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Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Steckel, Sita: Deuten, Ordnen und Aneignen: Mechanismen der Innovation in der Erstellung hochmittelalterlicher Wissenskompendien
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https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0233
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232 | Sita Steckel
Methodenfragen in und zwischen regionalen Netzwerken – etwa zwischen dem
Reformbenediktiner Anselm von Canterbury und dem Kanoniker Roscelin von
Compiègne ⁷⁰ – fällt besonders im römisch-deutschen Reich eine Frontstellung
reformorientierter Mönche und Regularkanoniker wie Otloh von St. Emmeram,
Petrus Damiani oder Manegold von Lautenbach gegen höfisch akzentuierte Ausbildungsformen
auf. ⁷¹
Doch traten Angehörige religiöser Gemeinschaften tatsächlich einerseits als
»Abnehmer«, andererseits aber bald auch als Kritiker und Konkurrenten der stark
auf die Seelsorge orientierten schulischen Wissensproduktion auf. Die schulischen
Entwürfe provozierten Gegenentwürfe und in sich innovative Gegenbewegungen ⁷²
in klösterlichen Kontexten, was zunächst einmal unterstreicht, wie eng verschiedene
gelehrte Milieus verknüpft waren. Ein äußerst interessantes Beispiel abwehrender
»Gegeninnovation« findet sich im Werk des Benediktinermönchs Rupert von
Deutz († 1129), der mehrere große Wissenskompendien vorlegte, die in rheinländischen
und süddeutschen Reformnetzwerken verbreitet wurden. ⁷³
Ruperts umfangreiche Schriften zeigen den Einfluss des Investiturstreits genauso
wie die Konkurrenz zu anderen religiosen wie klerikalen Gruppen. Während
die ältere Forschung sein Werk in Rückschau einem monastischen, reformbenediktinischen
Kontext und einem der Scholastik gegenüberstehenden »Symbolismus«
70 Vgl. Mews, St Anselm (wie Anm. 61).
71 Für eine ausführliche Diskussion dieser Polemiken fehlt hier der Platz, vgl. daher nur Manegold von Lautenbach,
Liber contra Wolfelmum, hg. von Wilfried Hartmann (MGH Quellen zur Geistesgeschichte
des Mittelalters 8), Weimar 1972; zu Damiani Holopainen, Dialectic (wie Anm. 60), S. 6 – 43; Hedwig
Röckelein, Hochmittelalterliche Autobiographien als Zeugnisse des Lebenslaufs und der Reflexion
über Erziehung. Das Beispiel Otlohs von St. Emmeram und Guiberts von Nogent, in: Vormoderne
Lebensläufe – erziehungshistorisch betrachtet, hg. von Rudolf Willy Keck/Erhard Wiersing (Beiträge
zur historischen Bildungsforschung 12), Köln 1994, S. 151–186; Steckel, Kulturen des Lehrens (wie
Anm. 11), S. 826 – 829.
72 Vgl. mit ausführlicheren Überlegungen zu solchen Dynamiken bereits Steckel, Säkularisierung (wie
Anm. 11), bes. S. 159 –166; Holzem, Die Wissensgesellschaft (wie Anm. 13), S. 259 f.
73 Vgl. zu Rupert von Deutz insgesamt Van Engen, Rupert of Deutz (wie Anm. 39); Rupert von Deutz –
Ein Denker zwischen den Zeiten?. Internationales Symposium 20. bis 22. September 2007. Tagungsband,
hg. von Heinz Finger/Harald Horst/Rainer Klotz (Libelli Rhenani 31), Köln 2009, hierin bes. John
van Engen, Wrestling with the Word. Rupert’s Quest for Exegetical Understanding, S. 185 –199; Christel
Meier, Ruperts von Deutz Befreiung von den Vätern. Schrifthermeneutik zwischen Autoritäten und
intellektueller Kreativität, in: Recherches de Théologie et Philosophie médiévales 73/2, 2006, S. 257–
289; Dies., Ruperts von Deutz literarische Sendung. Der Durchbruch eines neuen Autorbewußtseins
im 12. Jahrhundert, in: Aspekte des 12. Jahrhunderts. Freisinger Kolloquium 1998, hg. von Wolfgang
Haubrichs/Eckart Conrad Lutz/Gisela Vollmann-Profe (Wolfram-Studien 16), Berlin 2000, S. 29 –
52; Dies., Von der »Privatoffenbarung« zur öffentlichen Lehrbefugnis. Legitimationsstufen des Prophetentums
bei Rupert von Deutz, Hildegard von Bingen und Elisabeth von Schönau, in: Das Öffentliche
und Private in der Vormoderne, hg. von Gert Melville/Peter von Moos (Norm und Struktur 10),
Köln/Weimar/Wien 1998, S. 97–123; Jay Diehl, The Grace of Learning: Visions, Education and Rupert
of Deutz’s View of Twelfth-Century Intellectual Culture, in: Journal of Medieval History 39/1, 2013,
S. 20 – 47.
 
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