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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2005 — 2006

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I. Das Geschäftsjahr 2005
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Wissenschaftliche Sitzungen
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Öffentliche Gesamtsitzung in Freiburg am 22. Oktober 2005
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Begrüßung durch den Präsidenten Peter Graf Kielmansegg
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Altherr, Rainer: Vulkane und Tsunamis
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https://doi.org/10.11588/diglit.67593#0075
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88 | SITZUNGEN

es. Dabei haben wir nicht voraussehen können, als wir uns vor einem Jahr für diese
Thematik entschieden, daß sie eine so bedrängende, tragische Aktualität gewinnen
würde, durch den Tsunami nämlich vom 26. Dezember 2004, in seinen Ausmaßen
eine wirkliche Menschheitskatastrophe, und jüngst durch das schwere Erdbeben in
Kaschmir.
Freilich: Zu der ungeheuren langanhaltenden inneren Erschütterung Europas
durch das Erdbeben von Lissabon gibt es keine Parallele. Nach einer kurzen Phase
intensiver medieninduzierter Bereitschaft ist die Katastrophe binnen weniger
Monate bei den nicht unmittelbar Betroffenen so gut wie vergessen, aus dem öffent-
lichen Bewußtsein wieder hinausgefallen, in die Zuständigkeit des Technischen
Hilfswerks abgewandert — eine Beobachtung, die Anlaß gibt, darüber nachzudenken,
wie sich kultureller Wandel im Umgang der Menschen mit Katastrophen nieder-
schlägt. Auch das ist ein Aspekt unseres heutigen Themas. Wir haben uns gefragt, ob
wir im Anschluß an das Lissabon-Symposium nicht eben diesem Aspekt weiter nach-
gehen sollten, etwa in einer Vortragsreihe: dem Umgang mit Katastrophen im Wan-
del der Zeiten und im Kontext unterschiedlicher Kulturen.
Ich bin sicher, daß die vier Referenten dieses Symposiums beides zur Sprache
bringen werden: wie nahe wir als katastrophenbetroffene Menschen des 21. Jahr-
hunderts den katastrophenbetroffenen Menschen des 18. Jahrhunderts sind; und wie
fern zugleich als katastrophenverarbeitende, katastrophenverdrängende Menschen
des 21. Jahrhunderts den Menschen des 18. Jahrhunderts mit ihren Reaktionen auf
Katastrophen.
Ich danke dem Quartett des Tages, wenn ich mich dieser Kurzformel bedienen
darf, sehr herzlich für seine Bereitschaft unsere Idee in die intellektuelle Tat umzu-
setzen: Herrn Altherr, Herrn Wenzel, Herrn Kühlmann und ganz im besonderen
Herrn Sparn aus Erlangen, der nicht Mitglied der Akademie ist und dennoch mit-
tut.
Ich freue mich auf diesen Tag, wie Sie alle, denke ich, sich auf diesen Tag
freuen werden. Das Podium gehört jetzt Karl Fuchs, dem Moderator des Vormittags.

RAINER ALTHERR: „VULKANE UND TSUNAMIS"
Ursprünglich wurde der aus dem Japanischen stammende Begriff „Tsunami“, den
man wohl am besten als „lange Welle im Hafen“ übersetzen kann, auf große Wellen
angewendet, die durch submarine Erdbeben ausgelöst werden. Heutzutage bezeich-
net man aber auch Wellen, die durch vulkanische Ereignisse entstehen, als Tsunami.
In den letzten 250 Jahren waren ungefähr 5% aller bekannten Tsunamis durch Vul-
kanismus bedingt. In absoluten Zahlen ausgedrückt, bedeutet dies, dass in diesem
Zeitraum ca. 100 größere vulkanisch induzierte Tsunami-Ereignisse stattgefunden
haben.
Tsunamis können unmittelbar durch vulkanische Eruptionen bedingt sein.
Dabei wird generell ein Teil der Energie, die bei einer Vulkaneruption freigesetzt
 
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