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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0513
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6. Zuchtordnung 1546

Beschluss

Dise ordnung haben wir also im namen unnd zu ehe-
ren des allmechtigen, unnsers himlischen vatters,
auch zu wolffartt und besserung unnser selbs unnd
der unsern, fnach innhalt unnd außweisung hailiger
biblischer schrifft angesehen, erkendtfunnd be-
schlossen. Ermanen darauff, wöllen unnd gepieten,
das niemandt unnserer burger, hindersässen, unn-
derthonen oder zugewannten hierwider ettwas in ai-
nigen weg, weder mit wortten oder wercken, hand-
len oder fürnemen oder zuhanndlen verschaffen,
sonnder das sich derselbigen ain jeder in allem, so-
verr durch die hilff des allmechtigen immer möglich
sein mag, zugeleben unnd in der warhait nachzuko-
men befleisse.
Unnd ob jemandts in oberzölten oder ainichen
mer und andern lasstern gargkwenig sich erzaigen
wurde, also das zubesorgen, er möchte dardurch |62|
in offentliche schannd unnd schmach gefüertt wer-
den oder sonnst schaden empfahen, dieselbigen sol-
len obvermelt unnsere geordneten zuchtherren jeder
zeit in guter gehaimnus unnd verborgenlichen für sy
erfordern, sy guter, getrewer unnd vätterlicher mai-
nung warnen unnd irer gelegenhait nach mit inen
hanndlen, darmit sy solliche argkwönige weg unnd
stäg verlassen unnd also böses, so inkönfftige zeit
(wann inenh also lennger zugesehen) darauß bevol-
gen möcht, verhüetet werde. Unnd im fal, das sol-
liche haimliche zucht und warnung auch nichts ver-
fahen unnd der argkwon oder was vorhin haimlich
gewesst, offenntlich unnd kundtpar gemacht unnd
außgebrochen, deßgleichen ob jemandts vor be-
schehner warnung in offenntlichen lasstern ergrif-
feng, gegen denselbigen soll unnd württ nach ains

f-f ZuchtO 1550, 1555: dergleichen zuerhaltung zucht unnd
guter pollicey anngesehen.
g-g ZuchtO 1550, 1555: unnd verhanndlungen, so schon in
diser unnser ordnung nit vergriffen, strafbar erfunden
oder sich arckhwenig ertzaigen wurde.
h Verschrieben: ien.
i ZuchtO 1555: bey.

jeden verbrechen mit ernnstlicher straff dermassen
fürganngen, darmit |63| menigclich unnser höchst
misfallen speurn unnd abnemen soll, dann wir biß-
heer befunden, das auß farlässigkait des straffens
den bosshafftigen vil ursach gegeben, in1 irem leicht-
förttigen, bösen leben zuverharren unnd also den
guthertzigen und anndern christenlichen unnder-
thonen ain grosser anstoß unnd an burgerlicher
zucht unnd erbarkait ettwas abwendung oder ver-
hinderung beschehen möchtej . kDemselbigen nach
bevelhen wir hiemit ernstlich unnd wöllen, das die
verordneten zuchtherren in unnserm namen alle ver-
leumbte unnd ergerliche lasster unnd hanndlun-
genl, wie die oben bestimpt, mit ernnst one verner
anbringen straffen unnd die bussen, so darüber ge-
setzt, one allen abgang und nachlassung einziehen
unnd hierinnen niemanndts verschonen sollen, an
wölchem allem inen durch jemandts ainich verhin-
derung unnd eintrag beschähen, besonnder102 sollen
|64| sy vil mer durch unns zum getrewlichisten ge-
schützt, geschürmbt unnd gehanndthapt werden.
Unnd ob jemandts den anndern umb angebung
ainichs übertrettens mit wortten oder wercken be-
laidigen wurde, in was weiß unnd gestalt das be-
schehe, gegen denselbigen wöllen wir unns dermas-
sen unnd nach gestalt ainer jeden hanndlung mit
ernnstlicher straff, unverschont menigclichs, also er-
zaigen, das darauß ain jeder in der that speuren soll,
das unns zuverhüetung offentlicher schannd unnd
lasster zethun gepürtt unnd die that unnsern ernnst,
wie billichen beschicht, im grund anzaigen soll. Dar-
nach wisse sich menigclich zurichten unnd vor scha-
den zuverhüetenm .|65|

j ZuchtO 1550, 1555: ist. Finis.
k-kIn ZuchtO 1550 gestrichen, fehlt ZuchtO 1555.
l ZuchtO 1550: verhanndlungen.
m ZuchtO 1550: unnd nachtail zubewaren.
102 Sondern.

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