136 | Hedwig Röckelein
für die Verwandten der Äbtissin und der Sanktimonialen schließt er dies aus (cap.
39). Nur die Bewirtung religiöser Frauen, die von außerhalb in die Stadt kommen,
erlaubt er (cap. 40).
Für die strikte Trennung der Jungfrauen von der Außenwelt nennt Caesarius
mehrere Gründe: die Jungfrauen hätten sich Christus zu widmen und für alle Menschen
zu beten; ³⁷ ihr guter Ruf, ihre Ehre, ihre Reinheit und Jungfräulichkeit ³⁸ und
ihre Ruhe ³⁹ müssten gesichert werden. In einem seiner Mahnschreiben schildert
Caesarius drastisch den täglichen Kampf um die Keuschheit und sagt den Jungfrauen
am Ende der Tage den Sieg voraus. ⁴⁰ So wie die vasa sancta die Kirche nicht
verlassen dürften, um profanen Handlungen zu dienen, so schicke es sich nicht, dass
die Sanktimoniale mit ihren Eltern und Verwandten verstrickt sei. ⁴¹ Der Kontakt
zur Familie bringe nur Unordnung (inordinatio, fluctibus turbulentis, discordia)
unter die Sanktimonialen und gefährde ihre Sicherheit (securitas), ihre Eintracht
(concordia) und ihre Würde (dignitas). ⁴² Hochstetler meint, die Vorschriften zur
Klausur, die autoritative Rolle der Äbtissin und die Bemühungen um die ausreichende
ökonomische Ausstattung des Nonnenklosters seien Anzeichen dafür, dass
Caesarius den Sanktimonialen ein hohes Maß an Autonomie gegenüber den Familien
und dem Bischof habe sichern wollen. ⁴³
Caesarius bestimmt, dass die Monialen – Frauen wie Männer – nicht in Einzelzellen
leben, sondern am Gemeinschaftsleben teilhaben. ⁴⁴ Die Einzelzelle bleibt den
37 Césaire d’Arles, Œuvres monastiques (wie Anm. 22), Regula ad virgines, cap. 40, S. 222: quia sanctae
virgines et deo devotae magis Christo vacantes pro universo populo debent orare.
38 Césaire d’Arles, Œuvres monastiques (wie Anm. 22), Brief Nr. 3, S. 306: si integram puritatem castitatis
custodire desiderant; custodia castitatis, conservatio virginitatis. Die Passagen über die Castitas finden
sich ausschließlich in den Adhortationsbriefen, wo sich Caesarius meist auf Ps.-Cyprian stützt. In der Regula
geht Caesarius nicht darauf ein. Cordula Nolte, Klosterleben von Frauen in der frühen Merowingerzeit.
Überlegungen zur Regula ad virgines des Caesarius von Arles, in: Interdisziplinäre Studien zur
Geschichte der Frauen im Frühmittelalter: Methoden – Probleme – Ergebnisse, hg. von Werner Affeldt/
Annette Kuhn (Frauen in der Geschichte 7/Geschichtsdidaktik: Studien, Materialien 39), Düsseldorf
1986, S. 257–271 sieht in der weiblichen Schwäche und der Virginität den Hauptgrund der Einschließung
der Frauen.
39 Césaire d’Arles, Œuvres monastiques (wie Anm. 22), Regula ad virgines, cap. 73, S. 272: quod famae vel
quieti suae incongruum esse cognoscunt.
40 Césaire d’Arles, Œuvres monastiques (wie Anm. 22), Brief Nr. 10, bes. S. 334 und 336: praelia castitatis,
certamen, cotidiana pugna.
41 Césaire d’Arles, Œuvres monastiques (wie Anm. 22), Brief Nr. 5, S. 314 und 316: Sicut ergo vasa sancta
humanis usibus servitura ne possunt ne debent de ecclesia revocari, sic religiosum quemquam non
oportet, non decet, non expedit parentum suorum multis obligationibus inplicari aut quorumcumque
extraneorum perniciosa familiaritate constringi.
42 Césaire d’Arles, Œuvres monastiques (wie Anm. 22), Brief Nr. 9, S. 328 und 330.
43 Hochstetler, The Meaning (wie Anm. 14), S. 27 und 37.
44 Césaire d’Arles, Œuvres monastiques (wie Anm. 22), Regula ad virgines, cap. 9, S. 186 und 188: Nulli
liceat semotam eligere mansionem, nec habebit cubiculum vel armariolum aut aliquid huiusmodi, quod
peculiarius claudi possit; Caesarius, Regula monachorum, in: Sancti Caesarii episcopi Arelatensis opera
omnia nunc primum in unum collecta, hg. von Germain Morin, Bd. 2, Maredsous 1942, S. 149 –155, hier
für die Verwandten der Äbtissin und der Sanktimonialen schließt er dies aus (cap.
39). Nur die Bewirtung religiöser Frauen, die von außerhalb in die Stadt kommen,
erlaubt er (cap. 40).
Für die strikte Trennung der Jungfrauen von der Außenwelt nennt Caesarius
mehrere Gründe: die Jungfrauen hätten sich Christus zu widmen und für alle Menschen
zu beten; ³⁷ ihr guter Ruf, ihre Ehre, ihre Reinheit und Jungfräulichkeit ³⁸ und
ihre Ruhe ³⁹ müssten gesichert werden. In einem seiner Mahnschreiben schildert
Caesarius drastisch den täglichen Kampf um die Keuschheit und sagt den Jungfrauen
am Ende der Tage den Sieg voraus. ⁴⁰ So wie die vasa sancta die Kirche nicht
verlassen dürften, um profanen Handlungen zu dienen, so schicke es sich nicht, dass
die Sanktimoniale mit ihren Eltern und Verwandten verstrickt sei. ⁴¹ Der Kontakt
zur Familie bringe nur Unordnung (inordinatio, fluctibus turbulentis, discordia)
unter die Sanktimonialen und gefährde ihre Sicherheit (securitas), ihre Eintracht
(concordia) und ihre Würde (dignitas). ⁴² Hochstetler meint, die Vorschriften zur
Klausur, die autoritative Rolle der Äbtissin und die Bemühungen um die ausreichende
ökonomische Ausstattung des Nonnenklosters seien Anzeichen dafür, dass
Caesarius den Sanktimonialen ein hohes Maß an Autonomie gegenüber den Familien
und dem Bischof habe sichern wollen. ⁴³
Caesarius bestimmt, dass die Monialen – Frauen wie Männer – nicht in Einzelzellen
leben, sondern am Gemeinschaftsleben teilhaben. ⁴⁴ Die Einzelzelle bleibt den
37 Césaire d’Arles, Œuvres monastiques (wie Anm. 22), Regula ad virgines, cap. 40, S. 222: quia sanctae
virgines et deo devotae magis Christo vacantes pro universo populo debent orare.
38 Césaire d’Arles, Œuvres monastiques (wie Anm. 22), Brief Nr. 3, S. 306: si integram puritatem castitatis
custodire desiderant; custodia castitatis, conservatio virginitatis. Die Passagen über die Castitas finden
sich ausschließlich in den Adhortationsbriefen, wo sich Caesarius meist auf Ps.-Cyprian stützt. In der Regula
geht Caesarius nicht darauf ein. Cordula Nolte, Klosterleben von Frauen in der frühen Merowingerzeit.
Überlegungen zur Regula ad virgines des Caesarius von Arles, in: Interdisziplinäre Studien zur
Geschichte der Frauen im Frühmittelalter: Methoden – Probleme – Ergebnisse, hg. von Werner Affeldt/
Annette Kuhn (Frauen in der Geschichte 7/Geschichtsdidaktik: Studien, Materialien 39), Düsseldorf
1986, S. 257–271 sieht in der weiblichen Schwäche und der Virginität den Hauptgrund der Einschließung
der Frauen.
39 Césaire d’Arles, Œuvres monastiques (wie Anm. 22), Regula ad virgines, cap. 73, S. 272: quod famae vel
quieti suae incongruum esse cognoscunt.
40 Césaire d’Arles, Œuvres monastiques (wie Anm. 22), Brief Nr. 10, bes. S. 334 und 336: praelia castitatis,
certamen, cotidiana pugna.
41 Césaire d’Arles, Œuvres monastiques (wie Anm. 22), Brief Nr. 5, S. 314 und 316: Sicut ergo vasa sancta
humanis usibus servitura ne possunt ne debent de ecclesia revocari, sic religiosum quemquam non
oportet, non decet, non expedit parentum suorum multis obligationibus inplicari aut quorumcumque
extraneorum perniciosa familiaritate constringi.
42 Césaire d’Arles, Œuvres monastiques (wie Anm. 22), Brief Nr. 9, S. 328 und 330.
43 Hochstetler, The Meaning (wie Anm. 14), S. 27 und 37.
44 Césaire d’Arles, Œuvres monastiques (wie Anm. 22), Regula ad virgines, cap. 9, S. 186 und 188: Nulli
liceat semotam eligere mansionem, nec habebit cubiculum vel armariolum aut aliquid huiusmodi, quod
peculiarius claudi possit; Caesarius, Regula monachorum, in: Sancti Caesarii episcopi Arelatensis opera
omnia nunc primum in unum collecta, hg. von Germain Morin, Bd. 2, Maredsous 1942, S. 149 –155, hier