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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0561
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1. Vertrag zu den Rechten der katholischen und evangelische Gemeinde 1562

bleiben lassen, seiner ehrwir[di]- unnd pferrigen un-
derthanen kain verhinderung oder aintrag7 zufügen
in kain waiß noch weg, alles nach laut deß allge-
mainen aufgerichten und hochverpfendten religion-
fridens8.
Deßgleichen und zum andern, so soll und will
der herr prelat von Waingarten burgermaister, rath
und gemaind der stadt Leittkhirch bey der Aug-
spurgerischen Confession9, derselben lehr, cerimo-
nien und kirchengebreuchen ausserhalb der pfarrkir-
chen daselbs auch allerdings ungeengt und ungeürt,
bleiben lassen, ihnen daran kain aintrag oder ver-
hinderung zuefüegen in kain waiß noch weeg, aber-
mahlen nach ausweisung deß vorgemelten allgemai-
nen religionfridens.
Und darmit aber burgermaister und rath die
kürchendiener und schulmaister der Augspurgeri-
schen Confession desto baß underhalten kinden mü-
gen, so hat sich ermelter herr prelat zum dritten ver-
ner güetlich bewilligt, daß burgermaister und rath
zue Leittkhirch die gefell und nuzung, so zue den
dreyen nachgemelten pfründen, nemblich deß spit-
tals, Sanct Ann und St. Niclausen10, gestifft und ge-
herig seynd, hinfüro wol ainnemmen, empfahen und
dieselbigen zue underhaltung der bestelten kirchen-
diener und schulmaisters der Augspu[r]gerischen
Confession verwenden sollen und mügen, daran ih-
nen der herr prelat zue Weingarten alß collator und
patronus kain aintrag noch verhinderung thun, ih-
nen auch kaine priester zue densellbigen nit mehr
presentieren soll und will. |
Zum vierten, so sollen und mügen burgermaister
und rath der statt Leittkirch die gefell, so zue Sanct
Martins pfrindt, zue den anniversarien und allmu-
sen, deß gleichen dem kirchen gebew, gestifft und
gewidemt seyndt, wohl ainnemmen und doch schul-
dig seyn, von denselbigen die kirchen gebew, orna-
ten der kirchen, auch mit öl und wachs nothdürff-
tigklich zue underhalten und zueversehen, deßglei-

7 Beeinträchtigung.
8 Augsburger Religionsfrieden 1555, Abdruck des Textes
bei Brandi, Religionsfriede, S. 32-52.
9 Siehe Anm. 2.
10 Zu den drei Kapellen und der Leutkircher Sakralland-
schaft siehe oben, S. 535.

chen die gestifften jartäg presentirn und allmuesen
zueentrichten und zue bezalen alles, wie von alter
herkomen. Und waß aber über daß ihnen, burger-
maister und rath, übrig und bevor seyn und bleyben
wirdt, daß megen sie abermahlen zue underhaltung
der kirchendiener und schulmaisters der Augspur-
gerischen Confession, wie oben gemelt, wenden,
sein, deß herrn prelaten von Waingarten halben
ganz unverhindert ihn all weeg.
Zum fünfften, so sollen burgermaister und rath
Sannt Lenhardts kirchlen zue den sondersie-
chen11, so sie vor etlichen jahren aingespert12, wider-
umb eröffnen und gestatten, daß der herr prelat zue
Waingarten alß collator dieselbige mit ainem tau-
genlichen priester der alten religion versehen meg,
abermahlen der von Leittkirch unverhindert in all-
weg.
Zum sechsten, dieweil der priester dem gedach-
ten St. Lenhardtspfrindt von dem herrn prelaten alß
collator biß daher verlihen worden etlicher früchten
halben, so burgermaister und rath zue Leittkhirch
ihme innerhalb dreyen nechsten verschienenen jah-
ren aingenomen haben sollen, sprüch und forderung
gehabt hat, ist bedingt, daß burgermaister und rath
zue Leittkhirch schuldig seyn sollen, gemeltem prie-
ster diejenigen früchten oder den billichen werth
darfür, deren er sy kundtlich berechnen kan, daß sie
die innerhalb den dreyen nechstverschienenen jah-
ren empfangen haben, zue zuestellen und zue beant-
worten, auch ihne fürohin an der gemelten caplony
gefellen, zinsen, zehenden und der behausung unver-
hindtert bleyben lassen. |
Dagegen und zum sibenden, so sollen ihnen, bur-
germaister und rath zue Leittkirch, auch die jenigen
früchten, so zue St. Anna und deß spittals pfründen
zue leittkhirch gestüfft worden, aber in den dreyen
nechst verschinen jahren in der landvogtey Schwa-
ben oder sonst arrestiert und verhafft worden, sovil
deren noch verhanden seyn und kuntlich berechnet

11 Die Aussätzigen, die in gesonderten Häusern unterge-
bracht waren, hatten mit St. Leonhard eine eigene Ka-
pelle.
12 Zugeschlossen, abgesperrt.

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