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Karl Jaspers - Minuit
ob der französische Kulturgesandte in Berlin seinerseits eine Lizenz für mich erhalten
kann. Ich beklage es, dass ich Ihnen diese umständlichen Dinge vortragen muss. Aber
ich bin in einer Zwangslage, denn ich mache mich strafbar mit höchst fatalen Konse-
quenzen, wenn ich ohne Lizenz handle, nachdem ich jenen Brief erhalten habe. Die
vor jenem Brief geschehenen Aktionen scheinen mir davon nicht betroffen.
Meine dreibändige »Philosophie«, mein bisheriges Hauptwerk, ist in der Tat frei
für die Übersetzung, denn ein Herr aus Frankreich, der sich wegen der Übersetzung
an mich vor mehr als einem Jahre gewandt hatte, hat seitdem geschwiegen.477 Ein Ver-
trag ist nicht abgeschlossen worden. Sollten Sie bereit sein, dieses Werk übersetzen zu
lassen, und einen dafür befähigten Übersetzer finden, so würde ich mich ganz ausser-
ordentlich freuen. Die Übersetzung zu machen, wäre wohl eine recht schwierige Leis-
tung, die nur eine philosophisch und sprachlich begabte Persönlichkeit leisten kann.
Die Verhandlungen müssten in diesem Fall über meinen Verlag gehen, der die Hälfte
des Übersetzungsrechtes besitzt: Springer Verlag, Heidelberg, Neuenheimer Landstr.
24. Sollte ich persönlich eine Lizenz erhalten, so kann der Vertrag mit dem Verleger
auch indirekt über meine Person stattfinden.
Ich habe Ihnen schon geschrieben, dass ich für meine anderen Werke, sobald es
erlaubt sein wird, gerne die Übersetzung Ihrem Verlage anvertraue. Ich bitte Sie, mit
Fräulein Jeanne Hersch in Genf in Fühlung zu bleiben. Sie wird über die Lage meiner
Schriften immer orientiert sein.
Ich danke Ihnen noch einmal und bin mit den besten Empfehlungen
Ihr ergebener
221 Karl Jaspers an Paul Silva-Coronel
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: Jaspers
Heidelberg, 19. 5.1947
Sehr geehrter Herr Silva Coronel!
Mit herzlichem Dank empfing ich Ihren Brief vom 8. 5. Ihre Überlegungen haben et-
was ausserordentlich Überzeugendes.478 Ich habe nicht die geringsten Sorgen wegen
meiner Rechte. Die Persönlichkeit von Herr[n] Vercors und Jean Lescure sind mir Si-
cherheit genug.479 Etwas anderes ist es, dass Verordnungen vorliegen, die ich unter
keinen Umständen umgehen möchte. Es ist ja ein gewaltiger Unterschied zu dem
Verhältnis, aus dem heraus Sie seinerzeit in England publizierten, und unserem ge-
genwärtigen Zustand.480 Jetzt müssen wir alles tun, um in einen Rechtsstand zu kom-
men, und daher, wie mir scheint, auch schlechte Gesetze erst einmal befolgen. Als
ich Fräulein Hersch die Übersetzungsrechte für jene kleineren Schriften schenkte,
wusste ich nichts von dem Gesetz und die Folge jener Handlung war nicht mehr in
Karl Jaspers - Minuit
ob der französische Kulturgesandte in Berlin seinerseits eine Lizenz für mich erhalten
kann. Ich beklage es, dass ich Ihnen diese umständlichen Dinge vortragen muss. Aber
ich bin in einer Zwangslage, denn ich mache mich strafbar mit höchst fatalen Konse-
quenzen, wenn ich ohne Lizenz handle, nachdem ich jenen Brief erhalten habe. Die
vor jenem Brief geschehenen Aktionen scheinen mir davon nicht betroffen.
Meine dreibändige »Philosophie«, mein bisheriges Hauptwerk, ist in der Tat frei
für die Übersetzung, denn ein Herr aus Frankreich, der sich wegen der Übersetzung
an mich vor mehr als einem Jahre gewandt hatte, hat seitdem geschwiegen.477 Ein Ver-
trag ist nicht abgeschlossen worden. Sollten Sie bereit sein, dieses Werk übersetzen zu
lassen, und einen dafür befähigten Übersetzer finden, so würde ich mich ganz ausser-
ordentlich freuen. Die Übersetzung zu machen, wäre wohl eine recht schwierige Leis-
tung, die nur eine philosophisch und sprachlich begabte Persönlichkeit leisten kann.
Die Verhandlungen müssten in diesem Fall über meinen Verlag gehen, der die Hälfte
des Übersetzungsrechtes besitzt: Springer Verlag, Heidelberg, Neuenheimer Landstr.
24. Sollte ich persönlich eine Lizenz erhalten, so kann der Vertrag mit dem Verleger
auch indirekt über meine Person stattfinden.
Ich habe Ihnen schon geschrieben, dass ich für meine anderen Werke, sobald es
erlaubt sein wird, gerne die Übersetzung Ihrem Verlage anvertraue. Ich bitte Sie, mit
Fräulein Jeanne Hersch in Genf in Fühlung zu bleiben. Sie wird über die Lage meiner
Schriften immer orientiert sein.
Ich danke Ihnen noch einmal und bin mit den besten Empfehlungen
Ihr ergebener
221 Karl Jaspers an Paul Silva-Coronel
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: Jaspers
Heidelberg, 19. 5.1947
Sehr geehrter Herr Silva Coronel!
Mit herzlichem Dank empfing ich Ihren Brief vom 8. 5. Ihre Überlegungen haben et-
was ausserordentlich Überzeugendes.478 Ich habe nicht die geringsten Sorgen wegen
meiner Rechte. Die Persönlichkeit von Herr[n] Vercors und Jean Lescure sind mir Si-
cherheit genug.479 Etwas anderes ist es, dass Verordnungen vorliegen, die ich unter
keinen Umständen umgehen möchte. Es ist ja ein gewaltiger Unterschied zu dem
Verhältnis, aus dem heraus Sie seinerzeit in England publizierten, und unserem ge-
genwärtigen Zustand.480 Jetzt müssen wir alles tun, um in einen Rechtsstand zu kom-
men, und daher, wie mir scheint, auch schlechte Gesetze erst einmal befolgen. Als
ich Fräulein Hersch die Übersetzungsrechte für jene kleineren Schriften schenkte,
wusste ich nichts von dem Gesetz und die Folge jener Handlung war nicht mehr in