3. Ratsmandat für die Prediger zur Gewissensfreiheit nach Annahme des Interims [1548]
3. Ratsmandat für die Prediger zur Gewissensfreiheit nach Annahme des Interimsa
[1548]
Ir geliebten in Cristo Jhesu, unnserm herrnn.
Die rö[mische] kay[serliche] may[estät] etc.,
unnser aller gnedigister herr, hat uff jungst zu Aug-
spurg gehaltnem reichstag1 den articul der streiti-
genn religion als den wichtigisten puncten2, daran
das ewig, namblich die eer Gottes unnd der seellen
haill gelegenn (wie hievor meermallen beschechenn),
erstlich zuratschlagenn für die hannd genomen unnd
aber den selben mit bewilligung der curfürsten, für-
sten unnd stennd des reichs uff ain frei, gmain, cri-
stenlich concilium gewissenn unnd angestöllt etc.,
danebenn aber für ain notturft theutscher nacion
geacht, uff cristennliche weg bedacht zu sein, wie
hiezwischen unnd ermeltem concilio die stennd des
reichs cristenlich unnd gotselligklich, auch in frid-
lichem wessenn bei ainanndern leben unnd wonnen
mögenn.
Das habenn nun irer kay. mt. gemaine stennd
des reichs gehorsamlich haimgestelt unnd darüber ir
mt. ainen vorschlag verfasenn lassenn, wellicher
auch offenntlich im truckh ausganngen3, darinen
unnder annderm verleipt, das die stennd, so in der
religion unnd glaubens sachen ennderung firgeno-
men, ainnanders widerumb zu den anndern stenn-
den |36v | tretten, sich mit denselben inn den kirchen
jebungen vergleichen oder aber mit irer lehr unnd
kirchennordnung bemeltem ratschlag gemeß hallten
sollenn4.
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Biberach, Spitalar-
chiv, A 1261, fol. 36r-37v.
1 Reichstag in Augsburg (1. September 1547 bis 30. Juni
1548), vgl. zuletzt die Einleitung bei DRTA.JR
XVIII/1, S. 49-105, bes. S. 83-91.
2 Hier ist das Interim gemeint, das Karl V. den Ständen
am 15. Mai 1548 auf dem Reichstag vorgelegt hatte und
das am 30. Juni in den Reichsabschied aufgenommen
wurde. Abdruck des lateinischen Textes zuletzt in
DRTA. JR XVIII/2, Nr. 210. Abdruck des Textes
deutsch/lateinisch bei Mehlhausen, Interim,
S. 28-160.
Nachdem nun anndere curfürsten, fürsten unnd
stennd des reichs der kay. mt. hierinnen aller unn-
derthenigst gehorsamet, hat ain erberer ratt der stat
Biberach in der kay. mt. letsten fürgeschlagnen weg
mit annemunng des gemelten ratschlags aller unn-
derthenigst zu bewilligen, auch nit umbgeen söllen
noch mögenn, unnd ist aber in sollichem ratschlag
der articul der rechtfertigung dermassen gestellt,
das des mennschen selligkait im grund allain dem
glaubenn an unnsern ainigen hailanndt, erlösser
unnd herrnn Jhesum Cristum zugelegt wirt, auch
allen cristglaubigenn die predig des worts Gottes
unnd hailligenn evangelii nit entzogenn noch beno-
menn sein soll5. Zudem ist ainem jedenn cristenn
vorbehaltenn, sich des sacraments unnd communion
beeder, des leibs unnd bluts unnsers liebenn herrnn
Jhesu Cristi zu gepruchenn unnd dieselbenn zu nies-
senn.6 |37r | Danebenn ist disem kaiserlichem rat-
schlag unnder annderm auch einverleipt, das man
etliche fest im jar halltenn unnd feirenn soll7, wöl-
liche ewer lieb hienach an der cantzell alwegenn ai-
genntlich verkündt werdenn sollenn. Deßgleichenn
ist auch in sollichem ratschlag geordnett, wie man
sich fürohin ains jedenn freitags, sambstags unnd
annderer bestimpter tag deß flaischessenns enthall-
ten soll8, dessenn will ain erberer ratt ewer lieb, dem
selbenn zugelebenn wissenn, hiemit auch erinnert
3 Siehe vorige Anm.
4 DRTA.JR XVIII/2, S. 1912f.; Mehlhausen, Interim,
S.32-34.
5 DRTA.JR XVIII/2, S. 1940-1942; Mehlhausen, In-
terim, S. 122-128.
6 DRTA.JR XVIII/2, S. 1947; Mehlhausen, Interim,
S. 142f.
7 DRTA.JR XVIII/2, S. 1945; Mehlhausen, Interim,
S. 138.
8 DRTA.JR XVIII/2, S. 1946; Mehlhausen, Interim,
S. 140.
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3. Ratsmandat für die Prediger zur Gewissensfreiheit nach Annahme des Interimsa
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Ir geliebten in Cristo Jhesu, unnserm herrnn.
Die rö[mische] kay[serliche] may[estät] etc.,
unnser aller gnedigister herr, hat uff jungst zu Aug-
spurg gehaltnem reichstag1 den articul der streiti-
genn religion als den wichtigisten puncten2, daran
das ewig, namblich die eer Gottes unnd der seellen
haill gelegenn (wie hievor meermallen beschechenn),
erstlich zuratschlagenn für die hannd genomen unnd
aber den selben mit bewilligung der curfürsten, für-
sten unnd stennd des reichs uff ain frei, gmain, cri-
stenlich concilium gewissenn unnd angestöllt etc.,
danebenn aber für ain notturft theutscher nacion
geacht, uff cristennliche weg bedacht zu sein, wie
hiezwischen unnd ermeltem concilio die stennd des
reichs cristenlich unnd gotselligklich, auch in frid-
lichem wessenn bei ainanndern leben unnd wonnen
mögenn.
Das habenn nun irer kay. mt. gemaine stennd
des reichs gehorsamlich haimgestelt unnd darüber ir
mt. ainen vorschlag verfasenn lassenn, wellicher
auch offenntlich im truckh ausganngen3, darinen
unnder annderm verleipt, das die stennd, so in der
religion unnd glaubens sachen ennderung firgeno-
men, ainnanders widerumb zu den anndern stenn-
den |36v | tretten, sich mit denselben inn den kirchen
jebungen vergleichen oder aber mit irer lehr unnd
kirchennordnung bemeltem ratschlag gemeß hallten
sollenn4.
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Biberach, Spitalar-
chiv, A 1261, fol. 36r-37v.
1 Reichstag in Augsburg (1. September 1547 bis 30. Juni
1548), vgl. zuletzt die Einleitung bei DRTA.JR
XVIII/1, S. 49-105, bes. S. 83-91.
2 Hier ist das Interim gemeint, das Karl V. den Ständen
am 15. Mai 1548 auf dem Reichstag vorgelegt hatte und
das am 30. Juni in den Reichsabschied aufgenommen
wurde. Abdruck des lateinischen Textes zuletzt in
DRTA. JR XVIII/2, Nr. 210. Abdruck des Textes
deutsch/lateinisch bei Mehlhausen, Interim,
S. 28-160.
Nachdem nun anndere curfürsten, fürsten unnd
stennd des reichs der kay. mt. hierinnen aller unn-
derthenigst gehorsamet, hat ain erberer ratt der stat
Biberach in der kay. mt. letsten fürgeschlagnen weg
mit annemunng des gemelten ratschlags aller unn-
derthenigst zu bewilligen, auch nit umbgeen söllen
noch mögenn, unnd ist aber in sollichem ratschlag
der articul der rechtfertigung dermassen gestellt,
das des mennschen selligkait im grund allain dem
glaubenn an unnsern ainigen hailanndt, erlösser
unnd herrnn Jhesum Cristum zugelegt wirt, auch
allen cristglaubigenn die predig des worts Gottes
unnd hailligenn evangelii nit entzogenn noch beno-
menn sein soll5. Zudem ist ainem jedenn cristenn
vorbehaltenn, sich des sacraments unnd communion
beeder, des leibs unnd bluts unnsers liebenn herrnn
Jhesu Cristi zu gepruchenn unnd dieselbenn zu nies-
senn.6 |37r | Danebenn ist disem kaiserlichem rat-
schlag unnder annderm auch einverleipt, das man
etliche fest im jar halltenn unnd feirenn soll7, wöl-
liche ewer lieb hienach an der cantzell alwegenn ai-
genntlich verkündt werdenn sollenn. Deßgleichenn
ist auch in sollichem ratschlag geordnett, wie man
sich fürohin ains jedenn freitags, sambstags unnd
annderer bestimpter tag deß flaischessenns enthall-
ten soll8, dessenn will ain erberer ratt ewer lieb, dem
selbenn zugelebenn wissenn, hiemit auch erinnert
3 Siehe vorige Anm.
4 DRTA.JR XVIII/2, S. 1912f.; Mehlhausen, Interim,
S.32-34.
5 DRTA.JR XVIII/2, S. 1940-1942; Mehlhausen, In-
terim, S. 122-128.
6 DRTA.JR XVIII/2, S. 1947; Mehlhausen, Interim,
S. 142f.
7 DRTA.JR XVIII/2, S. 1945; Mehlhausen, Interim,
S. 138.
8 DRTA.JR XVIII/2, S. 1946; Mehlhausen, Interim,
S. 140.
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