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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0547
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5. Vertrag zur Nutzung der Klosterkirche durch die evangelische Gemeinde [nach 1570]

5. Vertrag zur Nutzung der Klosterkirche durch die evangelische Gemeindea
[nach 26. Oktober 1570]
Tractationspuncten des rhats, gerichts und evangelischer burgerschafft zu Wimpffen mit priorn und
convent prediger ordens daselbsten wegen einraumung ihres langhauß und der borkirchen1, auch besuchung
der predigten |

Die fursichtigen, erbarn unnd weisen hern, burger-
maister und rathe diser des hayligen reichs statt
Wimpffen haben uff das ausgangen kayserlich man-
dat von wegen der separation aus der pfarkir-
chen2 alhie bey den erwirdigen, wirdigen und gaist-
lichen hern Conraden3, diser zit prior des gotshauß
und dises ordens, und deren conventuall brudern zu
ernantem Wimpffen ansuechen und begern lassen,
das ermelter her prior und dero conventuall bruder
inen, ainem erbarn rathe, stat gericht und gemainer
burgerschafft, so der Augspurgischen Confession
sein, das lanngkhauß und borkirchen ausserthalb
ires chors vermog außgangenen kayserlichen man-
dats in allen puncten, wie dasselbig außweist, gut-
lich und freuntlich eingeben wolten, daran sy auch
an iren taglichen horis und ceremonien nit verhin-
dert werden oder inen eintrag beschehen soll, sonder
sy darbey | auch bey irem gotshauß sonst durch aus,
deßgleichen auch bey iren renthen, zinsen, gulten,
nutzungen und gefellen, wie die imer namen haben
mogen, alls irem aigenthumb geruwig und onetur-
birt4 gelassen werden sollen.
Daruff ermelter her prior und convent aines er-
barn raths verordneten dise antwort geben, das sy ir
furpringen und vermeldung des kay. mandats, nem-
lich das man die burgerschafft der Augspurgischen
Confession in ires gotshauß kloster kirchen das
langkhauß, auch borkirchen, ausserthalb des chors,
einnemen und eingeben wolte etc., nach lengs ange-
hort het. Dweil aber soliche sachen in irer macht nit
stunde, inen auch nit geburn wolte, one ires hern

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Bad Wimpfen L IV,
A 4.

1 Borkirche, Emporkirche = Empore, vgl. Grimm,
DWb 2, Sp. 243.
2 Siehe Nr. 4.

oberisten provinciall, so diser zeit nit beyhanden,
was zubewilligen, das ain erbar rathe mit solichem
obersteen wolte, mochte aber ain erbar rathe irem
oberisten darumben schreiben. Was nun ir | erwirde
dis orts thuen oder bewilligen, das weren sy wol ze-
friden, bey dem sy es liessen verpleiben.
Hingegen aines erbarn raths verordnete inen
weiter vermelden theten, dweil sy der rö. kay. mt.
etc. mit raumung irer pfarrkirchen in aller under-
thenigster schuldigster gehorsame parirt und ire
kay. mt. etc. sy in ire aigenthumbliche closterkir-
chen und desselbigen langkhauß allergnedigst gewis-
sen, ire christenliche ceremonien darinnen zeuben
und zugeprauchen, versehen sich die rathsverord-
neten, ire erwirde und wirde wurden sich hierinn ge-
gen der rö. kay. mt. etc., unserm allergnedigsten
hern, auch aller underthenigster schuldigster gehor-
same in disem auch erzaigen und byweisen, uff das
soliches nit zu weitterung oder iren ehrwirden zu
hochstem nachtaill und ungnade kay. mt. etc. ge-
raichen mochte. |
Nun uff vilveltig aines erbarn raths verordneten
hefftig anhalten und ersuchen sich der her prior und
convent letstlich doch mit herrlicher mundtlicher
gethoner testation allain der rö. kay. mt. etc. alls
irem allergnedigsten hern und kayser zu aller under-
thenigster, schuldigster gehorsame, auch biß uff zu-
kunfft ires hern oberisten provincialls bewilligt, das
langkhauß und borkirchen in irer aigenthumblichen
closterkirchen uff nachvolgende puncten eid geben,
also das soliche vergunstigung inen an irem gots-

3 Konrad Oberick war vicarius des Klosters und wurde
1571 dessen Prior. Sein Nachfolger wurde 1574 Johannes
Ruchelius, Lorent, Wimpfen, S. 254. Vgl. unten,
S. 529.
4 Unturbiert = ungestört, ungehindert.

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