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Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Röhrkasten, Jens: Ordensdisziplin und Konformität bei den Dominikanern und Franziskanern
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https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0190
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Ordensdisziplin und Konformität bei den Dominikanern und Franziskanern | 189
oder der Provinzen beschränkt. ³⁵ Weitere Flexibilität, etwa im Studiensystem oder
bei der Entwicklung einzelner Provinzen, wurde durch die Generalkapitel ermöglicht
oder beraten, etwa dem von 1241, als man die Freiheit einführte, seine bis zu
diesem Zeitpunkt zwischen Paris und Bologna alternierenden Tagungsorte frei zu
wählen. ³⁶ So konnte die Visitationspflicht der Provinzialprioren delegiert und den
Visitatoren die Vorgehensweise vorgegeben werden. ³⁷ Es war eine Mindestzahl von
vier Visitatoren vorgesehen, die aber nach Bedarf erhöht werden konnte. ³⁸ Obwohl
der Generalminister oder das Generalkapitel bei der Genehmigung neuer Konvente
auch deren Lozierung bestimmen konnte, wurde diese Entscheidung in zahlreichen
Fällen den Provinzialprioren und Diffinitoren des Provinzialkapitels überlassen. ³⁹
Eine angesichts der strengen Kontrolle des Zugangs zur Kurie bemerkenswerte
Initiative des Generalkapitels von 1257 sah vor, dass es jeder Provinz freigestellt
war, eigene Repräsentanten nach Rom zu schicken. ⁴⁰ In Paris wurde auf dem Generalkapitel
von 1269 angeregt, eine Modifizierung der Fastenvorschriften je nach
der Arbeitsbelastung der einzelnen Brüder zu ermöglichen, ein Vorschlag, der die
notwendigen drei aufeinanderfolgenden Generalkapitel durchlief. ⁴¹
Gut zu beobachten bei den Dominikanern sind planmäßige und kontrollierte
Nonkonformität auf der einen Seite, die die Effektivität der Gemeinschaft erhöhen
sollte und die nicht oder kaum zu beeinflussenden Variablen in Politik, Wirtschaft,
Kultur und Gesellschaft auf der anderen, die lokale oder regionale nonkonforme
Strukturen und Abweichungen bedingten, die der Orden sich allerdings zu korrigieren
bemühte. Dazu gehörten Ungleichheiten in der Studienorganisation, deren
Aufbau in der Teutonia wegen des Fehlens einer Infrastruktur verzögert wurde,
während ein bereits bestehendes System in Toulouse durch die Vertreibung der
Dominikaner aus der Stadt 1235 als Maßnahme des Widerstands gegen die Inquisitionstätigkeit
der Brüder zum zeitweiligen Zusammenbruch der Strukturen führte. ⁴²
35 Generalkapitel von 1246, Acta (wie Anm. 7), Bd. 1, S. 36, Nullus det licencias in domo. nisi prior vel
supprior vel ille de quo prior ordinaverit.
36 Acta (wie Anm. 7), Bd. 1, S. 20 (1241), S. 23 (1242).
37 Acta (wie Anm. 7), Bd. 1, S. 6 (1236), S. 16 (1240).
38 Acta (wie Anm. 7), Bd. 1, S. 23 (1242), S. 25 (1243), S. 28 (1244).
39 Acta (wie Anm. 7), Bd. 1, S. 18 (1240), S. 154 (1270), S. 205 (Lombardei 1279), S. 214 (Lombardei 1250),
S. 229 (1285), S. 263 (1291).
40 Acta (wie Anm. 7), Bd. 1, S. 88 (1257).
41 Acta (wie Anm. 7), Bd. 1, S. 146 (1269), S. 151 (1270), S. 156 (1271).
42 Dieter Berg, Armut und Wissenschaft. Beiträge zur Geschichte des Studienwesens der Bettelorden im
13. Jahrhundert, Düsseldorf 1977, S. 94 –102; Maura O’Carroll, The Educational Organisation of the
Dominicans in England and Wales 1221–1348: a Multidisciplinary Approach, in: Archivum Fratrum Praedicatorum
50, 1980, S. 24 – 62, hier S. 28 –31; Acta (wie Anm. 7), Bd. 1, S. 99, 100 (1259), 109, 110 (1261),
126 (1265); auch: Cum diversitas inveniatur in provinciis de lectorum scrutiniis […], S. 195 (1278). Cum
studentes tam alienigene quam indigene. non sint ad imparia iudicandi. monemus priores provinciales
et conventuales. in quorum provinciis et conventibus generalia studia vigent. ut tam in necessariis
 
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