Karl Jaspers - de Gruyter

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67 Karl Jaspers an Paul Hartmann
Typoskript; VA de Gruyter
Heidelberg, den 27. August [1931]
Sehr verehrter Herr Hartmann!
Herzlichen Dank für Ihren freundlichen Brief, die Listen und Ihre Bereitwilligkeit zu
der für Sie so mühsamen Reise!
Während ich mir überlege, wie die Abschnitte an grosse Zeitungen zu verteilen
seien, überfällt mich eine starke Hemmung. Ich möchte Sie bitten, von dem ganzen
Vorabdruck abzusehen. Ich fürchte mich, in dieser Verzettelung vor dem Publikum
zu erscheinen. Die Propagandawirkung scheint mir im Verhältnis zu der der Bespre-
chungen unerheblich. Die Stücke sind zwar nicht als logische Glieder einer Gedan-
kenkette, aber als Wirkungsglieder eines Ganzen concipiert. Indem ich mich in den
Leser versetze, der ein kleines Teilstück vor Augen hat, bekomme ich als Autor einen
Schrecken.
Sollten Sie mir zustimmen, wäre zugleich Ihre Reise unnötig. Zwar würde ich mich
sehr freuen, mit Ihnen im europäischen Hof Thee zu trinken,179 aber bei Ihrer Zeitbe-
drängnis ist es Ihnen vielleicht auch angenehm, jetzt keinen Nachmittag opfern zu
müssen. Falls Sie die Sache doch wichtig finden, muss ich meine geringe Orientiert-
heit über die Zeitungen bekennen, zumal darüber, wie die Stücke zu der einen oder
anderen passen würden. Sollte der Verlag einen Vorabdruck dringend wünschen, so
wäre mir eigentlich das Liebste, ich bliebe dabei aus dem Spiel.
Die Liste der Collegen enthält durchweg meine Fachkollegen. Über den Wert der
Zusendung für Propaganda bin ich skeptisch. Von einigen weiss ich, dass sie das Bänd-
chen, schon weil es von mir ist, nicht empfehlen. Zudem ist es kein philosophisches
Buch im Sinne des Fachs. Trotzdem ist die Zusendung an viele vielleicht doch von Be-
deutung. Ich gestatte mir, Ihnen die Liste mit Streichungen (darunter die Namen, an
die ich privat schicke) und mit Zusätzen zurückzuschicken.
Die Liste der Zeitungen und Zeitschriften hat mich sehr befriedigt. Es geht ja ein
wahrer Regen an Rezensionsexemplaren nieder. Die meisten Zeitungen sind mir un-
bekannt. Doch vermisse ich:
Das Tagebuch, Berlin, Leopold Schwarzschild.
Der Ring, Conservative Wochenschrift, Berlin W 9, Friedrich-Ebertstr. 15.
Aus persönlichen Gründen wünschte ich noch:
Nachrichten für Stadt und Land, Oldenburg in Oldenburg (Das Hauptblatt meiner
Heimat).
Mannheimer Tageblatt.
Es wäre mir lieb, wenn ich die Liste der Zeitungen und Zeitschriften behalten
könnte.