Metadaten

Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0063
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
LXII

Einleitung des Herausgebers

land vor und nach dem Ersten Weltkrieg sein sollte. Im September kontaktierte der
wissenschaftliche Berater der Göschen-Sammlung, Prof. Dr. Paul Hartmann174 (Darm-
stadt), zunächst den Kunsthistoriker Karl Christian von Loesch. In einem Gespräch
mit Hartmann im Mai 1927 wurde jedoch deutlich, dass man zu keiner Einigung über
die Disposition des Bandes gelangen würde.175 Einige Monate später schrieb Grethlein
deshalb an Nicolai Hartmann (Köln), der bereits Autor des Verlages war. Das Thema
lautete nun: »Deutschlands Stellung in der politischen, wirtschaftlichen und geisti-
gen Bewegung der Gegenwart«.176 Doch Hartmann sagte wegen starker Inanspruch-
nahme durch eigene Projekte ab.177 Daraufhin fragte man im September 1928 Ge-
org Misch (Göttingen) an.178 Als der nach drei Wochen immer noch nicht reagierte,
wurde die inhaltliche Konturierung des 1000. Bändchens in der Verlagskonferenz
erneut besprochen. Man überlegte - wohl in der Hoffnung, dafür eher die Zusage ei-
nes geeigneten Autors gewinnen zu können - nun als eventuelle Themen »Philoso-
phie der Gegenwart«, »Politische Ethik: Staat und Parteien« und »Ethik des Rechts«.179
Bald darauf kam auch die Absage von Misch.180 So versuchte man es im Januar 1929
bei Theodor Litt (Leipzig) mit der Themenstellung »die geistige Bewegung der abend-
ländischen Kulturwelt der Gegenwart«.181 Drei Wochen nach dessen Absage,182 am
18. Februar 1929, schickte der Verlag schließlich den Brief mit demselben Wortlaut an
Jaspers.183 Zum ersten Mal stieß man hier auf ein ernsthaftes Interesse. Allerdings be-
dang sich Jaspers »vollständige Freiheit [...] in der Wahl der Probleme und der Veran-
schaulichung« aus.184 Für ihn handle es sich nicht »um eine »objektive Darstellung<
[...], die man als Unbeteiligter lesen kann, sondern der Leser müsste selbst sich zur

174 Paul Hartmann (1869-1944), seit 1916 Prof, für Kunstgeschichte an der Technischen Hochschule
Darmstadt, wurde nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten aus dem Amt gedrängt und
zum 30. September 1933 in den Ruhestand versetzt. Hartmann begleitete seit 1898 die Sammlung
Göschen, seit 1903 als wissenschaftlicher Berater. Vgl. V. R. Rennert, U. Schneider: Eine Disziplin
und ihre Verleger, 118. - Nach offizieller Beendigung dieser Tätigkeit zum 1. Januar 1938 würdigte
Jaspers seine Verdienste (vgl. K. Jaspers an P. Hartmann, 9. Juni 1938, in diesem Band, S. 50).
175 Vgl. hierzu den Briefwechsel des Verlags mit Loesch, VA de Gruyter.
176 K. Grethlein an N. Hartmann, 14. Oktober 1927, Durchschlag, ebd.
177 Vgl. N. Hartmann an K. Grethlein, 30. Oktober 1927, ebd.
178 Vgl. K. Grethlein an G. Misch, 21. September 1928, ebd.
179 Protokoll der Verlagskonferenz, 16. Oktober 1928, ebd.
180 Die Absage Mischs erfolgte am 23. Oktober 1928, vgl. ebd.
181 K. Grethlein an T. Litt, 14. Januar 1929, Durchschlag, ebd.
182 Vgl. T. Litt an den Verlag de Gruyter, 20. Januar 1929, ebd.
183 Es ist daher unzutreffend, wenn Anne-Katrin Ziesak schreibt: »Pikanterweise war Jaspers nur die
zweite Wahl des Verlags, denn eigentlich sollte ein anderer Philosoph, Theodor Litt, den Jubi-
läumsband [...] schreiben. Litt hatte kein Interesse und machte damit den Weg frei für die Ent-
stehung eines philosophischen Bestsellers.« (A.-K. Ziesak: Der Verlag Walterde Gruyter, 245)
184 K. Jaspers an K. Grethlein, 24. Februar 1929, in diesem Band, S. 69.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften