulich.
411
straff des tods nicht wol mögen uberhaben11 werden,
und würde er (neben einer leibsstraff) auch dem
maidtlein ein stattlichen abtrag für ir jungfraw-
schafft und leibsschaden zuthun schuldig sein. Doch
sollen uber disen fall die rechtsgelehrten gehört wer-
den.|2r|
5. Wann ein wittwer sein magt zum fahl bringt, da
soll etwas mit mehrer straff (der gefencknuß oder an
geltstraff) dann sonsten ein schlechter12 hurer ange-
sehen werden, dann ein haußvatter ist schuldig, sei-
ne dienstehalten13 (sovil im müglich) bey zucht
unnd ehren zuerhalten, darumb er desto schwer-
licher sündiget, wann er selbst seinen dienstehalten
verfellet14 unnd zuschanden bringt.
6. Noch vil ubler ists gehandelt, wann ein pfleger
sein pflegtochter verfellet, deren er gleichsam ein
vatter ist, unnd derwegen ann leib und gut desto
ernstlicher zustraffen.
7. So ein ledige person ein weibsbild, die im mit
schwagerschafft oder bluts verwandtnuß zugethan,
beschlieff, da kan es nicht bey der gemainen straff
der hurerey bleiben, sonder soll die leibsstraff ge-
scherpft werden. Unnd ist in solchen fellen die bluts-
verwandtnuß hoher dann die schwagerschafft ge-
achtet worden.
8. Wann ein weibsperson, in hurerey geschwengert,
sich unnderstehe, mit getrencken unnd artzneyen
das kind zuvertreiben, ob schon das kind lebendig
bleibt, soll sie doch nicht schlecht15 umb der un-
zucht willen, sonder auch desto hoher gestrafft wer-
den, das sie ires leibs frucht durch solche mittel
umbzubringen unnderstanden. Unnd da die mans-
person zu solchen mitteln gerhaten, ist sie gleicher
gestalt hoher dann sonnsten ein hurer zustraffen.
Auch andere personen, welche solchen geschwenger-
ten weibern wissentlich kreuter oder artzney zutra-
gen, das kind zuvertreiben, sollen auch mit ernst-
licher straff angesehen werdenβ. |2v |
9. Da sich dann befindt, das ein weib ir zeitig und
lebendig kind in der geburt umbbrechte (welches
gar wol geschehen kan) oder aber dem kind, nach
β Nota. Dise schwere sund (kinder zuvertreiben) will seer
gemein werden.
11 Verschont.
12 Einfacher, gewöhnlicher.
dem es schon an die welt geborn, das leben nemme,
waiß menigklich wol, was fur ein straff einer solchen
kindsmorderin anzuthun. Da es auch offenbar wür-
de, das der vatter eines solchen kinds zu solchem
kindsmord rhat unnd that gethan, würdt er (nach
beschaffenhait aller umbständ) nicht besser dann
fur ein kinds mörder zuachten sein.
Von straff des ehebruchs
1. Wann ein ledige mansperson ein eheweib be-
schlafft, der ist ein ehebrecher vor Gott und der
welt, soll derhalben als ein ehebrecher gestrafft wer-
den.
2. Ebenmessig, wann ein ledige weibsperson bey ei-
nem eheman schlafft, die ist auch ein ehebrecherin,
dann sie zerreist und zerbricht ein frembde ehe und
ist derwegen als ein ehebrecherin zustraffen.
3. Dise ubelthat ist sovil desto höher zustraffen,
wann der eheman und ein solches unzuchtig weib
miteinander practiciren, dem eheweib von dem brot
zuhelffen16, unnd muß ein solches loses weib aint-
weder im sinn haben, ir lebenlanng (mit underthe-
niger reverentz) ein hur zubleiben oder aber das ehe-
weib zum tod zubefürdern. Unnd muß sie hernach
ain ainfeltigen, unwissenden gesellen betriegen oder
aber sich mit ainem verheiraten, der wissentlich ein
solch weib nimbt, und ist von im nicht hoch zuhal-
ten.
4. Wann ein eheman mit aines andern eheweib un-
zucht treibt, das ist ein gedoppelter ehebruch, sollen
derhalben auch baide mit mehr leibsstraff angese-
hen werden. |3r |
5. So ein eheman bey seiner magt (die er als der
hausvatter solte bey ehren und zucht helffen erhal-
ten) schlaffet, sonnderlich wann er sie umb ir jung-
freuliche eher bringet, der soll herter dann sonsten
ainer, der hurery treibt, gestrafft werden, dann man
findet ettliche haussväter, welche nicht bald ein
magt unverfellt17 von sich kommen lassen.
13 Knechte und Mägde.
14 Entehrt.
15 Schlicht, einfach.
16 Die Ehefrau umzubringen.
17 Nicht entehrt, jungfräulich.
411