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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0338
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Karl Jaspers - Minuit (1946-1951)

218 Karl Jaspers an Pierre Lescure
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: Jaspers
Heidelberg, 9.12.1946
Sehr geehrter Herr Lescure!
Gestern empfing ich Ihren Brief vom 30. 9. über Genf.468 Ich habe ihn mit Rührung
und Dank gelesen. Die kurze Begegnung zwischen uns hat eine Sympathie erweckt,
die mir von grossem Wert ist, da sie in einer von uns beiden gefühlten europäischen
Gemeinschaft begründet ist, wenn wir auch so wenig geradezu darüber gesagt haben.
Ich bin glücklich, dass Sie zunächst meine »Schuldfrage« in Ihrem Verlage bringen
wollen. Ihren mich ehrenden Wunsch, alle meine Werke in Frankreich nur durch Ih-
ren Verlag erscheinen zu lassen, kann ich leider nicht erfüllen. Mein grösseres Buch
über Nietzsche wird schon seit einem Jahre für den Gallimard-Verlag übersetzt,469
meine »Geistige Situation der Zeit« in Belgien durch Professor Waelhens.470 Meine
»Philosophie« ist schon von einem Übersetzer gewünscht worden, aber noch nicht
endgültig vergeben.471 In jedem Falle werden Sie bei Fräulein Jeanne Hersch Auskunft
erhalten, die über eine Reihe meiner neueren kleineren Schriften die Verfügung hat.472
Sie kündigen mir das Geschenk einer Sammlung heimlicher Veröffentlichungen
aus der Besatzungszeit an. Das ist ein ganz ausserordentliches Geschenk und freut
mich als Zeichen Ihrer Neigung und dann seinem Inhalte nach ganz ausserordentlich.
Falls Sie Schwierigkeiten haben, es an mich gelangen zu lassen, würde vielleicht für
die Vermittlung nach vorheriger Anfrage durch Sie bereit sein folgende Adresse: Cen-
tre d’Etudes Culturelles, Economiques et Sociales - Bureaux: Offenburg in Baden, 6
Weingartenstrasse. Von dort erhalten wir gelegentlich französische Veröffentlichun-
gen von einem Pater, der dort die Leitung hat.473 Meinerseits wage ich noch nicht,
mich dorthin zu wenden, um Ihnen meine neuen Veröffentlichungen zu schicken.
An die Zeit in Genf denke ich mit tiefer Befriedigung zurück.
Ich grüsse Sie herzlich
 
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