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Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Steckel, Sita: Deuten, Ordnen und Aneignen: Mechanismen der Innovation in der Erstellung hochmittelalterlicher Wissenskompendien
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https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0214
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Deuten, Ordnen und Aneignen | 213
mittelalterliche Verwissenschaftlichungsprozesse von profanen Motivationen getragen
würden, da Säkularisierung als Teil von Modernisierung gesehen wurde. Wenn
man die Motivationen der gelehrten Akteure nicht im konkreten Streben nach Karriere
in neuen städtischen, höfischen und kirchlichen Milieus des Hochmittelalters
suchte (wie Peter Classen oder der Großteil der anglophonen und frankophonen
Welt), so suchte man sie (wie Herbert Grundmann) in der Vorstellung eines wissenschaftsbegeisterten,
aber offenbar profan gedachten amor sciendi. ¹² Heute geht
man hingegen auch im Rahmen weltanschaulich neutral gedachter Geschichts- und
Religionswissenschaft davon aus, dass Religiosität eine kulturproduktive Kraft sein
kann, nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch in der Gegenwart. »Religiöses
Wissen« kann daher auch schon für die Vormoderne als dynamisches Element einer
auf Wissen als Ressource gestützten Gesellschaft angenommen werden. ¹³ Leclercqs
Gedanken, dass mittelalterliche Gelehrte Wissenschaft oft aus »Gottverlangen«
heraus betrieben, ¹⁴ darf man somit getrost aufgreifen, muss deswegen aber keine
irgendwie abgrenzbare monastische Theologie postulieren. Im Gegenteil gilt es,
historische Formen von Religiosität und Sakralität und ihr Verhältnis zu Wissen
neu zu bestimmen.
Eine flexibilisierte Sichtweise könnte dann erlauben, bekannte Befunde und Probleme
der Forschung aufzugreifen und zu einem neuen Gesamtbild zusammenzufügen.
Interessanter als das Postulieren von idealtypischen Wissensorten wie »Schule«
und »Kloster« erschiene eine systematische Untersuchung ihrer – bislang meist
ausgeblendeten – Zusammenhänge. Wo sehen wir konkrete Kommunikationszusammenhänge,
in denen sich innovative Übergänge und Adaptationen zwischen
Produktions- und Nutzungskontexten gelehrten Wissens vollziehen? Die Verbindungen
zwischen französischen Schulen und klösterlichen Konventen sind, wie
wir längst wissen, etwa äußerst eng, gerade wenn man sich auf die handschriftliche
Überlieferung einlässt: Dutzende von Studien, unter anderem von Valerie J. Flint,
Alison I. Beach, Christina Lutter, Volkhard Huth, Ralph M. W. Stammberger und
12 Vgl. Peter Classen, Die hohen Schulen und die Gesellschaft im 12. Jahrhundert, in: Ders., Studium und
Gesellschaft im Mittelalter, hg. von Johannes Fried (Schriften der MGH 29), Stuttgart 1983, S. 1–26;
Herbert Grundmann, Vom Ursprung der Universität im Mittelalter, in: Ders., Ausgewählte Aufsätze,
Bd. 3: Bildung und Sprache (Schriften der MGH 25,3), Stuttgart 1978, S. 292–342.
13 Vgl. so für die Vormoderne mit vielen wichtigen Überlegungen Andreas Holzem, Die Wissensgesellschaft
der Vormoderne. Die Transfer- und Transformationsdynamik des religiösen Wissens, in: Die Aktualität
der Vormoderne. Epochenentwürfe zwischen Alterität und Kontinuität, hg. von Klaus Ridder/
Steffen Patzold (Europa im Mittelalter. Abhandlungen und Beiträge zur historischen Komparatistik
23), Berlin/New York 2013, S. 233 –265, bes. S. 258 –260; für die Moderne: Religionsproduktivität in
Europa. Markierungen im religiösen Feld, hg. von Jamal Malik, Münster 2009; Vgl. auch die Beiträge
in Moderne und Religion: Kontroversen um Modernität und Säkularisierung, hg. von Ulrich Willems/
Detlef Pollack/Helene Basu u.a., Bielefeld 2012.
14 Vgl. den Titel von Leclercq, Wissenschaft und Gottverlangen (wie Anm. 12).
 
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