Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 2. Teilband = Baden-Württemberg, 4): Reutlingen, Ulm, Esslingen, Giengen, Biberach, Ravensburg, Wimpfen, Leutkirch, Bopfingen, Aalen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2009

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30657#0577
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
3. Eingabe der Prediger und Ratsentscheidungen zur Ordnung des kirchlichen Lebens 1607

3. Eingabe der Prediger und Ratsentscheidungen zur Ordnung des
kirchlichen Lebensa
26. März 1607

Ehrnveste, fürsichtig, ehrsam und weyse, innson-
ders günstige herren und vätter. E[uer], e[rsame]
unnd f[ürsichtige] w[eisheit] seyen unser andechtig
gebet unnd gefließne diensten in der zeit bevor mit
undertheniger bitt diß unser einfeltig unnd notwen-
dig anbringen mit gnaden zuvernemmenn.
Großgünstige herren, weiln wir, baide under-
schribne kirchendiener, nuhn mehr alß ein jar die
kirchenempter nach unserm geringen vermögen, so
der allmechtig dargelihen, müglichsten fleißs, ohne
rhum zumelden, versehen unnd aber doch daneben
gefließen sein soll, damit es nach des h. apostels
Pauli regel alles ehrlich unnd ordenlich inn der
gmein und kirchen Gottes zuegehen möge1, auch ett-
wa unordnungen, so daran verhanden, abgeschafft
werden. Obwoln e. e. und f. w. löbliche vorfahren im
weltlichen regiment so woln auch unsere gaistliche
praedeceßores, aller milten gedechtnuß, an ihrem
fleiß damaln nichts erwinden laßen, haben doch e. e.
und f. w. wir, inn erwegung noch ettlicher wenig
puncten, diser kirchen wolstandt und eußerliche ce-
remonien betreffendt, was unns inn selbigen für gut,
diser kirchen und gemein so wol nutz- und erbau-
lich, alß nottwendig sein gedunckhe, underthenig-
lichen vermelden sollen unnd wöllen, e. e. unnd f. w.
iudicium und guttachten, alß die wir das wenigste
nit ohne dero vorwißen in der kirchen fürzunemmen
oder zuendern gesinnet, hierüber underthenig requi-
rierend und erforderndt. |
1. Hierauff nuhn ist unser einfeltig unnd underthe-
nig wolnmeinen erstlich, das, wie inn der vor sechß-
zehn jaren uns ubergebnen kirchenordnung2 ver-
meldt worden, uns hinfüro des privat unnd sonder-
bare anzeigen mit den communicanten fürzunemen

a Textvorlage (Handschrift): LandesKA Stuttgart, PfarrA
Bopfingen, Nr. 540.
b-b Am Rand.
1 1Kor 14,40.

unnd zuhalten vergünstiget werde, inn betrachtung,
weil dise pfarr groß, viel leut sich heimlicher unnd
uns unbekandter weyse gleichsam zur communion
hineinschleichen und eintringen, die doch offterma-
len inn bewußten neid und haß, so wol auch mit
andern lastern, inn großem verdacht sein und biß-
weiln gar ligen, das also auch auff dise weise die leut
beßer underichtet, sonderlichen das junge volck sich
desto christlicher zue empfahung des h. hochwürdi-
gen sacraments praeparierten, wir, kirchendiener,
auch nicht die edlen und köstlichen perlen also den
schweinen und hunden fürzuwerffen3, aus unvor-
sichtigkeit was handelten. Da wir dann dero tröst-
lich hoffnung, weil solches diser kirchen hohe not-
turfft, es werde kein verstendiger christenmensch,
dem seine seeligkeit angelegen, der auch hierdurch
beßern trost empfang khann, ihme dasselbige im
wenigsten mißfallen laßen.
bDiser punct, alß vorhin4 auch beschloßen, ist
concediert unnd das er uff ein versuchen inn Gotts
namen fürgenommen werde etc.b
2. Fürs ander were unser wolmeinen, weiln wir alle
wochen zween predigtag haben und aber sich viel,
sonderlich jetzo, sommers zeit, beschweren, das sie
zu jetzo gewehnlichen stunden am meisten auff dem
felde zuschaffen, e. e. und f. w[eisen] h[errn] wolten
verordnen, das solche predigten umb sechse oder
halbe sibne zu morgens furzunemmen. Solchen und
andern entschuldigungen fürzukhommen, auch ge-
dachte wochenpredigten under uns baiden gnädig
also einzutheilen, das dem diacono der mittwoch zu
seiner wochen- und auch hochzeitpredig (wie vor
disem, als die hochzeitpredigten erstmalen ange-
ordnet, breuchlich gewest) zugeeignet, der freytag

2 Diese Kirchenordnung stammt demnach von 1591. Sie
ist nicht überliefert.
3 Vgl. Mt 7,6.
4 Zuvor.

557
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften