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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0539
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3. Regelung der Predigtzeiten und Festtage beider Konfessionen 1568

3. Regelung' der Predigtzeiten und Festtage beider Konfessionena
23. Juli 1568

Burgermaister, ratth unnd gericht diser des hayll-
genn reichs statt Wimpffen habenn sich nottwendig-
lich erinnert, wes sich dieselbenn hiebevor inn crafft
tragenden ampts unnd oberkhaith vonn wegen er-
halltung gleichmässigenn, fridtlichen wesens zwü-
schen innen selbst, auch derselben burgerschafft, der
unnderschidlichenn, alls catholischen unnd Aug-
spurgischer Confessions religionen anhengigenn,
beedts, der zeit unnd stunnden, halb solliche unn-
derschidliche leher unnd ceremonien inn gemeiner

a Textvorlage A (Handschrift): StadtA Bad Wimpfen L V,
B 6. Textvorlage B (Handschrift): StadtA Bad Wimpfen
L V, B 8.
b B: angenommen, wie auch sollches verschiennen [15]67.
jahrs inn gegenwertigkhait der kay[serlichen] commis-
sarien den zwayen pfarrverwesernn furgehalltenn unnd
sie innen selbiges (wie sie schuldig) auch gelieben las-
senn. Demnach sie aber ann jetzo furkomen unnd ange-
langt, das ein erbarer rath, auch all gemeine burger-
schafft, vonn wegenn etlicher, die solchem nit allerdings
nachgesetzt habenn möchten unnd doch eim erbarn rath
noch zu straff stüendenn, bey der rö[mischen] kay.
mayfestät], unserm aller gnedigsten hernn, auch sonsten
ander mehr hohen und nidern personnen, ingebild wer-
den wöllen, alls ob zwüschen denn catholischenn und den
augspurgischen connfessions verwanthen von rath, ge-
richt und gemeindt ein gentzliche und solliche verbitter-
rung, widerwill unnd spalltung sein sollt, das darumb die
ministeria beeder religionen inn ob angeregter gemeiner,
einem erbarnn rath unnd burgerschafft zugehörigenn
pfarkirchenn nit sollen noch möchten bestendiglich ver-
richt werdenn, unnd sonsten durchus bey der burger-
schafft beschwerliche weiterung inngerissenn sein, hat
sich ein erbar rath unnd gericht, alls obstett, zum vor-
derstenn unnder einannder selbst beredt, auch voll-
gendts mit iren mitburgern, sonnderlich den jenigenn, so
der catholischen religion, gleichs falls besprocht [= ange-
sprochen] unnd daraus sovill befunden, das die sachenn
vill, sonderst denn hochst gedachte kay. mayt. unnd an-
dere angelangt unnd Gott lob allso geschaffen, das ain
erbar rath, gericht unnd gemeine burgerschafft unnder-
und gegenn ain ander in solchenn hohem mißtrawen und
verbitterung gar nit stande, sonder sich sampt unnd son-
ders irem ampt, standt unnd pflichten nach schuldig er-
kennen, zu gemeinner statt wollfarth unnd uffnemen tre-
wlich zusamen zuhallten und -zusetzen, auch ainander
(ongeacht, sie nit gleicher religion unnd glaubens seyen)
kaines wegs, weder in der kirch noch sonsten, zu eussern,

der stadt pfarrkirchenn (damit kainer der andern
hinderlich sey) gehalltenn unnd volnbracht werden,
deßgleichenn sie sich sonnsten gegenn ainander ver-
mög des hailgenn reichs abschidenn unnd religion
fridenns1 ertzaigenn unnd beweysenn sollen etc., be-
dacht, auch gemeiner irer burgerschafft eroffnet,
publicirt unnd sie verpflichter gehorsame selbst wil-
liglich angenommenb.
Weyll aber inn allen sachen, sonderlich hierin-
nen, die unordnung nachthailig, derwegen ein erbar

zu sündernn, auszuschliessenn noch auch von wegen der
religion und gewissenns sachen zu hassen oder anzufein-
den, wie sie sich dann dessenn uff Gottes wort alls chri-
stenn unnd dan iren pflichten, zu der gemeinschafft
unnd iren amptern gethon, alls burger, innwonner unnd
furgesetzte diser statt, deßgleichenn ausser dem im
Haylgenn Reich inn Deutscher Nation inn anno [15]55
uffgerichten unnd publiciertenn religionn fridenn schul-
dig zusein, gnugsamlich unnd mit willenn selbs zuberich-
tenn unnd zuweisenn bedenckhen, auch auß betrachtung
ertzellter ursachenn unnd das ire liebe vorelltern, seliger
gedechtnus, sovill unverdechtliche jahr hinder sich, auch
fridtlich unnd ainig gelebt, dardurch gemeine dise politi
erhalltenn und bis uff sie kommen, dargegenn bey ann-
dern ausser dem widerwillen, zwitracht unnd unnainigk-
haith namhaffte, stattliche regimenten unnd gwallt zer-
ganngen, wie das vill, etliche aber noch inn guter ge-
dechtnuß, vor augen steende exempla zuerkennen ge-
benn etc., hinfuro vermittelst göttlicher gnaden, wie vor-
mahlen biß uff das [15]49. jahr jetzo zway jahr her auch
beschehenn, ire kirchendiennsten der lehr unnd predi-
genn, auch halltung der hayllgenn, hochwurdigenn sa-
cramenten unnd anderer ceremonien, wie die noch ver-
mög obangeregtenn religion fridenns, des funff und
funfftzigisten jahrs gehalltenn reichsdags verabschidet,
zugelassenn, inn irer unnd gemeiner statt zugehörigen
unnd vonn iren alltvordernn erst bey menschen gedecht-
nus mit schwerem costen erbawter pfarrkirchenn, die sie
auch, innhallt eines vertrags, inn 1517. jar uffgericht, inn
baw zuerhalltenn schuldig etc., zubesuchenn unnd sich
auß derselbenn kaines wegs vonn ainander zusöndern,
wie sie auch dasselb inn nichten radtsam, thünlich noch
gemeiner statt erschwinglich, vill weniger zu pflantzung,
erhalltung und mehrung gutens vertrawens under inen
furstendig zuseyn, erachtenn könden.

1 Augsburger Religionsfrieden 1555, Abdruck des Textes
bei Brandi, Religionsfriede, S. 32-52.

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