166 | Gabriela Signori
Abb. 1 Hugo van der Goes († 1482), Porträt eines
Benediktinermönchs (?), um 1478, 25,1 x 18,7 cm,
New York, Metropolitan Museum of Art, Inventar-Nr.
22.60.53
Nur in Ausnahmefällen lässt sich die Geschichte der spätmittelalterlichen Porträts,
die auf verworrenen Wegen in die Museen der modernen Welt gelangt sind, bis
zu ihren ursprünglichen Besitzern oder Auftraggebern zurückverfolgen. Die meisten
Porträts wurden im Zuge der Säkularisation, ja, häufig sogar früher, aus ihrem
Entstehungskontext und – oft auch wörtlich – aus ihrem Rahmen herausgerissen, in
lukrative Einzelteile zerlegt und so in der ganzen Welt verstreut (Abb. 1). ²⁴ Zu welchem
Anlass und für wen die Bildnisse hergestellt worden sind, entzieht sich also
zumeist unserem Wissen. Und so ist es bei vielen Porträts gar nicht mehr möglich,
das Abbild mit einem realen Vorbild in Bezug zu setzen. Ungeachtet der Schwierigkeiten,
Porträtierte und Adressaten zu identifizieren, möchte ich im Folgenden
sieben »Mönchsporträts« – fünf Männer- und zwei Frauenköpfe – etwas detaillierter
vorstellen. Im Blickpunkt meiner Aufmerksamkeit steht die Bildpraxis bzw. der
Bildgebrauch verstanden als Teil einer spezifisch klösterlichen Subjektkultur, die
sich an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert durchsetzte. Vieles muss demnach
zwangsläufig spekulativ bleiben.
24 Um solche Einzelteile handelt es sich beispielsweise bei dem Hugo van der Goes († 1482) zugeschriebenen,
um 1478 entstandenen Porträt eines Benediktinermönchs, das sich seit 1921 im Metropolitan Museum
of Art, New York, befindet, Hugo van der Goes, A Benedictine Monk, 25,1 × 18,7 cm (Inventar-Nr.
22.60.53), oder beim Porträt eines Zisterziensers aus dem 15. Jahrhundert, 21,5 × 40,5 cm (Inventar-Nr.
253) aus den Beständen des königlichen Museums für Schöne Künste in Antwerpen.
Abb. 1 Hugo van der Goes († 1482), Porträt eines
Benediktinermönchs (?), um 1478, 25,1 x 18,7 cm,
New York, Metropolitan Museum of Art, Inventar-Nr.
22.60.53
Nur in Ausnahmefällen lässt sich die Geschichte der spätmittelalterlichen Porträts,
die auf verworrenen Wegen in die Museen der modernen Welt gelangt sind, bis
zu ihren ursprünglichen Besitzern oder Auftraggebern zurückverfolgen. Die meisten
Porträts wurden im Zuge der Säkularisation, ja, häufig sogar früher, aus ihrem
Entstehungskontext und – oft auch wörtlich – aus ihrem Rahmen herausgerissen, in
lukrative Einzelteile zerlegt und so in der ganzen Welt verstreut (Abb. 1). ²⁴ Zu welchem
Anlass und für wen die Bildnisse hergestellt worden sind, entzieht sich also
zumeist unserem Wissen. Und so ist es bei vielen Porträts gar nicht mehr möglich,
das Abbild mit einem realen Vorbild in Bezug zu setzen. Ungeachtet der Schwierigkeiten,
Porträtierte und Adressaten zu identifizieren, möchte ich im Folgenden
sieben »Mönchsporträts« – fünf Männer- und zwei Frauenköpfe – etwas detaillierter
vorstellen. Im Blickpunkt meiner Aufmerksamkeit steht die Bildpraxis bzw. der
Bildgebrauch verstanden als Teil einer spezifisch klösterlichen Subjektkultur, die
sich an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert durchsetzte. Vieles muss demnach
zwangsläufig spekulativ bleiben.
24 Um solche Einzelteile handelt es sich beispielsweise bei dem Hugo van der Goes († 1482) zugeschriebenen,
um 1478 entstandenen Porträt eines Benediktinermönchs, das sich seit 1921 im Metropolitan Museum
of Art, New York, befindet, Hugo van der Goes, A Benedictine Monk, 25,1 × 18,7 cm (Inventar-Nr.
22.60.53), oder beim Porträt eines Zisterziensers aus dem 15. Jahrhundert, 21,5 × 40,5 cm (Inventar-Nr.
253) aus den Beständen des königlichen Museums für Schöne Künste in Antwerpen.