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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0033
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XXXII

Einleitung des Herausgebers

renlassen und über Häberlin schreiben: »Es scheint mir eine philosophische Weltan-
schauung sowohl wie exakte wissenschaftliche Fachbildung zu fehlen. Dafür besitzt
er eine erhebliche Belesenheit, ist, wie man sagt, >gebildet<, schreibt nicht schlecht, ist
aber nach meiner Überzeugung ganz unoriginell und ohne Intensität des Denkens.
Ich würde - mit allem Vorbehalt, wie anfangs betont - ein Buch erwarten, das, elegant
gruppiert, nichts Neues bringt, über Vieles Vielerlei sagt, was aus dem Bildungsstoff
stammt, aber unerheblich ist, da es vermutlich keine Idee hat, keine »Notwendigkeit
besitzt.«12 Jaspers vergaß freilich nicht zu erwähnen, dass er selbst etwas Ähnliches
vorhabe wie Häberlin, um dann Werbung in eigener Sache zu machen: »Hier besteht
nun ein ganz persönliches Interesse bei mir, da ich selbst in diesen Richtungen seit
Jahren arbeite. Ich werde an Sie im Laufe der Zeit mit Angeboten herantreten für eine
»Allgemeine Psychologie^ für eine »Psychologie der Weltanschauungem (die ich beide
schon als Vorlesungen gehalten habe, die eine jetzt zum zweiten Mal). Da ich weiss,
dass belanglose Bücher in dieser Richtung keinen Erfolg haben (eine »Kritik der Psy-
chologie als Wissenschaft von Ehrenberg bei Mohr in Tübingen ist glatt unter den
Tisch gefallen), so möchte ich nicht, dass Sie mit Häberlin Misserfolg haben und da-
durch vielleicht einen, wie ich als Autor natürlich überzeugt bin, falschen Schluss auf
meine demnächstige »Allgemeine Psychologie< machen würden.«13
Um einem ablehnenden Urteil mehr Gewicht zu verleihen, appellierte Jaspers
auch an die Seriosität des Verlages. Das scheint besonders dann der Fall, wenn die Ab-
lehnung pauschal erfolgte, Jaspers sich also nicht die Mühe machte, in die inhaltli-
che Auseinandersetzung zu gehen und sein Urteil in irgendeiner Hinsicht zu diffe-
renzieren. So schrieb er über die Zitatensammlung Aus der modernen Weltanschauung
von Julius Reiner: »Mein Urteil geht dahin: Sachlich halte ich es für wertlos, es ist ein
wenig sinnvolles Conglomerat. Dieses Durcheinander zu lesen, scheint mir für ei-
nen denkenden Menschen eine Qual. Mir jedenfalls war es so zu Mute, obgleich ich
den grösseren Teil der Sachen kannte. Für einen vornehmen Verlag ist solch eine Pu-
blikation jedenfalls zu überlegen, an der Grenze des Möglichen.«14 Das Buch war be-

12 Ebd. - Dieses Urteil hinderte Springer nicht, das Buch zu verlegen. Vgl. P. Häberlin: Der Gegen-
stand der Psychologie. Eine Einführung in das Wesen der empirischen Wissenschaft, Berlin 1921.
13 K. Jaspers an F. Springer, 15. Mai 1917, in diesem Band, S. 280. - Vgl. H. Ehrenberg: Kritik der Psy-
chologie als Wissenschaft. Forschungen nach den systematischen Principien der Erkenntnislehre Kants,
Tübingen 1910.
14 K. Jaspers an F. Springer, 30. Januar 1923, in diesem Band, S. 297-298. - Vgl. Aus der moder-
nen Weltanschauung. Leitmotive für denkende Menschen, hg. vonj. Reiner, Hannover 1905. Dem
Jaspers’schen Wirkungswillen nicht unähnlich, äußerte Reiner im Vorwort das folgende mit
diesem Buch beabsichtigte Anliegen: »In einer Zeit, in der die Gedankenarbeit der Menschheit
immer grössere Dimensionen annimmt und es nur dem Gelehrten möglich ist, das reichhal-
tige Material seines eng umgrenzten Gebietes zu überblicken, [...] dürfte es gewiss nicht unan-
gebracht sein, eine Schrift, wie die vorliegende, weiteren Kreisen, die mit dem geistigen Leben
 
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