Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

2. Zucht- und Eheordnung 1531

unnd nach gestalt aines yeden ubertretung gestrafft
werdenne.
[Vom schwören, fluchen und götteslästern]
Unnd erstlich von wegen schwören, fluchen unnd
gotzslestern, das, wölcher der oder die sein, mans-
oder frowenpersonnen, die sich als gots marter, lei-
den, kraft, macht, flaisch, wunden, gots kranckhait,
himel, ertrich, lufft, ellement, sacramentf unnd der-
gleichen newerdichteng schwier unnd fliech gepru-
chennd, die thun und uben, da soll ain hjeder oderh
jedesi zum thail vier kreuzer vonn den haupt, unnd
zum thail von den mindern schwiern zwien oder
ainj kreutzer, ye nach ansechen unnd erkantnus der
kspital pflegerk, ze buos unnd straf gebennl.|15v |
mEs möcht aber ainer oder ains mit schwörn
unnd gotslestern so perlich9 ubersechenn, es wurde
darumb von unns hertiklicher oder nach freihait
sag10 gestraufftm. Unnd sollen, wie vor von unns an-
gesechen unnd gesatzt ist, alle unnsere amptknecht,
nrichter unnd vierern11 auff sollich schwier unnd
gotslestern gut acht unnd auffmercken haben unnd
das yeder zeit den ospitl pflegerno anzaigenn.
Vonn zutrincken
Haben mier gesatzt unnd geordnet, das sollich ver-
hast laster des zutrinckens (zu dem es vormalen von

f Fehlt B.
g Fehlt B.
h-h Fehlt B.
i Verschrieben: jedes ziem.
j Gestrichen: drey.
k-k B: funffen [Die Fünfer waren die Biberacher Zuchther-
ren, siehe oben, S. 434],
l B: verfallen sein.
m-m In B zerstört.
n-n Fehlt B.
o-o B: fünffen.
p B: uns auch.
q-q B: von burgern und einwonern.
r B: stat.
s Fehlt B.
t-t B: warten und dhain teylung.
u-u B: jedem.

unnsp verpoten) die unnsern qeinwoner dis dorfs N.
unnd N.q sich in unnser oberkaitr nit gepruchen,
sunder dess tags unnd nachts meiden, auch inn sol-
chem kainer kains dem andern kains wegs tkain be-
deutungt noch anzaigen thun bey straf uauff baiden
thailenu ains guldins. Es sollen auch vdie gastgebenn
unnd wiert, in derro hus dis zutrincken fürgeet unnd
beschicht, bey iren aiden unnd yetzbemelter straff
des guldins schuldig unnd pflichtigv sein, sollich vi-
chisch laster den wspital pflegern yeder zeitw zeeroff-
nen unnd anzezaigenn. |16r |
Unnd der gest unnd frembden halber soll es die
gestalt haben: So die selben xin ain wiertshus komen
unnd sich zutrinckens weltend gepruchen, soll der
wierdt seine gest warnen unnd innen sagen, wie das
solich vichisch laster des zutrinckens verpottenn,
mit der anzaigung, das auch zeunderlaßen unnd
umbzugeen12. Sover sich aber dieselben uber des
wierts oder gastgebs warnung, so zum driten maln
beschechen, des nit miessigen oder enthalten, so soll
gedachter gastgeben denn oder die auch anzugeben
schuldig sein, damit der oder die vorgemelten gesatz
nach auch gestraft werden mügen, unnd soll alsdan
der wierdt kainem seinem gast bey vorbestimpter
bus unnd straff kains warten, bieten noch brin-
gennx13.
Neben dem ist dan von unns sunderlicher ernst-
lichery befelch beschechenn, zdas unnsere spital pfle-
ger nach altem herkomen unnd gepruch allweg in

v-v In B Text zerstört.
w-w B: funffen.
x-x: B: sich zutrinckenns wolten geprauchen, so sols der wirt
warnen wie das zutrinckens verpotten sey, sollichs zu
underlassen, unnd sol der wirt kainen kains warten.
y Fehlt B.
z-z B: unsern stat rechnern alle xiiii tag.
9 Offenkundig, offenbar, vgl. Grimm, DWb 1, Sp. 1525.
10 Nach Aussage eines Freiheitsbriefs oder einer Urkunde,
vgl. DRW III, Sp. 762.
11 Vierer = gewählte Vertreter des Handwerks als bevoll-
mächtigter Ausschuss der städtischen Gemeinde, vgl.
Grimm, DWb 26, Sp. 290.
12 Zu vermeiden.
13 Nachkommen (ausführen), darbieten noch bringen.

441