Metadaten

Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0416
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Karl Jaspers - Springer

299

Projekt heranzutreten, dessen Durchführung - wir geben uns keinen Augenblick
einer Täuschung darüber hin - in heutiger Zeit wohl schwierig, darum doch nicht
überflüssig oder gar aussichtslos ist. Das Projekt betrifft die Gründung einer Viertel-
jahresschrift für Philosophie, die es sich zur Aufgabe machen soll, die Einwirkungen
der Philosophie auf Wissenschaft und Leben in wissenschaftlicher Form, wenn auch
nicht unter ausschliesslich wissenschaftlichen Gesichtspunkten, also in Berücksich-
tigung der allgemeinen Interessen an den Resultaten der Philosophie, zu behandeln,
und zwar auf internationaler Basis. Gegenwärtig haben wir in Deutschland äusser rei-
nen Fachzeitschriften für Philosophie und Psychologie, die überdies wenig gelesen
werden, nur drei grössere und allgemeiner beachtete Organe: die Annalen für Philo-
sophie (herausg. von Vaihinger), die Kantstudien und den Logos.674 Die Annalen und
Kantstudien stehen auf begrenztem Fundament, erstere auf der Philosophie des Als
Ob,675 dem Fiktionalismus, letztere auf Kant und dem Kritizismus. Die Arbeiten ha-
ben grösstenteils reines philosophisches Fachinteresse. Die Mitarbeiter rekrutieren
sich ausschliesslich aus Deutschland. Nur der Logos erstrebte Internationalität und als
Zeitschr. f. Philosophie der Kultur eine stärkere Lebensnähe und Aktualität, ohne sie
jedoch zu erreichen. Als Organ der Rickertschule auf die Ideen des Fichteschen Idealis-
mus und der deutschen Frühromantik festgelegt, musste er spezifisch deutschen Cha-
rakter behalten und gegen die grossen Strömungen des Auslandes, den Pragmatismus,
den neuen Realismus, aber auch gegen den Irrationalismus in Deutschland, die neue
Naturphilosophie indifferent bleiben. Heute ist die Situation die, dass wir in Deutsch-
land kein Organ besitzen, welches ausgesprochen der Philosophie der Gegenwart, und
zwar in ihrer ganzen internationalen Breite, dient, welches die zahlreichen Wechsel-
wirkungen zwischen Philosophie und Einzelwissenschaft, Philosophie und geistig-
öffentlichem Leben behandelt. Hier wollen wir mit unserem Journal einsetzen.
Es ist überdies unbedingt notwendig, das gebildete Publikum bei uns, die akade-
mischen Kreise, die Studenten, aber auch weitere Volkskreise mit der ausländischen
Literatur und Geistesarbeit fortlaufend bekannt zu machen, die uns heute aus valu-
tarischen Gründen verschlossen bleibt. Prof. Baumgarten und ich haben in diesem
Sinne vorbereitende Schritte getan und haben uns an deutsche, schweizerische und
holländische Gelehrte gewandt, die als Mitherausgeber eines solchen Journals für
Philosophie ihren Einfluss und ihre Kraft aufbieten wollen. Bisher haben zugesagt:
in Deutschland die Proff. Spranger (Berlin), Tröltsch (Berlin), Scheier (Köln); Driesch
(Leipzig), der auf einer Gastvorlesungsreise durch China und Japan sich befindet,
wird uns in wenigen Wochen Nachricht geben, seine Zusage ist bestimmt zu erwar-
ten.676 Für den verstorbenen Geh. Rat Tröltsch wird wohl Jaspers (Heidelberg) in den
Kreis der Mitherausgeber eintreten. Für die Schweiz haben zugesagt die Proff. Oltra-
mare (Genf) und Häberlin (Basel, früher Bern).677 Für Holland hat bisher zugesagt Prof.
Buitendyk (Amsterdam).678 Mit italienischen Herren sind Verbindungen angeknüpft;
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften