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Innovationen durch Deuten und Gestalten: Klöster im Mittelalter zwischen Jenseits und Welt — Klöster als Innovationslabore, Band 1: Regensburg: Schnell + Steiner, 2014

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Rexroth, Frank: Monastischer und scholastischer Habitus: Beobachtungen zum Verhältnis zwischen zwei Lebensformen des 12. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.31468#0322
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Gelehrter an den insgesamt über 2.300 Autoren und 40.000 Werkeditionen ist. ¹⁰
Dennoch ist die Relation zwischen der Welt der Klöster und der Schulen alles andere
als frei von Konflikten gewesen. Auseinandersetzungen mit den Bettelorden
führen im 13. Jahrhundert zu einer der ersten Bewährungsproben der noch jungen
Universität Paris, und auch schon im Jahrhundert zuvor haben sich die privaten
scholae, die in großer Zahl in Paris entstanden, mit den polemischen Attacken vornehmlich
von Zisterziensern auseinandersetzen müssen. ¹¹ Dabei ging es um keine
geringere Frage als die nach dem rechten, gottgefälligen Leben.
Bei der Aufarbeitung dieser Auseinandersetzungen ließ sich die moderne Historiographie
ganz massiv durch die »großen Erzählungen« steuern, mit denen auch
in anderen Zusammenhängen die Frage nach der Relation von Glaube und Wissen
beziehungsweise von religiöser und intellektueller Lebensform unter den Bedingungen
der Moderne verhandelt wurde. In einem nächsten Schritt wird deswegen
diejenige Meistererzählung vorgestellt, die für den Blick auf das konfliktreiche Verhältnis
zwischen monastischer und scholastischer Kultur am wirkmächtigsten war
(II). Im Anschluss hieran sollen einige Stimmen aus der Frühzeit der scholastischen
Wissenschaft vorgestellt werden, die das Verhältnis der Scholaren zu den Mönchen
bzw. der scholae zu den monastischen Konventen beleuchten (III). In einem letzten
Schritt wird schließlich die Frage aufgeworfen, inwieweit über die zahlreichen
personellen Überschneidungen hinweg der monastische Habitus auf den Habitus
der Magister und Scholaren eingewirkt hat, inwiefern also das Mönchtum über die
Herausbildung hochgebildeter Einzelner hinaus auf der Ebene der Weltdeutungen
und der Lebensentwürfe einen Beitrag zur Genese der okzidentalen Wissenschaft
geleistet hat (IV).
II
Monastischer und scholastischer Habitus | 321
Diejenige Meistererzählung, die für diese Zusammenhänge relevant gewesen ist,
wird im Anschluss an Otto Gerhard Oexle allgemein als die »aufgeklärte« Mittelalterimagination
bezeichnet. ¹² Sie entstammt dem geistigen Klima der europäi-
10 Repertorium edierter Texte des Mittelalters aus dem Bereich der Philosophie und angrenzender Gebiete,
4 Bde., hg. von Rolf Schönberger/Andrés Quero Sánchez/Brigitte Berges u.a., Berlin 2011.
11 Stephen C. Ferruolo, The Origins of the University. The Schools of Paris and their Critics, 1100 –1215,
Stanford 1985.
12 Otto Gerhard Oexle, Die Gegenwart des Mittelalters (Das mittelalterliche Jahrtausend 1), Berlin 2013.
Vgl. die zugehörigen Arbeiten in Otto Gerhard Oexle, Die Wirklichkeit und das Wissen. Mittelalterforschung
– Historische Kulturwissenschaft – Geschichte und Theorie der historischen Erkenntnis, hg. von
Andrea von Hülsen-Esch/Bernhard Jussen/Frank Rexroth, Göttingen 2011, S. 837–980. Weitere
Arbeiten Oexles genannt bei Frank Rexroth, Das Mittelalter und die Moderne in den Meistererzählun-
 
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