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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0571
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Einleitung

1. Die Reichsstadt Bopfingen
Die staufische Stadt Bopfingen ist 1241 im Reichssteuerverzeichnis als civitas erwähnt; wann genau sie die
Reichsunmittelbarkeit erwarb, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Die Reichsstadt, die ein klei-
nes Herrschaftsgebiet besaß, gelangte Ende des 15. Jahrhunderts durch Textil- und Ledergewerbe zu gewis-
sem Wohlstand.1 Um die Mitte des 16. Jahrhunderts lebten rund 1100 Einwohner in der Stadt sowie 800
steuer- und fronpflichtige Untertanen in mehreren umliegenden Dörfern.2
Die Pfarrkirche St. Blasius, die 1299 erstmals erwähnt ist, gehörte zur Diözese Augsburg und stand seit
1358 unter dem Patronat des Zisterzienserinnenklosters Kirchheim am Ries.3 Zur Pfarrkirche gehörte je
eine Filialkapelle in Oberdorf und Härtsfeldhausen; ferner unterstanden ihr die Burgkapelle in Flochberg
sowie die Kapelle von Schloss Baldern.4 Daneben gab es in Bopfingen noch die Kapelle am Beinhaus, die
Johanniskapelle beim Siechenhaus und diejenige beim Helferhaus.5 Das Heilig-Geist-Spital, das ebenfalls
eine Kapelle besaß, unterstand der Aufsicht des Rats.6 Mit den Augustinerinnen und Franziskanertertia-
rinnen hatten sich zwei Frauenorden in Bopfingen niedergelassen.
Aus Bopfingen sind nur wenige Dokumente zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Geschichte
überliefert, vermutlich aufgrund tiefgreifender Aktenausscheidungen im 19. Jahrhundert, wie sie auch in
Biberach vorgenommen worden waren.7 Der Verlauf der Bopfinger Reformationsgeschichte muss daher in
weiten Teilen lückenhaft bleiben.

2. Die evangelische Bewegung 1524-1545

Vermutlich durch die Reformationseinführung im benachbarten Nördlingen kam die evangelische Lehre
auch nach Bopfingen. Erster evangelischer Prediger war um 1524 Wolfgang Vogel, der die Reichsstadt
jedoch bald verließ und nach Eltersdorf bei Erlangen ging.8Vogels Nachfolger wurde im Sommer 1524
Jakob Jedler.9 1525 wurde Jedler wieder entlassen, wofür zum einen seine heftige Kritik an dem altgläu-
bigen Pfarrer Ulrich Con in der Blasiuskirche, zum anderen der außenpolitische Druck des Schwäbischen
Bundes auf den Rat ausschlaggebend gewesen sein dürfte,10 denn in den folgenden Jahren stellte der Bop-

finger Magistrat keinen evangelischen Prediger mehr
1 Schaab, Bopfingen, S. 667.
2 Kumpf, Bopfingen, S. 94.
3 Die Grafen von Oettingen hatten dem Kloster 1358 das
Patronatsrecht geschenkt, Ensslin, Freie Reichsstadt,
S. 91. Zur Pfarrkirche St. Blasius siehe auch Richter,
Schilderungen, S. 29ff.
4 Ensslin, Freie Reichsstadt, S. 98f.
5 Ensslin, Freie Reichsstadt, S. 91f., 103; Kumpf, Bop-
fingen, S. 95.
6 Ensslin, Freie Reichsstadt, S. 100-102.
7 Siehe oben, S. 432.
8 Brecht/Ehmer, Reformationsgeschichte, S. 80;
Kumpf, Bopfingen, S. 96f.; Ensslin, Freie Reichs-

stadt, S. 107, 113f.; Cramer, Pfarrerbuch II/2,
Nr. 2753.
9 Vgl. Cramer, Pfarrerbuch II/2, Nr. 1192; Richter,
Schilderungen, S. 3f.; Clemen, Reformationsge-
schichte, S. 161.
10 Brecht/Ehmer, Reformationsgeschichte, S. 80. Von
der Entlassung Jedlers unterrichtet, schickte Wolfgang
Vogel 1526 aus Eltersdorf ein Sendschreiben nach Bop-
fingen, worin er Rat und Bevölkerung aufforderte, beim
evangelischen Glauben zu bleiben. Der Inhalt dieses
Briefs ist paraphrasiert bei Kumpf, Bopfingen,
S. 102-104. Vogels Kritik am Vorgehen des Rates führte
dazu, dass er als Täufer verleumdet und schließlich am

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