Metadaten

Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0207
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
90

Karl Jaspers - de Gruyter

83 Paul Hartmann an Karl Jaspers
Typoskript; DL A, A: Jaspers, mit dem Briefkopf Dr. Paul Hartmann, o. Professor a.d. Techn. Hoch-
schule, Darmstadt

Darmstadt n. XII. 32
Sehr verehrter Herr Jaspers,
wenn ich Ihnen erst heute - endlich! - schreibe, so bitte ich Sie, das freundschaftlich
entschuldigen zu wollen: all die Wochen her haben »Geschäftsbriefe« die spärliche
Portion Spiritus, die ich jeweils am Morgen für mein Lämpchen vorfinde, so restlos
aufgezehrt und mich damit so in Atem gehalten, dass für einen Privatbrief, und hier-
her rechne ich wohl oder übel »Freundschaftsbriefe«, einfach nichts übrig blieb.
Da aber nun eine momentane Atempause eingetreten ist, kommt als erstes der Brief
an Sie an die Reihe!
Inzwischen habe ich Ihnen einen doppelten Dank abzutragen: einmal für den so
sehr freundlichen Brief,208 mit dem Sie mir auch Ihrerseits den glücklichen Abschluss
mit Berlin »getätigt«. Hier freue ich mich - abgesehen von allem Geschäftlichen - pri-
vatim noch deshalb über diesen Abschluss ganz besonders, sofern er mir eine Fort-
dauer der persönlichen Fühlung ermöglicht, die mir anlässlich unserer ersten »Co-
operation« gerade nach der menschlichen Seite so wertvoll geworden ist, dass ich sie
schmerzlichst vermissen würde, wenn sie nach glücklichem Abschluss unserer ersten
Campagne abgerissen wäre.
Sodann für die Übersendung des »Weber« mit der so liebenswürdigen eigenhän-
digen Dedikation! Natürlich ist es hier gleich schon die freundschaftliche »Geste«,
über die ich mich freue. Sodann aber auch alsbald über die Möglichkeit eines weit sich
öffnenden Feldes für Diskussion mir am Herzen liegender sachlicher und menschli-
cher Probleme.
Was mich an Ihrem Weber von vornherein am stärksten interessiert, das sind die
Abschnitte über den »Menschen« und über den »Politiker«.209
Wie typisch sind hier die beiden »Fälle« der Selbstauslieferung der Führer und des
Couleur-Verzichts!210
Auf der einen - und wohl letztlich höheren - Ebene hat Weber hier beidemal voll-
kommen recht. Auf der anderen - es soll die niedrigere Ebene sein - ebenso vollkom-
men unrecht. Ich selber habe - wiederholt - genau dieselbe Spannung während der
Episode, in der ich mich hier als »Hochschulpolitiker« betätigt,211 genau so typisch an
mir selber erlebt und dann die Folgerung daraus gezogen, mich - als »parlamenta-
risch« nicht genügend qualifiziert - aus unserer Hochschulpolitik selber restlos aus-
zuschalten. Nun kann man sich zur Not, ohne sein Gewissen zu belasten, aus einer
Hochschulpolitik ausschalten; nicht aber - bei Webers Einstellung, die sich genau mit
der meinigen deckt, - aus der »Reichspolitik«!
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften