286 | Matthias Untermann
Abb. 8 Görlitz, Franziskanerkirche, Chorgestühl mit Inschrift
Nescio quid sit claustrum
Schwer auflösbar ist, wie schon andernorts dargelegt, ³⁰ der Anspruch des Franziskus
und der frühen Franziskaner, auf traditionelle klösterliche Lebensform zu
verzichten, und die Beobachtung, dass schon bald nach 1250 Franziskanerklöster
zu den größten Baukomplexen vieler Städte heranwuchsen und bis zur Auflösung
in Reformation oder Säkularisation blieben. Legitimationsprobleme, die bis in die
Gegenwart zu reichen scheinen, haben praktisch jede Erforschung franziskanischer
Klosterarchitektur verhindert, erstaunlicherweise bis in die Kunstgeschichte hinein.
Nescio quid sit claustrum, soll Jordan von Giano geantwortet haben, als er 1225
mit ersten Franziskanerbrüdern nach Erfurt gelangte und der Rat ihm anerbot,
ihnen ein Kloster zu errichten. ³¹ Zur um 1240 aufwändig neugebauten Erfurter
Franziskanerkirche gehörte jedenfalls ein Kloster und auch andernorts sind frühe
30 Erste ausführlichere Darstellung des Themas: Matthias Untermann, Öffentlichkeit und Klausur. Beobachtungen
zur franziskanischen Klosterbaukunst in der Provinz Saxonia, in: Glaube, Macht und Pracht.
Geistliche Gemeinschaften des Ostseeraums im Zeitalter der Backsteingotik, hg. von Oliver Auge/Felix
Biermann/Christofer Herrmann (Archäologie und Geschichte im Ostseeraum 6), Rahden 2009,
S. 199 –208; zur Provinz Saxonia: Untermann/Silberer, Die Klosterbauten (wie Anm. 29) – Eine
umfassende Darstellung der franziskanischen Klosterbaukunst durch Leonie Silberer steht vor dem
Abschluss.
31 Chronica Fratris Jordani, hg. von Heinrich Boehmer (Collection d’études et de documentes sur l’histoire
religieuse et littéraire du Moyen âge 6), Paris 1908, S. 39; Nach Deutschland und England. Die Chroniken
Abb. 8 Görlitz, Franziskanerkirche, Chorgestühl mit Inschrift
Nescio quid sit claustrum
Schwer auflösbar ist, wie schon andernorts dargelegt, ³⁰ der Anspruch des Franziskus
und der frühen Franziskaner, auf traditionelle klösterliche Lebensform zu
verzichten, und die Beobachtung, dass schon bald nach 1250 Franziskanerklöster
zu den größten Baukomplexen vieler Städte heranwuchsen und bis zur Auflösung
in Reformation oder Säkularisation blieben. Legitimationsprobleme, die bis in die
Gegenwart zu reichen scheinen, haben praktisch jede Erforschung franziskanischer
Klosterarchitektur verhindert, erstaunlicherweise bis in die Kunstgeschichte hinein.
Nescio quid sit claustrum, soll Jordan von Giano geantwortet haben, als er 1225
mit ersten Franziskanerbrüdern nach Erfurt gelangte und der Rat ihm anerbot,
ihnen ein Kloster zu errichten. ³¹ Zur um 1240 aufwändig neugebauten Erfurter
Franziskanerkirche gehörte jedenfalls ein Kloster und auch andernorts sind frühe
30 Erste ausführlichere Darstellung des Themas: Matthias Untermann, Öffentlichkeit und Klausur. Beobachtungen
zur franziskanischen Klosterbaukunst in der Provinz Saxonia, in: Glaube, Macht und Pracht.
Geistliche Gemeinschaften des Ostseeraums im Zeitalter der Backsteingotik, hg. von Oliver Auge/Felix
Biermann/Christofer Herrmann (Archäologie und Geschichte im Ostseeraum 6), Rahden 2009,
S. 199 –208; zur Provinz Saxonia: Untermann/Silberer, Die Klosterbauten (wie Anm. 29) – Eine
umfassende Darstellung der franziskanischen Klosterbaukunst durch Leonie Silberer steht vor dem
Abschluss.
31 Chronica Fratris Jordani, hg. von Heinrich Boehmer (Collection d’études et de documentes sur l’histoire
religieuse et littéraire du Moyen âge 6), Paris 1908, S. 39; Nach Deutschland und England. Die Chroniken