Karl Jaspers - Meiner
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voll erscheinen, wenn die nun wieder existierenden Behörden, die die Nachfolger
der Notgemeinschaft sind, sich dieser Edition annehmen würden durch Zuschüsse.
Es wäre wie eine Ehrensache der deutschen Wissenschaft. Man sollte denken, dass
solche Leistungen, auch wenn sie nicht im Rahmen einer Akademie erfolgen, aner-
kannt werden müssten. Leider kann ich Ihnen darin kaum helfen, da mir die Bezie-
hungen zu diesen Behörden fehlen und meine Autorität vermutlich sehr gering ist.
Sie werden selber Bescheid wissen, an wen sie sich zu wenden hätten; ich denke z.B.
am Rothacker und Gadamer.429 Dass diese Hegel-Ausgabe stecken bleiben sollte, das
wäre ja für die Philosophie wirklich ein grosses Unheil, und vielleicht darf man sa-
gen ein Skandal.
Mit allen guten Wünschen für Ihre Ausgabe Hegels und für Ihre eigene Arbeit Ihr
ergebener
2ii Felix Meiner an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, auf Briefpapier der Felix Meiner Verlagsbuchhandlung in Hamburg
3. Dezember 1952
Sehr geehrter Herr Professor Jaspers!
Herr Professor Hoffmeister teilte mir Ihren Brief vom 14. Oktober auszugsweise mit.
Sie sind von Professor Hoffmeister ja wohl darüber unterrichtet, daß der Gedanke,
die »Neue Kritische Hegel-Gesamtausgabe« unter der Förderung der Deutschen For-
schungsgemeinschaft beschleunigt vorwärts zu treiben, zwar grundsätzlich dort
Sympathie gefunden hat, und daß erhofft werden kann, daß sowohl junge Wissen-
schaftler, denen die Bearbeitung der Materialien der Vorlesungsnachschriften über-
tragen werden soll, auf Forschungsstipendien rechnen können, wie auch, daß Druck-
zuschüsse für die Herstellung der Bände in Aussicht gestellt werden dürften.430
Eine große Schwierigkeit kann sich jedoch daraus ergeben, daß es nach den her-
gebrachten Gebräuchen und Grundsätzen der Deutschen Forschungsgemeinschaft
zweifelhaft erscheint, ob für Professor Hoffmeister selbst eine Existenzgrundlage ge-
schaffen werden kann, wenn er für die Oberleitung der Ausgabe, die Beratung und
Koordinierung der jüngeren Kräfte und für eigene umfassende Herausgebertätigkeit
voll eingespannt ist. Als nichtbeamteter ao. Professor ist er darauf angewiesen, zu
dem bescheidenen Gehalt von DM 450,— monatlich, von dem er vier Kinder unter-
halten muß, hinzuzuverdienen. Unter der Etatposition von Forschungsstipendien ist
eine Honorierung dieser Tätigkeit nach den Grundsätzen der Deutschen Forschungs-
gemeinschaft nicht möglich. Professor Gadamer sagte mir, daß ähnliche Anträge in
anderen Fällen trotz wärmster Befürwortung durch den wissenschaftlichen Fachaus-
schuß abgelehnt worden seien.
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voll erscheinen, wenn die nun wieder existierenden Behörden, die die Nachfolger
der Notgemeinschaft sind, sich dieser Edition annehmen würden durch Zuschüsse.
Es wäre wie eine Ehrensache der deutschen Wissenschaft. Man sollte denken, dass
solche Leistungen, auch wenn sie nicht im Rahmen einer Akademie erfolgen, aner-
kannt werden müssten. Leider kann ich Ihnen darin kaum helfen, da mir die Bezie-
hungen zu diesen Behörden fehlen und meine Autorität vermutlich sehr gering ist.
Sie werden selber Bescheid wissen, an wen sie sich zu wenden hätten; ich denke z.B.
am Rothacker und Gadamer.429 Dass diese Hegel-Ausgabe stecken bleiben sollte, das
wäre ja für die Philosophie wirklich ein grosses Unheil, und vielleicht darf man sa-
gen ein Skandal.
Mit allen guten Wünschen für Ihre Ausgabe Hegels und für Ihre eigene Arbeit Ihr
ergebener
2ii Felix Meiner an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, auf Briefpapier der Felix Meiner Verlagsbuchhandlung in Hamburg
3. Dezember 1952
Sehr geehrter Herr Professor Jaspers!
Herr Professor Hoffmeister teilte mir Ihren Brief vom 14. Oktober auszugsweise mit.
Sie sind von Professor Hoffmeister ja wohl darüber unterrichtet, daß der Gedanke,
die »Neue Kritische Hegel-Gesamtausgabe« unter der Förderung der Deutschen For-
schungsgemeinschaft beschleunigt vorwärts zu treiben, zwar grundsätzlich dort
Sympathie gefunden hat, und daß erhofft werden kann, daß sowohl junge Wissen-
schaftler, denen die Bearbeitung der Materialien der Vorlesungsnachschriften über-
tragen werden soll, auf Forschungsstipendien rechnen können, wie auch, daß Druck-
zuschüsse für die Herstellung der Bände in Aussicht gestellt werden dürften.430
Eine große Schwierigkeit kann sich jedoch daraus ergeben, daß es nach den her-
gebrachten Gebräuchen und Grundsätzen der Deutschen Forschungsgemeinschaft
zweifelhaft erscheint, ob für Professor Hoffmeister selbst eine Existenzgrundlage ge-
schaffen werden kann, wenn er für die Oberleitung der Ausgabe, die Beratung und
Koordinierung der jüngeren Kräfte und für eigene umfassende Herausgebertätigkeit
voll eingespannt ist. Als nichtbeamteter ao. Professor ist er darauf angewiesen, zu
dem bescheidenen Gehalt von DM 450,— monatlich, von dem er vier Kinder unter-
halten muß, hinzuzuverdienen. Unter der Etatposition von Forschungsstipendien ist
eine Honorierung dieser Tätigkeit nach den Grundsätzen der Deutschen Forschungs-
gemeinschaft nicht möglich. Professor Gadamer sagte mir, daß ähnliche Anträge in
anderen Fällen trotz wärmster Befürwortung durch den wissenschaftlichen Fachaus-
schuß abgelehnt worden seien.