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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0494
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Ravensburg

4. Anweisungen für die altgläubigen Geistlichena
5. September 1546
Nota: Der bepstischen pfaffen halber

Auf montag vor nativitatis Mariae, den 5. Septem-
bris1 im 1546. jar, hat ain ersamer radt nach allen
päpstischen pfaffen, pfarrern und caploenen alhye
fur radt geschickt und inen lassen anzaigen:
Demnach ain radt sampt ainer gmaind das pure,
lauter, rain wort Gottes alhye angenomen2 und das
heilig evangelion lauter und rain verkunden lassen,
darauf ain christenliche kurchenordnung3 furgenom-
men, hette sich ain radt versehen, das sy, als die
geistlich genant wellen sein, sollicher christenlichen
reformation gleichformig gehalten und hetten sich
auch zu den christenlichen ministeriis gebrauchen
lassen, ouch ir ergerlich beysitzen4 mit iren concu-
binen abgestelt und sich christenlicher ordnung ge-
mäß gehalten. Und wiewol sy vormals darauf ain
bedacht genomen und volgends ainem radt in schrift
ain vermainte antwurt5 geben, daranb aber ain radt
gar nit ersettiget6 sein kan, I148r | ist demnach noch-
mals ains radts entliche maynung, das sey samend
und sünders sich nochmals der christenlichen ord-

a Textvorlage A (Handschrift): StadtA Ravensburg
Bü 376a, fol. 147v-148r. Textvorlage B (Handschrift):
HStaatsA Stuttgart B 198 I, Bü 38, p. 33-34. Abdruck:
Müller, Aktenstücke, S. 49f. Nr. 433.
b B: davon.
1 Montag vor Nativitatis Mariae 1546 war jedoch der 6.
September.

nungen gmäß und gleich halten werden, sich ouch in
der kurchen dinsten ain yeder, darzu er verordnet
wirt, aufs christenlichest gebrauchen lassen, es sye
mit verkundung des gotswort, administration der
sacramenten, visitation der krancken, zum kirchen-
gesang und lesen etc., ouch darbey ir ergerlich bey-
sitz mit iren concubinen abstöllen, sich zu den sel-
bigen elichen verheyraten und darneben alles das
thün, das sich der christenlichen ordnungen nach
zuthun gebürt und das sundtlich, ergerlich leben ab-
stöllen, wiewol ain ersamer radt ghainen zu diser
oder anderen relligion oder ouch zu verheyratung
irer dyrnen zwingen wölle, aber darneben inen an-
zaigt haben, welcher sich hyerinnen ungehorsam
halten, werde ainem radt in irer statt und oberkait
lenger zu haben nit gelegen sein und zu dem allem
sich nichts destweniger mit strauf der gebur nach
gegen den ungehorsamen darein schicken, das ain
radt syen selbs und gmainer statt gegen Gott und
der welt zu thun schuldig ist.

2 Siehe oben, Nr. 1 vom 12. Oktober 1545.
3 Die Kirchenordnung ist nicht erhalten, siehe oben,
S. 461.
4 Zusammenleben.
5 Liegt nicht vor.
6 Zufriedengestellt.

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